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Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Gerlach
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Stimme des Druiden. Sie fragte: „Warum ist es so wichtig, das wir das wissen?”
    „Es ist leicht, sich zwischen den Welten zu verirren. Da ist es gut, wenn du weißt, wer dich sicher heimführt.”
    Der Druide wendete sich ab und ging zwischen den Steinen hindurch nach Süden. Die Mädchen folgten ihm. Ehrfürchtig betrachtete Bryanna die etwa doppelt mannshohen, steinernen Säulen, an denen die Zeit scheinbar spurlos vorübergegangen war. Der Druide führte die Mädchen die Steinallee entlang zum Kreis, der den Mittelpunkt der Anlage umschloss. Bryanna spürte eine Kraft von den Steinen ausgehen, die sie sich nicht erklären konnte. Die aufgehende Sonne übergoss die Steine mit warmem, gelbem Licht und verzauberte sie in Säulen aus Gold. Die Schatten an den Füßen der Säulen verschmolzen mit den dunklen Bergketten im Hintergrund. Es sah so wunderschön aus, dass Bryanna Tränen in die Augen traten. Sie lehnte sich an den riesigen Menhir, der das Zentrum des Kreises markierte und sagte: „Ich wünschte, ich wäre schon früher hierher gekommen. Ich fühle mich so geborgen. Ich finde, jeder Ort in Schottland braucht einen solchen Steinkreis.”
    „Oh, dies ist nicht der einzige in dieser Gegend. Es gibt mehrere Dutzend Kreise unterschiedlichster Größe. Dies ist nur der schönste … und der einzige in Form eines Kreuzes”, sagte der Druide. Bryanna staunte.
    „Ich habe nicht gewusst, dass Callanish so riesig ist.”
    „In der Gegend um Callanish werden seit mehr als 5.000 Jahren Steine in harter Arbeit aufgerichtet.” Mit einer weitschweifigen Armbewegung zeigte der Druide auf die riesigen Steine um sie herum. „Hier wurde Schweißtropfen um Schweißtropfen Wissen erlangt und von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Nun bin ich der letzte der Wissenden. Trotzdem trage ich all das Wissen meiner Vorgänger in mir, und eines Tages werde ich es an meinen Nachfolger weitergeben, so ich denn einen finde.” Er sah Bryanna an und sein Blick drang bis in die tiefsten Tiefen ihres Herzens. „Glaubt mir. Es gibt vieles, das ich lieber nicht gewusst hätte. Wissen ist ein zweischneidiges Schwert, und einmal erlernt, lässt es sich nie wieder vergessen.”
    Ich hab es geahnt , dachte Bryanna. Sie wusste nicht, ob sie glücklich oder wütend darüber sein sollte, dass das Wissen bei ihr bleiben würde, das sie auf dieser Reise erworben hatte.
    Der Druide tippte das keltische Kreuz an, das Bryanna um den Hals trug. „Ich sehe, du hast bereits einen Zauber, mit dem du dein Wissen weitergeben kannst. Sei vorsichtig damit. Das, was dir offenbart wurde, ist nicht für jedermann gedacht.”
    „Keine Sorge, ich passe auf.” Ein Verdacht durchzuckte Bryanna, wie ein Blitz. „Kann man mir damit mein Wissen auch nehmen, wenn ich es nicht freiwillig hergebe?”
    „Nur mit dem passenden Gegenstück, und der Vorgang würde dich töten. Zum Glück nahm die Elfenkönigin den Menschen das Wissen um diesen Zauber, als sie die Grenzen Faeries versiegelte.” Er wendete sich ab und ging weiter in den Morgen. „Ich denke, es ist besser so. Wissen muss freiwillig weitergegeben werden.”
    Nach weniger als zweihundert Metern erreichten sie ein kleines Haus. Die überraschend großen Fenster waren hell erleuchtet und Rauch stieg aus dem Schornstein. Lächelnd öffnete der Druide die Tür und lud die Mädchen mit einer Handbewegung ein, einzutreten.
    „Willkommen in unserem bescheidenen Heim. Meine Nichte erwartet euch schon.”
    Bryanna und Kaylee betraten das Haus und standen in einem großen, hellen Raum. Trotz der offenen Feuerstelle, war er nicht verräuchert. Eine junge Frau saß am Feuer und spann Schafswolle zu einem feinen Faden. Als sie die Mädchen sah, sprang sie auf und begrüßte sie freundlich.
    „Da seid ihr ja endlich. Kommt herein. Seid ihr erschöpft von der langen Reise? Stellt euer Gepäck drüben in die Stube und setzt euch her. Ihr habt bestimmt viel zu erzählen.”
    „Mairie!” Die Stimme des Druiden klang gleichzeitig streng und amüsiert. „Nun lass die beiden erst einmal richtig ankommen.” Er nahm den Mädchen die Rucksäcke ab und trug sie ins benachbarte Zimmer. Anschließend ging er noch einmal hinaus, um etwas Feuerholz zu holen.
    Bryanna ließ sich auf einen Stuhl fallen und wäre am liebsten sofort eingeschlafen. Das durch die Hauswände gedämpfte dumpfe Krachen der Axt wirkte einschläfernd. Sie war so müde, dass sie die Hand übersah, die Mairie ihr entgegenstreckte. Sie

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