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Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition)
Autoren: Katharina Gerlach
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sie loslassen, so dass sie nach Luft schnappen konnte. Aber fliehen konnte sie nicht. Dazu war der Kelpie unter Wasser viel zu wendig.
    Bald sah Bryanna Sterne und ihr wurde schwindelig. Sie wusste, dass sie nicht mehr lange kämpfen konnte. Es fiel ihr immer schwerer, sich gegen den Kelpie zu wehren. Sie war so müde. Eine Kette von Gedanken drängte sich in das, was von ihrem Bewusstsein noch übrig war. Kaylee kann sich in eine Katze verwandeln. Mutter kann ein Monster sein und ist dann zu groß für Callum. Ich bin ihre Tochter. Wenn ich das doch bloß könnte. Um sich selbst zu beweisen, dass sie ihre Gestalt nicht ändern konnte, versuchte sie es. Das wird mich auch nicht retten , dachte sie und hörte auf, sich zu wehren. Sie hatte keine Kraft mehr. In der Dunkelheit, die sie zu verschlucken drohte, hörte sie Callums Lachen.
    Ihr Rücken streckte sich, die Arme und Beine verkürzten und verdickten sich und ihr Hals wurde länger und länger. Der Griff des Kelpies rutschte von ihrer glatten, schuppigen Haut ab. Bryanna atmete tief durch. Die Kiemen hinter den Schlitzen an ihrem Kopf filterten Sauerstoff aus dem Wasser, der Schwindel ließ nach und die Sterne verschwanden. Ich kann wieder klar denken! Bryanna lachte. Ich sehe genau so aus wie Mutter in ihrer Monsterform! Sie drehte ihren langen Hals in alle Richtungen, und betrachtete ihren runden, torpedoförmigen Körper, den langen Schwanz und die vier paddelähnlichen Beine. Dabei bemerkte sie Callum, der in wilder Flucht davon schwamm. Mit einem Mal wirkte er klein und bedeutungslos. Mit einem einzigen Schlag ihres Schwanzes holte sie ihn ein und paddelte gemächlich mit ihren vier Flossen neben ihm her. Was mach ich jetzt mit ihm? Solange er nicht besiegt ist, wird er immer wieder Ärger machen. Aber ich will ihn nicht töten — es würde Kaylee das Herz brechen. Kaylee! Zwei Worte tauchten aus ihren gesammelten Erinnerungen auf. Zwei Worte, die in ihrem Kopf hallten, als sie Kaylee die Zaubersprüche übermittelt hatte. Was hatte das zu bedeuten? Es ist sein Name! Kaylee weiß seinen wahren Namen, und nun weiß ich ihn auch . Sie bildete einen Ring mit ihrem Körper, der Callum umzingelte.
    „Wohin so eilig, Niall Dubh, schwarzer Kämpfer?”
    Callum erstarrte.
    „Geh nicht fort, Niall Dubh.”
    „So heiß ich nicht! Ich heiße nicht so.” Callum schrie und schlug um sich, und das Weiße in seinen Augen war zu sehen.
    „Niall Dubh.” Sie staunte über die Todesangst im Gesicht des Kelpies bis ihr einfiel, dass ihr der wahre Name Macht über seinen Träger gab. Ich kann alles mit ihm machen was ich will. Ich könnte seine Existenz ausradieren. Mit einem Mal erkannte sie, dass die vielen Namen, die Bride ihr geschenkt hatte, noch wertvoller waren als sie gedacht hatte. Ich könnte ihn vielleicht sogar aus der Geschichte streichen. Und sein Amulett würde ihm nicht helfen. Und er wusste das. Er weinte, bettelte und flehte sie an, ihn zu verschonen.
    „Glaubst du denn, dass alle so hinterhältig und nachtragend sind, wie du? Komm mit.” Bryanna packte Callum am Arm, schoss mit ihm aus dem Wasser und verwandelte sich wieder in ein Mädchen. Diesmal konnte sie sofort und ohne Schmerzen die frische Luft einatmen. Im Tiefflug sauste sie mit Callum über das Wasser. Ihr Kampf hatte sie so weit an das östliche Ende des Sees getragen, dass sie ihre Eltern, Kaylee und Stuart nicht mehr sehen konnte. Ich sollte mich beeilen. Kaylee braucht sicher Hilfe, um mit den Angreifern fertig zu werden, und die Sonne geht auch jeden Moment auf.
    So schnell sie konnte flog sie über die Highlands. Sie flog schneller als je zuvor, und der Boden unter ihnen verschwamm. Der Kelpie schrie vor Angst. Bryanna war sich nicht sicher, ob das, was aus seiner Hose tropfte, wirklich nur Wasser war, aber es war ihr im Moment egal. Zehn Minuten später standen sie neben Kaylees Hütte am Loch Pityoulish. Bryanna ließ Callums Arm los. Der Kelpie stolperte ein paar Schritte auf den See zu.
    „Hier wirst du bleiben”, donnerte Bryanna ihn an. „Und sollte mir zu Ohren kommen, dass du Ärger machst, wird ganz Alba deinen wahren Namen erfahren, Niall Dubh. Was glaubst du, wer ihn als erstes benutzen wird?” Der Kelpie zuckte zusammen, wie unter einem Schlag. Er nickte. Bryanna wartete, bis er mit hängenden Schultern in seinem See verschwunden war, dann hob sie ab und sauste so schnell sie konnte zurück zum Loch Morar.
    Die ersten Sonnenstrahlen ließen den Himmel glühen. Lautlos
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