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Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition)
Autoren: Katharina Gerlach
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Ufer des Sees landeten, dämmerte es bereits.
    „Morag!” Bryanna rief so laut sie konnte. Der Geruch von frischer Heide lag in der Luft. Diesmal ließ sie die Erinnerungen an ihre Mutter zu, die untrennbar mit diesem Duft verbunden waren.
    Sie erinnerte sich an die langen, weichen Haare, die ihre Nase kitzelten, wenn sich Morag über sie beugte. Das Lied, das ihr Morag beim Anziehen vorgesungen hatte fiel ihr ein. Das Lied von dem Mädchen, das einen Soldaten heiraten wollte und ihm ein Kleidungsstück nach dem anderen aus der Truhe ihrer Großmutter holte, bis der Soldat neu eingekleidet verschwand. Sie erinnerte sich, wie sie mit ihrer Mutter durch das kühle Nass eines Sees getaucht war, um die Fische zu fangen, die wie silberne Blitze durchs Wasser sausten und sie erinnerte sich, wie sie auf dem Schoß ihrer Mutter einschlief, wenn diese ihr am Kamin schottische Legenden erzählte.
    Eine Träne rollte ihre Wange herab. Sie wischte sie weg und rief erneut. „Morag … Mutter! Ich muss mit dir sprechen.”
    „Seit wann weißt du es?”, fragte hinter ihr die Stimme ihrer Mutter. Langsam drehte sich Bryanna um und sah Morag lange an, bevor sie antwortete. Noch immer spiegelte sich in den Augen ihrer Mutter das schottische Hochland und nicht das, was sie ansah. Erst als Bryanna in diese Augen sah, war auch ihr Herz sicher, dass sie endlich ihre Mutter gefunden hatte. Schluchzend schlang sie ihre Arme um ihre Mutter.
    „Ich habe dich so vermisst”, sagte Morag und klammerte sich an Bryanna, als wäre sie am ertrinken. Lange Zeit hielten sich die beiden fest. Als sie sich voneinander lösten, funkelten die ersten Sterne am Firmament. Bryanna sah zu ihnen hinauf und seufzte. Jetzt erst bemerkte Morag den Seannachaidh. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. Er rührte sich nicht.
    „Stuart!” Als er ihr nicht antwortete, sah Morag Bryanna an. „Heißt das, dass die Cailleach dir nicht sagen konnte, wie man Wächter wird, ohne seinen Vorgänger zu töten?”
    Bryanna schüttelte den Kopf.
    „Aber das blaue Feuer der Wächter erscheint schon kurz nach Sonnenaufgang. Wir haben keine Zeit mehr.”
    „Sie sagte, mein Herz würde wissen, was zu tun sei.”
    Morags ließ die Schultern hängen. „So musst du kämpfen und ich kann dir nicht einmal helfen. So, wie deine Kräfte wuchsen, sind die meinen geschwunden. Morgen habe ich nur noch die Kräfte, mit denen ich geboren wurde.”
    Bryanna zerrte die Kette mit dem keltischen Kreuz hervor und hielt es Morag unter die Nase. „Und wenn ich hiermit all das Wissen, das ich gesammelt habe, auf dich übertrage? Du könntest einfach Wächterin bleiben.”
    „Niemand kann mehr als einmal Wächter sein, Töchting.” Morag setzte sich ins Gras und klopfte auf den Boden neben sich.
    „Woher willst du das wissen?” Bryanna setzte sich.
    „Erinnerst du dich an die Geschichte von Aidan, die dir Stuart bei eurem ersten Treffen erzählt hat?” Bryanna nickte. „Ich folgte deinem Vater in die blauen Flammen. Während Angus mit Aidan kämpfte, kümmerte ich mich um deinen sterbenden Onkel. Von ihm erfuhr ich die Hintergründe. Aidans Ziel war es, im Kreis der Flammen deinem Onkel das Wissen und das Leben zu rauben, um weiter Wächter bleiben zu können. Zweihundert Jahre extra waren ihm nicht genug.”
    „Es war doch nur Zufall, dass ihr in dem Augenblick dort ankamt, als die blauen Flammen einsetzten.”
    „Es ist niemandem außer den Wächtern möglich, durch die Flammen zu gehen. Trotzdem gelang es deinem Vater und mir. War das Zufall?”
    Bryanna wollte etwas erwidern, aber Morag lächelte nur und klopfte mit der flachen Hand auf ihr Knie. „Was sich nicht ändern lässt, müssen wir ertragen. Komm, Kind, leg deinen Kopf auf mein Knie, so wie du es früher getan hast. Ich will dir ein Lied singen.”
    Bryanna gehorchte gerne. Mit geschlossenen Augen lauschte sie Morags Lied. Im Halbschlaf spürte sie, wie eine Decke über sie gebreitet wurde und wie ein großer Körper ins Wasser des Lochs glitt.
    Als sie erwachte, war sie mit Stuart allein, und es war noch dunkel. Der Seannachaidh hatte die Suppenschalen aus Bryannas Tasche genommen und bereitete das Frühstück vor. „Ich dachte schon, du wolltest schlafen, bis dein Vater zurückkommt.”
    Bryanna rieb sich die Müdigkeit aus den Augen. „Ich dachte er wäre längst hier.”
    „Angus musste noch einmal nach Edinburgh, um einige Dinge bezüglich seines Testaments zu erledigen. Aber er hat versprochen, rechtzeitig
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