Schottisches Feuer
Dämonen. Je heißer er glühte, umso stärker löste sie sich auf. Längst begrabene Gefühle stiegen brodelnd an die Oberfläche wie bei einem Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Heftig schwankte sie von einem Extrem ins andere. Mal wünschte sie ihn fluchend zum Teufel, mal betete sie wieder mit aller Kraft um sein Leben.
Dann, in den frühen Morgenstunden der zweiten Nacht, wachte er auf. Im Fieberwahn rief er ihren Namen, dann wurde er plötzlich still. Totenstill. Genau wie Francis.
Panik erfasste ihr Herz. »Nein!«, schrie sie und schüttelte ihn. »Verdammt noch mal, Duncan! Du hast kein Recht zu sterben. Ich bin noch nicht fertig mit dir!« Sie hatte nie eine Gelegenheit gehabt, ihm zu sagen, wie sehr er sie verletzt hatte. Wie es sich angefühlt hatte, schwanger und allein zu sein. Wie es ihr das Herz vor Sehnsucht nach ihm zerrissen hatte. Wie sie hatte stark sein müssen in einer Zeit, in der sie sich nur noch weinend und zusammengekrümmt hatte verstecken wollen. Wie sie gezwungen gewesen war, einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebte, um das Kind vor den Folgen ihrer Torheit zu schützen.
Wieder und wieder schüttelte sie ihn, doch er lag leblos in ihren Armen. Die Heilerin erwachte beim Klang ihrer Stimme und eilte an ihre Seite. Mairghread legte ihm die Hand aufs Herz und hielt die Wange über seinen Mund. Als sie sich wieder aufrichtete, erkannte Jeannie am Gesichtsausdruck der alten Frau, dass es schlecht stand. »Es tut mir leid, Mylady. Das Fieber hat Herz und Lunge geschwächt.«
Halsstarrig schüttelte Jeannie den Kopf. Sie weigerte sich zu glauben, dass dieser unzerstörbare Mann besiegt sein konnte. Tief im Innern wusste sie, dass er nicht sterben würde. Er durfte sie nicht verlassen. Das würde sie nicht zulassen.
Jeannie starrte auf das einst geliebte, attraktive Gesicht, das nun aschfahl war, und in ihr tobte ein Aufruhr von Gefühlen. Ich hasse dich, verdammt noch mal! Tränen strömten ihr über die Wangen, als sie ihm sanft die Lippen auf den Mund presste.
Gott, ich habe dich geliebt! Sie hatte ihn mit aller Kraft ihres jungen Herzens geliebt. Und das war es, woran sie nun dachte. Sie legte den Kopf an seine Schulter, an den warmen Ort ihrer Erinnerung, und weinte, voller Trauer über den Verlust des Mädchens und der Liebe. Sie weinte über die verräterischen Umstände, die sie auseinandergerissen hatten, über ihre verlorene Unschuld, über enttäuschte Träume und um ihren Sohn, der seinen Vater niemals kennenlernen würde. Sie weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte.
»Es gibt nichts mehr, was Ihr für ihn tun könnt, Mädchen«, sagte die Heilerin sanft.
Vielleicht nicht, aber sie würde es zumindest versuchen. Duncan war stark – stärker als jeder Mann, den sie je getroffen hatte. Durch das Fieber, das mit solch vernichtender Wucht zugeschlagen hatte, war er geschwächt, doch wenn irgendjemand einen solchen Angriff überstehen konnte, dann war er es.
Mairghread ließ sie allein mit ihrer einsamen Wache. Und am dritten Morgen wurde Jeannies Vertrauen belohnt. Als die ersten Strahlen der Dämmerung am Horizont erschienen, öffnete Duncan die Augen – und das Kobaltblau war so lebhaft und strahlend, wie sie es in Erinnerung hatte.
Sein Blick richtete sich auf sie, schwach und verwirrt, aber klar. »Wie konntest du ihn heiraten, Jeannie? Wie konntest du einen anderen heiraten?«
Die tiefen Gefühle in seiner Stimme ergriffen ihr Herz. Er wusste nicht, was er sagte, aber das schmälerte nicht die Aufrichtigkeit seiner Gefühle.
Sie hatte ihm etwas bedeutet. Vielleicht nicht genug, um ihr zu vertrauen, doch sie war nicht die Einzige gewesen, die unter ihrer Trennung gelitten hatte. Bewegt von der unerwarteten Enthüllung schnürte es ihr die Kehle zu. »Ich hatte keine andere Wahl.«
Doch er hörte sie nicht. Er war bereits wieder in die heilsame Umarmung des Schlafes zurückgesunken.
Lange Zeit starrte sie ihn an und fragte sich, was das bedeutete.
Dann stand sie erschöpft auf und durchquerte langsam auf wackligen Beinen das Zimmer.
Es war vorbei. Sie fühlte sich, als wäre sie aus zehn Jahren Fegefeuer befreit worden. Duncan würde überleben, und sie hatte endlich etwas Frieden mit ihrer Vergangenheit gemacht.
Vielleicht konnte sie nun eine Zukunft haben.
Als Duncan am nächsten Morgen erwachte, fühlte er sich, als wäre er gerade durch die Hölle gegangen. Sein Körper war schwach und wie zerschlagen, aber er lebte.
Es war nicht das erste Mal, dass er nach
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