Schottisches Feuer
die Schulter geschlungenen Ledertasche, die Duncans Habseligkeiten enthielt, die Treppe hochstieg.
Sie war vor etwa einer Stunde aufgewacht, und nach einem langen, heißen Bad und einem schnellen Happen zu essen fühlte sie sich wunderbar erfrischt. Ihr war klar, dass Duncan wahrscheinlich dasselbe brauchen würde, darum hatte sie seine sehr erleichterten Männer aufgespürt und sie um seine Sachen gebeten in der Hoffnung, dass sie darunter ein sauberes Hemd finden würde. Francis war beinahe ebenso groß und breitschultrig gewesen wie Duncan, aber nicht annähernd so muskulös. Die Notwendigkeit hatte ihn zum Krieger gemacht, er war nicht dazu geboren worden. Doch selbst wenn sie ein Hemd finden konnte, das Duncan passte, war die Vorstellung, Duncan etwas von ihrem Ehemann zu leihen, seltsam. Es kam ihr vor wie Untreue, und sie war sich auch nicht sicher, ob Duncan das überhaupt wollen würde.
Aber sie erinnerte sich daran, welche Wirkung seine nackte Brust auf sie gehabt hatte, und jetzt, da er auf dem Weg der Besserung war … Nun, sie würde schon etwas für ihn finden, und wenn sie ihn in Sackleinen stecken musste.
Nach allem, was geschehen war, verblüffte es Jeannie, wie viel leichter sie sich fühlte. Sein Fieber hatte sie gezwungen, einigen harten Wahrheiten ins Gesicht zu sehen. Sie war bei Weitem nicht so über ihn hinweg, wie sie gern glauben wollte. Viel zu lange hatte sie ihre Gefühle unterdrückt. Sie hatte sich nie mit dem Leid auseinandergesetzt, das er ihr gebracht hatte; war gezwungen gewesen, die Wut und Verbitterung, die sie Duncan gegenüber verspürte, zum Wohle des Kindes, das sie erwartete, in sich zu vergraben. Ihn dem Tod so nahe zu sehen, hatte diese Gefühle mit einer Heftigkeit neu entfesselt, die sie überraschte.
Was zwischen ihnen gewesen war, war lange her. Ein ganzes Leben lang. Zu lange, um noch an solcher Wut festzuhalten.
Sie wollte immer noch, dass Duncan ging – die Gefahr für ihren Sohn war nicht geringer geworden –, doch sie konnte warten, bis er sich wieder erholt hatte.
Jeannie hatte fast das obere Ende der Treppe erreicht, als sein tiefes, polterndes Lachen sie wie angewurzelt stehen bleiben ließ. Sie spürte einen Stich in der Brust. Dieses Geräusch hatte sie schon vergessen. Vergessen, welche Wirkung es auf sie hatte. Wie es sie einhüllte und durch und durch mit Zufriedenheit erfüllte. Wie es ihr einmal das Gefühl gegeben hatte, sie wäre die einzigartigste Frau der Welt.
Vor Jahren war er so ernsthaft gewesen, dass sein Lachen ihr wie ein seltenes Geschenk erschienen war. Und nun, da Alter und Krieg ihn hart gemacht hatten, nur umso mehr.
Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe und fragte sich, was ihn wohl dazu gebracht hatte …
Als sie ein paar Schritte näher trat, wurde die Antwort auf ihre Frage auf schmerzliche Weise offensichtlich. Scharf sog sie den Atem ein, denn der jähe Schmerz traf sie ebenso heftig wie unerwartet.
Duncan stand mitten im Zimmer, knietief im Wasser des Badezubers, nackt bis auf das feuchte Handtuch, das um seine Hüften geschlungen war, und das junge Kindermädchen Beth klebte an seiner Brust. Seine muskulösen Arme waren um sie geschlungen. Jeannies Herz schlug angestrengt. Beide lachten, und ein sehr schmeichelhaftes Rosa färbte die Wangen des hübschen, blonden Mädchens.
Ein scharfer Stich, den man nur als Eifersucht bezeichnen konnte, traf sie gefährlich nahe an ihrem Herz. Warum sollte ihr das etwas ausmachen? Er gehörte ihr nicht. Es musste zahllose Frauen in seinem Leben gegeben haben, nachdem er Schottland verlassen hatte. Duncan war ein sündhaft gut aussehender Mann – stark und unbestreitbar männlich. Frauen flogen ihm nur so zu. Doch das theoretisch zu wissen und es in Fleisch und Blut zu sehen – sehr nasses, nacktes Fleisch –, waren zwei völlig verschiedene Dinge.
Beim Geräusch ihres Aufkeuchens fuhren sowohl Duncan als auch Beth – schuldbewusst? – herum und wurden sofort ernst. Wie immer verriet Duncans unerbittliche Miene nichts von seinen Gedanken, doch Beth hatte denselben Ausdruck auf dem Gesicht, den Ella manchmal hatte – Jeannie nannte ihn den Ich-habe-gar-nichts-gemacht-Ausdruck –, wenn sie auf frischer Tat ertappt wurde.
Duncan gab die Magd frei, und das Mädchen trat schnell ein paar Schritte zurück. Die ganze Vorderseite ihres kirtles war feucht und enthüllte die Konturen ihrer straffen, jungen Brüste.
»Ich bin ausgerutscht«, bot Duncan eine Erklärung an. »Und
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