Schottisches Feuer
Stärke.
Sie konnte noch gar nicht richtig glauben, dass es vorbei war.
»Es ist schon eigenartig, wie sich das Leben meines Vaters und mein eigenes gleichen.« Er sah ihr in die Augen. »Bis auf eine Sache.«
»Und die wäre?«, fragte Jeannie leise.
»Ich habe die Gelegenheit, es wiedergutzumachen. Mein Vater hatte sie nicht.« Er nahm ihre Hand, führte sie an die Lippen und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Finger. »Vor zehn Jahren habe ich dich gebeten, mich zu heiraten. Ich verdiene keine zweite Chance, aber sag noch einmal, dass du meine Frau werden willst, und ich werde den Rest meines Lebens damit verbringen, dich glücklich zu machen.«
Jeannie wollte schlucken, doch der Kloß in ihrer Kehle machte es unmöglich. Das Herz ging ihr über vor Liebe zu ihm, vor längst überfälligem Glück und vor Ungläubigkeit, dass all ihre Träume endlich doch noch wahr wurden.
Mit tränenüberströmten Wangen nickte sie. »Ja, ich werde dich heiraten.«
Er lächelte und zog ihren Mund an seine Lippen. Und als er sie dieses Mal küsste, hörte er nicht mehr auf.
Epilog
Dunoon Castle, Beltane 1609
Einen Augenblick lang von Gefühlen überwältigt blieb Jeannie am Eingang zum Burgsaal stehen und ließ den Blick über die festliche Szene vor ihr schweifen. Es war beinahe zu perfekt. Vielleicht sollte sie sich kneifen, um sicherzugehen, dass es Wirklichkeit war.
Sie hatte über zehn Jahre auf diese Hochzeit gewartet. Es schien passend zu sein, dass sie an Beltane stattfand, dem alten Fest der Fruchtbarkeit und des Frühlings – einem Tag für Neuanfänge – und dem wahren Datum von Dougalls Geburt.
In ihrem Nacken kribbelte es, und alle Sinne schienen zum Leben zu erwachen, als ihr Herz einen Schlag lang aussetzte und dann voller Erwartung schneller schlug. Sie spürte ihn warm und stark hinter sich, als er ihr die Arme um die Taille schlang, die Hände auf ihren Bauch legte und das Gesicht in ihrem Haar vergrub.
Der warme Atem an ihrem Ohr ließ ihr einen Schauer des Verlangens über den Rücken rieseln. »Ist alles so, wie du gehofft hast, meine Gemahlin?«
Gemahlin. Sie glaubte nicht, dass sie es je leid werden würde, das zu hören. Da sie nicht hatten warten wollen, bis alles geregelt war, hatten sie heimlich schon vor über vier Monaten geheiratet, doch heute würden sie es offiziell tun im Beisein ihrer ganzen Familie.
Sie neigte leicht den Kopf, damit sie ihm in die Augen sehen konnte, und ihr Herz kam bei seinem jungenhaften Grinsen ins Stolpern. Wenn sie ihn jetzt so betrachtete, fiel es ihr leicht, sich an den gut aussehenden jungen Krieger zu erinnern, den sie auf der anderen Seite des Saales auf Stirling Castle erblickt und der ihr junges Herz gestohlen hatte. Ihre Liebe zu ihm hatte sich nie geändert; sie war immer da gewesen. Jeannie hatte nur erst stark genug werden müssen, um ihr zu vertrauen.
»Es ist perfekt«, antwortete sie sanft, »Chief.« Ihre Augen funkelten schelmisch. Sie konnte einfach nicht widerstehen, ihn zu necken. Ihre Belohnung dafür war eine leichte Röte, die sein Gesicht färbte. Er hatte jedes Recht, stolz zu sein. Duncan hatte seine Rolle mit Leichtigkeit übernommen und sich bereits den Respekt und die Bewunderung seiner Clansleute verdient. Sie wusste, dass sich diese Position für ihn eigenartig anfühlte und dass er sich immer noch erst an die Tatsache gewöhnen musste, dass er der Chieftain der Campbells of Auchinbreck war, doch er war seit Jahren ein Anführer – alles, was sich geändert hatte, war sein Titel.
Es war schwer zu glauben, wie sich alles entwickelt hatte. Sie waren wirklich vom Glück gesegnet.
Als sie den Blick durch den Saal schweifen ließ, sah sie ihren Bruder und seine Frau, ihre beiden jüngeren Schwestern und ihre Ehemänner – sogar Huntly und die Marchioness hatten ihre Differenzen mit Argyll für einen Tag beigelegt, um hier zu sein. Ihnen die Wahrheit über Dougall zu erzählen, war eines der schwersten Dinge gewesen, die sie je hatte tun müssen. Lady Gordon hatte nur eine einzige Frage. »Wusste mein Sohn davon?« Jeannies Versicherung, dass er es gewusst hatte, war genug. Die unerbittliche Liebe der Marchioness für ihre Familie würde sich vermutlich nie auch auf Jeannie erstrecken, auf ihre Kinder jedoch schon. Auf beide.
Sie hatten Dougall die Wahrheit über seine Geburt noch nicht gesagt, doch das würden sie noch tun, sobald der richtige Zeitpunkt gekommen war. Aber er war so aufmerksam – ganz wie sein Vater –,
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