Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Gerlach
Vom Netzwerk:
nicht spürt , dachte Bryanna.
    Die Alte räusperte sich. „Nun, Mädchen? Hat euch geholfen, was ihr saht?” Bryanna öffnete den Mund, um zu antworten, aber die Hexe ignorierte sie. „Ehrlich gesagt ist es mir egal. Ich habe dir gezeigt, was zu zeigen war. Ihr habt meine Enkelin tapfer verteidigt, deshalb gestatte ich euch zu gehen. Vergesst die Schere nicht.” Sie winkte in Richtung Tür.
    Bryanna nahm Kaylee bei der Hand und zog sie rückwärts gehend aus dem Haus. Im Freien riss sich Kaylee von Bryanna los, taumelte ein paar Schritte von Haus weg und übergab sich. Bryanna ging zu ihr, um ihr helfen, aber der Geruch nach verdauten Lebensmitteln und Magensäure biss ihr so in die Nase, dass sie es nicht lange aushielt.
    Was ihr die Hexe wohl gezeigt hat? Sie ging zum Haus zurück, um etwas Wasser zu holen. Sie wusste, wie gut es tat, den Mund spülen zu können, wenn der Würgereiz abgeklungen war. Vor der Tür stand Serena und hielt Bryanna eine Wasserflasche, die goldene Schere und eine Strähne ihrer langen, dunkelbraunen Haare entgegen.
    „Großmutter liebt es, Besucher zu schocken. Nimm es ihr nicht übel. Sie tut viel Gutes für die Menschen auf Sanday und kaum jemand bemerkt es.”
    „Sag ihr, dass ich mich für die Vision bedanke. Ich werde lange darüber nachdenken. So richtig verstanden habe ich sie allerdings nicht.” Bryanna nahm Serena alles ab. Sie steckte Haare und Schere in ihre Tasche. „War das ein Blick in die Zukunft? Und was kann ausgerechnet ich tun? Was nützt es, dass ich die Pläne des Kelpie jetzt kenne?”
    „Vielleicht reicht es schon, dass du es gesehen hast. Immerhin bist du auf dem Weg zu einer sehr mächtigen Frau.” Serena legte den Kopf schief und strich Bryanna über die Wange. „Pass gut auf dich auf.” Sie drehte sich um und verschwand wieder in dem Häuschen.
    Bryanna ging zurück zu Kaylee, die sich halbwegs gefangen hatte. Wie ein Häufchen Elend saß sie auf einem Stein. Ihre Knie zitterten und sie starrte auf ihre Hände, als hätte sie sie noch nie gesehen. Bryanna ging neben ihr in die Hocke. „Was hat dir die Alte gezeigt, dass es dir so schlecht geht?”
    Kaylee hob den Blick und sah Bryanna in die Augen. „Blut. Es war alles voller Blut … und meine … ich habe …” Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte.
    Bryanna legte den Arm um ihre Schultern und murmelte tröstende Worte. Mehrfach fragte sie Kaylee nach ihrer Vision, bekam aber keine Antwort. „Sprich mit mir, Kaylee. Wenn du drüber redest, geht es dir gleich besser.”
    Kaylee schnappte schluchzend nach Luft und wischte sich wiederholt die Tränen ab. Trotzdem dauerte es eine ganze Weile, bis sie sich wieder gefangen hatte. Schließlich sagte sie: „Ich kann es dir nicht erzählen, Bryanna. Vielleicht später.”
    Sie nahm die Wasserflasche und trank gierig. Dann holte sie tief Luft und sagte: „Lass uns so schnell es geht Morag aufsuchen. Ich muss ihr etwas Wichtiges erklären.”
    Bryanna nickte. „Ich habe ihr auch einiges zu sagen.” Sie stand auf und streckte sich. Kaylee wischte sich die letzten Tränen ab und warf sich den Rucksack über die Schulter. Bryanna nahm ihren Rucksack und die Tasche der weisen Frauen, hakte sich bei Kaylee ein und hob ab.
    Sie flogen über Sanday hinweg, und ein Kleinkind winkte ihnen fröhlich lachend zu. Sie glitten über die sandigen Strände der Insel, immer weiter nach Südwesten, dem Festland entgegen. Kaylee drängte Bryanna schneller zu fliegen. „Wie viele Leute musst du noch besuchen, bevor wir Morag finden können?”
    „Nur noch zwei.”
    „Na, das geht ja noch. Aber lass uns so schnell machen, wie es geht. Das, was ich Morag sagen muss, ist wirklich wichtig.”
    Bryanna orientierte sich an der Küste. Der Seannachaidh hatte ihr geraten nach Seehunden Ausschau zu halten, die sich wegen der Jungtiere auf den Felsen und Sandbänken aufhielten. Bryanna erinnerte sich genau an seine Worte.
    „Irgendwo zwischen Sutherland und dem Old Man of Stoer wird eine vom Volk der Selkie auf dich warten.”
    Unter sich sah Bryanna mehrere Seehundgruppen, doch die Tiere flohen, wenn sie tiefer flog. Langsam folgten die Mädchen der Küste von Sutherland nach Südwesten. Als Kaylee erfuhr, wie der Landstrich hieß lachte sie laut auf.
    „Wie dumm, es Südland zu nennen, obwohl es so weit im Norden liegt.”
    „Die Wikinger haben es so genannt. Hier hatten sie ihre südlichsten Siedlungen. Irgendwie ist der Name hängen geblieben.”
    Kaylee

Weitere Kostenlose Bücher