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Schottlands Wächter (German Edition)

Schottlands Wächter (German Edition)

Titel: Schottlands Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Gerlach
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Konnte es eine Landzunge sein?
    „Halt dich fest! Ich werde landen”, rief sie Kaylee ins Ohr. So schnell sie sich traute, sank sie tiefer. Es lag wirklich Land unter ihnen. Bryanna ließ sich noch schneller zu Boden fallen. Die Luft drückte auf ihre Ohren, bis sie es kaum noch aushielt. Als sie auf dem Boden aufschlugen, zuckte Schmerz durch ihre Füße. Arm in Arm kugelten die Mädchen über den Fels, bis sie von einem Gebüsch gebremst wurden. Bryanna legte sich flach auf den Rücken. „Wir haben es geschafft!”
    Kaylee antwortete nicht. Auf Händen und Füßen kroch sie ein Stück weiter in die Dunkelheit. Bryanna hörte sie würgen. Nach einer Weile kam sie zurück gekrochen und ließ sich neben Bryanna zu Boden fallen. Der mickrige Strauch, der ihren Fall gebremst hatte, bot wenig Schutz vor den Naturgewalten.
    Kaylee zitterte vor Kälte, und wieder überließ ihr Bryanna etwas Wärme.
    „Mein schöner Rucksack”, jammerte Kaylee. „Diese blöden blauen Männer.”
    Bryanna schwieg. Sie fragte sich, ob die blauen Männer speziell auf sie gewartet hatten, oder ob sie jeden angegriffen hätten, der vorbeigekommen wäre. Wenn ich der Selkie glaube, ist es kein dummer Zufall, dass wir sie hier treffen . Aber w oher weiß Callum von Pityoulish, wo ich mich gerade aufhalte? Sie kuschelte sich dichter an Kaylee und warf einen Blick auf die schottische Seite des Weltengewebes.
    „Drüben stürmt es auch. Wir sollten uns einen Unterschlupf suchen”, sagte sie.
    „Du bist lustig. Wo wollen wir denn in diesem Wetter hingehen? Das hier ist wohl die ödeste Stelle in ganz Alba.” Kaylee zeigte auf die von Blitzen erhellte kahle, felsige Heidefläche. So weit sie sehen konnten gab es nirgends eine Hütte, eine Höhle oder wenigstens einen Baum. Etwas zupfte an Bryannas Jacke.
    „Ihr seid am Loch Ewe.” Die Stimme klang alt und brüchig, übertönte aber trotzdem den Lärm des Gewitters. Bryanna sah auf. Neben ihnen stand eine alte Frau in einem vielfach geflickten Kleid aus dunklem Stoff. Die Alte nickte ihr freundlich zu. „Ihr solltet nach Schottland wechseln. Dort ist der Sturm auszuhalten.”
    „Wer bist du?”, fragte Bryanna. Gleichzeitig sagte Kaylee: „In Schottland wird es auch nicht besser aussehen, als hier.”
    Die Alte lachte.
    „Wechselt nach Schottland und lasst euch überraschen. Die Doonie hat noch nie gelogen.” Sie wendete sich zum Gehen.
    „Warte”, rief Bryanna. „Weißt du, wie wir von hier nach Dunvegan kommen?”
    Die Alte nickte und zeigte über Loch Ewe.
    „Fliegt nach Südwesten bis ihr am Kilt Rock Skye erreicht. Fliegt weiter südwestlich, bis ihr auf der Halbinsel Waternish eine Gruppe größerer Hügel entdeckt. Von dort geht es nur noch ein kleines Stück nach Osten und ihr seid in Dunvegan.”
    Ein Blitz flammte auf, so hell, dass Bryanna geblendet war. Als sich ihre Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, war die Alte verschwunden. Bryanna wartete nicht auf Kaylee. Sie dehnte das Weltengewebe und schlüpfte auf die andere Seite. Sie landete in einem kleinen Wäldchen, das den schlimmsten Ansturm des Unwetters abfing.
    In der Nähe stand in einem Blütenmeer eine Bank und lud zum Sitzen ein. Bryanna erkannte sie sofort wieder. „Als ich zehn war, bin ich einmal mit Vater hier gewesen. Wir haben auf dieser Bank gesessen, belegte Brote gegessen und Saft getrunken”, sagte sie zu Kaylee, die ihr gefolgt war. Sie ging zur Bank, stellte den Rucksack ab und setze sich. Die Kronen der hohen Kiefern im Wäldchen hinter der Bank schwangen im Wind hin und her. Die darunter wachsenden Büsche, zu einem großen Teil Rhododendren, milderten die Wucht der Winde erheblich. An der Bank war der Sturm kaum zu fühlen. Kaylee ließ sich neben ihr nieder.
    „Wie konnten sich hier so viele Pflanzen ansiedeln? Der Boden ist doch genau dasselbe Geröll wie in Alba.”
    Bryanna atmete tief durch. Überall roch es nach Frühling. Sie staunte über sich selbst, als sie merkte, wieviel sie von den Erklärungen ihres Vaters behalten hatte. „Anfang des 19-ten Jahrhunderts hat ein Mackenzie angefangen, hier Kiefern zu pflanzen. Jahrelang schleppten seine Leute fruchtbare Erde herbei, damit überhaupt etwas wachsen konnte. Erst nach zwanzig Jahren boten die gepflanzten Wälder so viel Schutz, dass Mackenzie diesen Garten anlegen konnte.”
    „Bis das Gewitter zu Ende ist, sehe ich mich ein wenig um.” Kaylee stand auf und ging. Bryanna lehnte sich zurück und sah zu, wie der Wind die

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