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Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Gerlach
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vor der Tür und packte die Tonschalen aus, die sich sofort mit dampfender Suppe füllten.
    „Nicht bei uns in Alba.” Kaylee setzte sich neben sie und begann zu essen. „Oach, ist das kalt heut.” Sie schüttelte sich. „Frierst du gar nicht in dem dünnen Kleid?” Sie sah Bryanna an, die außer Kaylees Jacke nur das Wollkleid trug, dass ihr die neun Frauen gegeben hatten. Bryanna schüttelte den Kopf.
    „Seit meine Schuluniform verbrannt ist, habe ich nicht mehr gefroren.”
    Kaylee grinste schief.
    „Schade, dass du mir nichts von der Wärme abgeben kannst.”
    „Du kannst die Jacke wiederhaben, die du mir auf dem Bahnhof gegeben hast. Ich brauche sie nicht wirklich.”
    „Geschenkt ist geschenkt, wiederholen ist gestohlen.” Kaylee stand auf und hüpfte ein paar Minuten auf der Stelle. „Lass uns lieber weitergehen. Sonst friere ich fest.”
    „Wir sollten nach Alba gehen. Dort ist es wahrscheinlich wärmer”, sagte Bryanna.
    „Können wir machen. Corrour Bothy gibt es in beiden Welten.”
    „Corrour Bothy?”
    „Die Hütte am Pass. Dort gibt es Feuerholz und ein paar Lebensmittel. Die Viehdiebe haben sie vor vielen Jahren eingerichtet.”
    „Und das ist für heute unser Ziel?”, fragte Bryanna.
    Als Kaylee ihr zustimmte, entspannte sie sich, wie sie es im Auto geübt hatte, und sah auf die andere Seite des Weltengewebes. Der Beinaheunfall bei ihrem letzten Wechsel hatte ihr gezeigt, wie gefährlich es war, wenn man die andere Seite nicht kannte. Also sah sie diesmal lieber nach, was sie erwartete. Sie wurde bleich, denn in Alba wimmelte es von Redcaps.
    „Ich glaube, wir bleiben doch lieber hier”, sagte sie und packte die Tonschalen wieder ein. Nachdem sie Kaylee erklärt hatte, was sie gesehen hatte, gingen sie weiter.
    Der Weg führte über eine flache Holzbrücke hinter der Derry Lodge. Dahinter ging es mit leichtem Anstieg weiter durch den verschneiten Wald. Die Mittagsonne brachte den Schnee zum Glitzern und an einigen Stellen hoben Krokusse und Schneeglöckchen ihre Blätter der Sonne entgegen. Wie wunderschön das frühe Frühjahr hier sein kann , dachte Bryanna. Trotzdem wäre es mir lieber, die Natur wäre hier schon so weit wie bei uns im Garten .
    Wenig später endete der Wald. Der Weg führte sanft ansteigend durch verschneites Gelände ohne Baum und Strauch. Der Wind nahm zu und trieb Schneekristalle vor sich her. Mit gesenkten Köpfen kämpften sich die Mädchen vorwärts. Immer mehr Schnee wirbelte um sie herum. Es wurde kälter und kälter. Bryanna spürte es nicht, aber Kaylee wurde zusehends blasser. Bryanna war unendlich dankbar für den Wärmezauber, den sie im Beltaine-Feuer erhalten hatte. Sie hörte Kaylees Zähne klappern. Deshalb zog sie ihre Jacke aus und gab sie ihr. Kaylee lächelte dankbar und wickelte sich darin ein. Dicht nebeneinander gingen die Mädchen weiter, die Augen halb geschlossen und mit Schnee in den Haaren und auf der Kleidung.
    „Mir ist so kalt”, flüsterte Kaylee. „Lass uns eine Pause machen.”
    „Du wirst erfrieren, wenn wir nicht weitergehen”, sagte Bryanna und nahm Kaylees Arm. Er war eisig. Wir müssen nach Alba, sonst erfriert Kaylee . Ohne vorher nachzusehen, zupfte und schob sie am Weltengewebe und zerrte Kaylee nach Alba hinüber.
    Aber auch in Alba stürmte es und es war fast genauso kalt. So ein Mist! Wir hätten nicht in die Cairngorms gehen sollen. Sie sind einfach zu unberechenbar . Wenigstens sind keine Redcaps zu sehen. Wahrscheinlich mögen sie den Schnee und die Kälte ebenso wenig wie wir . Bryanna rieb Kaylees zitternden Arm. Vielleicht zieht ja etwas Wärme von mir zu ihr .
    Der Wind trug feine Hagelkörner und Eiskristalle von den Bergen mit sich. Schritt um Schritt kämpften sie sich voran. Bryanna fror zwar nicht, aber die kalte Luft brannte in ihrem Hals. Das Gehen in dem starken Wind ermüdete sie. Ihre Beine wurden schwerer und schwerer. Bald war jeder Schritt eine Qual. Bryanna hatte das Gefühl, als wäre sie schon seit Tagen durch den Sturm gewankt. Mittlerweile musste sie Kaylee stützen, die kaum noch selbst gehen konnte. Sie stapften durch einen Bach und bekamen nasse Füße.
    „Eigentlich sollte hier eine Brücke sein.” Bryanna erinnerte sich an die Karte. Sie sah sich um, aber im Schneetreiben war nichts zu erkennen.
    „Luibeg Burn”, keuchte Kaylee. „Nicht mehr weit bis zur Hütte.”
    Bryanna antwortete nicht. Sie brauchte ihre Kräfte für den nächsten Schritt und den nächsten und den

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