Schottisches Feuer
beinahe wäre die kleine Beth hier bei mir im Badezuber gelandet.«
Sollte sie sich dadurch etwa besser fühlen? »Ich verstehe«, antwortete Jeannie und fühlte sich wie eine humorlose, alte Ziege. Wie ihre Schwiegermutter, ehrlich gesagt. Warum verhielt sie sich so? Es war nichts Ungewöhnliches daran, dass eine Dienerin einem Mann beim Baden half – Jeannie hatte es selbst vorgeschlagen. Sie hatte die Sache nur nicht sehr gut durchdacht.
Beth streckte erneut die Arme, aus und diesmal stieg er mühelos aus dem hölzernen Zuber.
Jeannies Mund wurde trocken. Auf einer Burg war für Schamhaftigkeit wenig Platz, unter Kriegern sogar noch weniger, und ein einziger Blick in seine Richtung erinnerte sie daran, dass es nichts gab, wofür er sich schämen musste. Sie konnte alles sehen. Jeden Muskel, jede Wölbung. Angespannt hielt sie den Atem an. Jeden langen, starken Zoll von ihm.
Ihre Bauchmuskeln zogen sich zusammen.
Sehr entschlossen hielt sie ihren Blick auf den Teil vom Hals aufwärts geheftet. Doch selbst das war nicht ungefährlich. Er hatte sich rasiert, und ihr Blick wurde von der tief gebräunten Haut und der kräftigen Linie seines Kiefers angezogen. Er war schon immer so lächerlich umwerfend gewesen – und nun sogar noch mehr.
Sich wieder an die Aufgabe erinnernd, die sie hergeführt hatte, ließ sie die Tasche von der Schulter gleiten. »Ich habe dir deine Sachen gebracht.«
Er lächelte breit, während ihm eine feuchte Haarlocke spitzbübisch in die Stirn fiel. Ihre Erinnerung sprang zurück an den Loch, und das Stechen in ihrer Brust wurde nachdrücklicher.
»Ah, danke. Ich wollte gerade Beth bitten, sie zu holen.«
Jeannie fühlte sich wie eine Närrin, weil sie zuließ, dass er ihr so zusetzte, und wollte sich wieder zurückziehen. Sie war diesen Weg schon einmal gegangen. Doch jetzt war sie kein in romantischen Wunschvorstellungen gefangenes junges Mädchen mehr, das etwas sah, das es haben wollte, und einfach handelte, ohne an die Konsequenzen zu denken. Ihr Leben war eine einzige große, lange Konsequenz. Inzwischen war sie klüger geworden und würde sich nicht zu Unüberlegtheiten verleiten lassen.
»Dann lasse ich dich jetzt allein. Ich habe eine der Dienerinnen gebeten, dir etwas zu essen zu bringen, und ich denke, deine Männer brennen schon darauf, dich zu sehen, wenn du so weit bist.«
»Das kann ich mir vorstellen«, entgegnete er trocken.
Sie wandte sich zum Gehen, doch er hielt sie zurück. »Warte. Wenn du einen Augenblick Zeit hast, da gibt es etwas, worüber ich mit dir sprechen möchte.«
Sich der anderen Frau im Zimmer überdeutlich bewusst nickte Jeannie steif. »Natürlich.«
Beths Blick flog zwischen ihnen hin und her. Sie schien unsicher, was sie tun sollte. Duncan kam ihr zu Hilfe. »Ich glaube, jetzt komme ich allein zurecht. Danke, Mädchen. Tut mir leid, dass ich dich ganz nass gemacht habe.«
Beth sah überhaupt nicht aus, als hätte ihr das etwas ausgemacht, doch sie nickte heftig mit dem Kopf und eilte hastig aus dem Zimmer. Einem Zimmer, das mit einem Mal viel kleiner wirkte.
Jeannie hoffte, dass er sich nicht von ihr beim Ankleiden helfen lassen wollte. Sie wollte ihm nicht noch näher kommen, als sie ohnehin schon war. Sogar noch fünf Fuß von ihm entfernt ließ eine rastlose Energie jeden Nerv ihres Körpers pulsierend vibrieren.
Er sah nicht aus wie ein Mann, der gerade dem Tod von der Schippe gesprungen war. Er sah stark und kraftvoll aus, und attraktiver als jeder, den sie je getroffen hatte.
Sein Körper war wunderschön. Er strahlte eine rohe Männlichkeit aus, die sie auf einer niederen Ebene ansprach, die sie sich nicht erklären konnte. Es war nicht greifbar, war unwillkürlich, aber unbestreitbar.
Es lag nicht einfach nur an seiner körperlichen Anziehungskraft. Ihr Ehemann war ebenfalls ein sehr gut aussehender Mann gewesen, doch sie hatte nie so auf ihn reagiert – obwohl sie sich immer und immer wieder bemüht hatte. Der Mangel an Leidenschaft zwischen ihnen war für sie beide eine Enttäuschung gewesen – eine, die Francis letzten Endes aus ihrem Bett vertrieben hatte. Verzweiflung durchzuckte sie schneidend, denn sie wusste, wie sehr ihre lauwarme Reaktion ihn verletzt hatte. Wie falsch es war, dass ein einziger Blick auf Duncan mehr Verlangen in ihr wecken konnte als Jahre mit ihrem Ehemann.
Die Reaktion ihres Körpers kam ihr wie grausamste Untreue vor und war ein weiterer Stein auf dem Berg ihrer Schuldgefühle.
Duncan
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