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Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Gerlach
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der Wächter auf, das Gesicht vor Schreck und Wut verzerrt. Er hielt einen Opferdolch in den Händen, von dem Blut tropfte. Es war das Blut deines Onkels, Bryanna.
    Sofort griff der Wächter deinen Vater an. Er glaubte wohl, leichtes Spiel mit ihm zu haben, schließlich war dein Vater nicht mehr der Jüngste. Doch dein Vater war keine so leichte Beute, wie der Magier dachte. Er verteidigte sich tapfer mit einem kleinen, silbernen Dolch, den er von deiner Mutter als Pfand ihrer Liebe bekommen hatte. Auch hatte er auf der Reise vieles an Magie gelernt, so dass Aidan ihn nicht überrumpeln konnte.
    Im richtigen Moment warf dein Vater seinen Dolch und dem konnte auch der mächtige Magier nicht mehr rechtzeitig ausweichen. In die Kehle getroffen stürzte Aidan zu Boden. Sein Blut ergoss sich auf die Erde und vermischte sich mit dem Blut deines Onkels.
    Die blauen Flammen rückten näher, verzehrten die Toten und das Blut, doch deinen Vater verschonten sie. Mehr noch, sie übertrugen ihm das Wissen und die Macht Aidans. Als die Flammen erstarben, war ein neuer Wächter geboren.”
    Also hat Kaylee Recht gehabt. Vater ist wirklich der mächtigste Magier Schottlands und Albas. Bryanna hatte einen Kloß im Hals. Sie krächzte beim Sprechen. „Er hat mich die ganze Zeit belogen.”
    „Er hat dich beschützt, wie ein Vater seine Tochter beschützen muss. Seine Feinde hier in Alba sind mächtig. Dein Vater hat einzig übersehen, dass du kein Kind mehr bist.”
    „Ich bin noch lange nicht volljährig.”
    „Nun vielleicht nicht in Schottland, aber hier in Alba wärst du im heiratsfähigen Alter. Doch welcher Vater würde das schon wahrhaben wollen?”
    Bryanna kaute auf ihrer Unterlippe. Sie war immer noch enttäuscht, dass ihr Vater einen so wichtigen Teil seines Lebens vor ihr verheimlicht hatte. Doch so, wie es der Seannachaidh erklärte, konnte sie ihrem Vater nicht böse sein. „Warum erklärt er mir das nicht selbst?”
    „Das wird er, sobald du ihn erreicht hast. Erst einmal sendet er dir seinen Silberdolch, als Zeichen seiner Liebe und in der Hoffnung, dass er dir ebenso nützen mag wie ihm.” Der Seannachaidh drückte Bryanna einen kleinen, silbernen Dolch in die Hand. Bryanna fragte sich, ob die Waffe wirklich so alt war, wie er behauptete, doch eine andere Frage war ihr wichtiger. „Weißt du, wo mein Vater ist?”
    „Suche und lerne, dann wirst du ihn finden. Antworten muss man sich erkämpfen, Lassie. Sie fallen einem nicht in den Schoß wie überreife Äpfel.” Ohne weitere Worte stand der Seannachaidh auf, nickte den Mädchen noch einmal zu und ging in die Richtung davon, aus der sie gekommen waren. Bryanna wollte aufspringen und ihm nachlaufen, aber sie konnte nicht. Sie war am Stein angewachsen und kam erst frei, als der Seannachaidh nicht mehr zu sehen war.. Als sie aufstand und losrennen wollte, hielt Kaylee sie zurück.
    „Lass nur. Du holst ihn nicht mehr ein. Er hat selbst ein paar Tricks im Ärmel, und ich bin sicher, dass wir ihn wieder sehen werden.”
    „Aber er weiß, wo mein Vater ist.”
    „Ich kenne ihn schon lange. Wenn er es dir hätte sagen wollen, wüsstest du es längst. Außerdem sagte die weise Frau, dass wir den Weg nach Tarnavie nicht verlassen dürfen. Ich glaube, das Verbot schließt Umkehren ein.”
    Widerwillig gab Bryanna nach. Sie legte die Schalen in ihre Tasche zurück, steckte das Silbermesser dazu und wanderte mit Kaylee weiter durch Alba Richtung Tarnavie.

    Als die Sonne den Himmel rot färbte, sah Bryanna vor sich einen grasbewachsenen Hügel, der sie an ein umgedrehtes Boot erinnerte. An den Flanken des Hügels wiegten Bäume ihre Blätter im Wind und gingen in ein ausgedehntes Waldgebiet über, das sich nach Süden, Westen und Osten erstreckte.
    „Ich glaube, wir sind da”, sagte sie.
    „Siehst du eine Hütte oder ein Haus?” Kaylee sah sich um.
    Bryanna schüttelte den Kopf. „Vielleicht zwischen den Bäumen auf dem Hügel.”
    „Niemand wohnt direkt in einem Heiligen Hain.”
    „Wir sollten den Hügel trotzdem hinaufsteigen.”
    „Du hast Recht. Von dort oben können wir morgen früh die ganze Gegend sehen und im Laub unter den Bäumen schläft es sich recht bequem.”
    Mittlerweile dämmerte es, so dass sich die Bäume wie Scherenschnitte vom Himmel abhoben. Bryanna griff nach Kaylees Hand. Ihr Herz klopfte wild und ihre Knie fühlten sich an, wie aus Watte. Warum habe ich nur solche Angst , fragte sie sich. Dann merkte sie, dass Kaylee ebenfalls

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