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Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Gerlach
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Gorm überquert. Sie sind dieser Tage ziemlich ungnädig.”
    Bryanna sah auf den Meeresarm hinaus, der die Insel Lewis vom schottischen Festland trennte. Aber selbst wenn der Leuchtturm die Wellen aufleuchten ließ, konnte sie nichts Ungewöhnliches erkennen.
    Die Selkie bemerkte ihren Blick. „Wiegt euch nicht in trügerischer Sicherheit. Die blauen Männer sind nur an den Sound of Shiant gebunden, nicht an die Welten. Sie können jederzeit zwischen ihnen wechseln. Und in dieser Stimmung sind sie gefährlich!” Sie griff nach den Fellen, die ihre Tochter trug. Nach einem kurzen Gruß kletterten die beiden zum Wasser hinunter, warfen ihre Felle über und sprangen. Ein großer und ein kleiner Seehund landeten mit lautem Platschen im Meer. Noch einmal tauchten ihre runden Köpfe auf und sahen zu Bryanna und Kaylee hoch, dann schwammen sie davon.
    „Hoffentlich fasst sich die letzte Frau auch so kurz. Umso schneller sind wir bei Morag”, sagte Kaylee und hakte sich bei Bryanna unter. Sie schwebten die Steilwand hinauf und an der Küste entlang gen Süden. Bryanna gähnte. Der Flug hatte sie mehr erschöpft, als sie zugeben wollte. Sie landete im weichen Gras.
    „Ich hätte mich gerne länger mit ihr unterhalten. Als Kind habe ich viel mit Selkies gespielt. Schade, dass ich das vergessen hatte.”
    „Ich würde gerne wissen, warum sie dir die Haare ihrer Tochter gegeben hat. Brauchst du sie?” Kaylee nahm ihren Rucksack ab.
    Bryanna folgte ihrem Beispiel. „Ich bin ziemlich fertig. Wir könnten zum Leuchtturm fliegen und fragen, ob wir dort ein paar Stunden ausruhen dürfen. Er wird seit einigen Jahren als Ferienhaus für Touristen genutzt.”
    „Tou-risten. Was ist das?”, fragte Kaylee. Während Bryanna etwas zum Essen aus ihrem Rucksack kramte, erklärte sie den Besucherstrom aus anderen Ländern, von dem viele Schotten lebten. Kaylee schnappte sich ein Käsebrot. Mit vollem Mund sagte sie: „Stell dir mal vor, diese Touristen würden nach Alba kommen.”
    Bryanna lachte. Es klang mehr wie Husten, abgehackt und freudlos. „Dann bräuchten die Riesen und die Goblins und wie sie alle heißen nicht davon zu träumen, hierher zu kommen und dein Vater wäre ohne Gefolgsleute.” Gespannt wartete sie auf eine Antwort, aber Kaylee schwieg.
    Als sie ihr Brot aufgegessen hatte, sagte sie: „Ich bin müde.” Sie verwandelte sich in eine Katze, rollte sich zusammen und schlief ein. Bryanna machte es sich an ihren Rucksack gelehnt so bequem sie konnte und versuchte ebenfalls einzuschlafen.
    Ein paar Stunden wälzte sie sich hin und her. Mal dämmerte sie vor sich hin, mal quälten sie Alpträume, in denen ein Kelpie Kinder ins Wasser zog und ihre blutigen Lebern auf der Wasseroberfläche trieben. Ein paar Stunden vor Sonnenaufgang hielt sie es nicht mehr aus. Sie weckte Kaylee. „Wir sollten aufbrechen. Es wird bald hell und ich will nicht, dass man uns fliegen sieht. Frühaufsteher gibt es nämlich auch in Schottland.”
    Die Mädchen packten ihre Sachen zusammen und schulterten die Rucksäcke. Arm in Arm traten sie an die Kante der Steilküste und sahen sich an. Bryanna grinste und ließ sich von dem Felsen fallen. Kaylee quietschte, bis Bryanna den Sturz abfing und im Tiefflug Richtung Südwesten über das Meer sauste. Bald waren sie außer Reichweite des Leuchtturms und konnten wieder höher fliegen.
    Kaylees Katzenaugen leuchteten in der Dunkelheit, obwohl sie als Mensch unterwegs war. Während sie über die Meerenge flogen, zählte sie die Schiffe und Boote, die so früh am Morgen bereits unterwegs waren. Es waren nicht viele. Sie sahen einige Jachten von Touristen und mehrere kleine Fischerboote.
    Als sie die Halbinsel vor der Insel Lewis erreichten hatten, flog Bryanna wieder tiefer. Sie wusste, dass die Hauptstadt der Insel Lewis einen kleinen Flughafen besaß und wollte nicht riskieren, von einem Piloten gesehen zu werden. Nicht, dass durch unsere Schuld ein Flugzeug abstürzt .
    „Ist das hübsch”, sagte Kaylee, als sie die ersten von Laternen beleuchteten Straßen sah. Ihre helle Beleuchtung wurde von den Wolken zurückgeworfen, so dass Bryanna die wenigen Dörfer leicht vermeiden konnte. Nach wenigen Meilen erreichten sie eine schmale Landbrücke. Bryanna schwenkte nach Westen um. Ein Flug über Stornoway, die Hauptstadt der Äußeren Hebriden, würde sich nicht vermeiden lassen.
    So gut es ging sauste sie über die Dächer der zwei- und dreigeschossigen Häuser dahin. Zum Glück war Stornoway nur

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