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Schottisches Feuer

Titel: Schottisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Mccarty
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durchwühlte den Inhalt seiner Tasche und zog schließlich eine schwarze, lederne Reithose und ein sauberes Leinenhemd heraus. Als seine Hand zu dem Tuch um seine Hüften griff, wendete Jeannie sorgsam den Blick ab. Doch ihre Sinne schienen unnatürlich geschärft zu sein, und sie war sich jeder seiner Bewegungen quälend bewusst. Jeannie wusste, dass es unmöglich war, doch sie hätte schwören können, dass sie hörte, wie das dünne Handtuch zu Boden fiel. Hörte, wie sich das Leder dehnte, als er die Hose über die Beine zog. Den Luftzug fühlte, als er sich das Hemd über den Kopf streifte.
    »Ich bin fertig.« Bei der trockenen Belustigung in seiner Stimme musste sie sich fragen, ob sie so mühelos zu durchschauen war. Jeannie drehte sich wieder zu ihm um, und er zog ihr einen Stuhl heran. Zuerst zögerte sie, doch dann schalt sie sich selbst für dieses lächerliche Verhalten und setzte sich, die Hände spröde im Schoß gefaltet. Er ließ sich ihr gegenüber auf dem Rand des Bettes nieder – viel näher, als ihr lieb war. Sie konnte den warmen, intensiven Geruch von Seife auf seiner Haut und das dunkle, männliche Aroma riechen, das sie immer verfolgt hatte.
    »Ich wollte dir danken für das, was du getan hast.«
    »Das war nicht der Rede wert«, wiegelte sie schnell ab, während sie gegen die Röte ankämpfte, die ihr in die Wangen stieg, und sich fragte, an wie viel er sich wohl erinnerte.
    Er widersprach ihr nicht, doch sie wussten beide, dass sie log. »Es tut mir leid, dass meine Rückkehr dir vielleicht Schwierigkeiten bereitet. Ich hatte nicht die Absicht, dich zu verletzen. Aber du musst doch gewusst haben, dass ich eines Tages heimkommen würde.«
    Sie sah ihn scharf an. »Ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, ob du jemals zurückkommen würdest. Wenn nur die Hälfte aller Geschichten über dich wahr ist, warum solltest du das tun?« Sie konnte sich gegen den Anflug von Neugier nicht wehren. »Hast du wirklich mit nur einem Dutzend Männer eine ganze Armee besiegt?«
    Er sah unbehaglich aus. »Die Hälfte von dem, was du gehört hast, ist ohne Zweifel übertrieben.«
    Und die andere Hälfte? Ihr fiel auf, dass er ihre ursprüngliche Frage nicht verneint hatte. »Es muss schwierig gewesen sein, mit nichts als deinem Schwertarm für deinen Unterhalt zu sorgen. Du bist nach Irland gegangen?«
    Er nickte. »Ich war Söldner der O’Neills. Als sie aus Irland vertrieben wurden, ging ich mit ihnen. Zuerst nach Frankreich, dann in die Schweiz, nach Italien, Flandern und schließlich nach Spanien. Es war ein hartes Leben, aber auch nicht ohne Lohn.«
    Nun war er es, der Fragen stellte. »Und was ist mit dir, Jeannie? Wie ist dein Leben verlaufen? Warst du glücklich?«
    Sie bedauerte ihren Impuls, in der Vergangenheit zu wühlen – es war das Letzte, worüber sie mit ihm reden wollte. Doch er hatte ihr ehrlich geantwortet, und genauso viel würde sie für ihn tun. Glücklich? Nay , aber sie hatte auch nicht gelitten. »Ich war zufrieden. Ich hatte meine Kinder.«
    »Und dein Mann? War er gut zu dir?«
    Etwas in seiner Stimme zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Er schien äußerst gespannt auf jede kleinste Reaktion von ihr zu achten. » Aye , Francis war ein guter Mann.« Sie hätte ihn lieben sollen. Um eine weitere Unterhaltung über ihren Ehemann zu vermeiden, kam sie auf das ursprüngliche Thema zurück. »Du hast dir zwar auf dem Festland einen Namen gemacht, aber hier hat sich nichts geändert. Dir hängt immer noch der Verdacht des Hochverrats an.«
    »Kein Verdacht«, konterte er gepresst. »Ich wurde verurteilt, bevor ich fortging. Ich wäre auf der Stelle gehängt worden, wenn man mich gefunden hätte.«
    »Bist du deshalb so plötzlich fortgegangen?«
    Er zuckte mit den Schultern. Der Mangel an Verbitterung in seiner Stimme überraschte sie. Jeder hatte sich gegen ihn gewandt und er tat so, als bedeutete es nichts, doch es musste schrecklich gewesen sein.
    »Mein Vater war tot, und der Rest meines Clans war von meiner Schuld überzeugt. Ich war der Meinung, dass es für mich hier nichts mehr gab.«
    Sie brachte die Worte kaum hervor, so heiß und eng schnürte es ihr die Kehle zu. »Was war mit mir?«
    Ihre Blicke trafen sich, und etwas geschah zwischen ihnen – etwas Tiefes und Bedeutendes.
    Jeannie schwor sich, dass sie sich nicht noch einmal gegen seine falschen Anschuldigungen verteidigen würde, doch sein Schweigen trieb sie dazu, es noch ein weiteres Mal zu versuchen. Um Verlorenes

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