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Schrecken der Nacht

Schrecken der Nacht

Titel: Schrecken der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Blutsauger aus, und er war davon überzeugt, einen Vampir vor sich zu haben. Das war der Schrecken der Nacht, und er war auf eine beinahe morbide Art und Weise schön oder faszinierend.
    Kein verwüstetes Gesicht. Keine graue, alte Haut, kein struppiges Haar, bei Eros war alles ins Gegenteil gekehrt. Er wirkte glatt und geschmeidig, und auch sein dunkles Haar paßte dazu. Es war schwarz, aber mit einem bläulichen Schimmer versehen, als hätte es eine Gel-Politur bekommen.
    Die Augen waren klar, kalt, aber auch so rötlich, als hätte sich Blut darin verteilt. Die rötliche Farbe lauerte hinter den Pupillen, aber sie hatte es auch geschafft, in sie einzudringen und sie an den Seiten zu besetzen.
    Seit dem Erscheinen der Gestalt war kein Wort gesprochen worden. Auch Eros traf keine Anstalten, etwas zu sagen. Sein Mund mit den schmalen Lippen blieb geschlossen, und Marek fragte sich zum erstenmal, ob er tatsächlich einen normalen Vampir vor sich hatte.
    Der Pfähler war ein Mensch, der sich rasch auf neue Situationen einstellen konnte. Auch hier hatte er sich schnell gefangen, und er nickte dem Besucher zu, als wollte er ihn begrüßen.
    »Du bist Eros!«
    Das erste Lächeln. Schmal und breit. Das Funkeln in den Augen, das Marek bewies, ins Schwarze getroffen zu haben.
    »Oder der Schrecken der Nacht!«
    »Ja...«
    Wieder wunderte sich der Pfähler. Er hatte nur dieses eine Wort gehört, und es war völlig normal ausgesprochen worden. Keine alte, krächzende oder rauhe Stimme, hell und klar, und wieder kamen Marek Zweifel. Das Lächeln blieb, es wurde breiter, Eros öffnete den Mund – und zeigte seine Zähne.
    Normale Zähne!
    Scharf saugte der Pfähler die Luft ein. Obwohl er saß, erwischte ihn leichter Schwindel. Es war wohl eine Folge der Überraschung.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung überschritt der Fremde die Schwelle. Er schaute sich in der kleinen Zelle um und machte dabei den Eindruck eines Menschen, der sich durch nichts aus dem Konzept bringen ließ. Er wirkte mehr wie jemand, der das Kommando voll und ganz in dieser Phase übernommen hatte.
    »Ich habe sechs tote Männer gesehen«, sagte Marek.
    »Ja, ich weiß.«
    »Du hast sie getötet!«
    Ein scharfes kurzes Lachen. »Ich habe sie gepfählt. Ich habe ihnen das Schicksal gegeben, das sie für mich vorgesehen haben. So einfach ist das.«
    »Warum wollten sie dich pfählen?«
    Er lachte wieder und breitete die Arme aus. Mit einem Cape hätte er wie Dracula II gewirkt. »Weil ich ein Vampir bin. Das liegt doch auf der Hand.«
    »Bist du das denn?«
    »Könnte ich einer sein?«
    »Du bist für mich ein Mörder!«
    Der Schrecken der Nacht ging nicht darauf ein. »Ich bin Eros, und ich bin noch mehr. Ich bin der Herrscher der Nacht, und ich habe endlich einen Ort gefunden, der zu meiner zweiten Heimat wird. Dieses Kloster gehört von nun an mir, und niemand wird mir diesen Besitz streitig machen.« Die indirekte Drohung war ausgesprochen worden. Marek dachte daran, daß er Mühe haben würde, hier mit heiler Haut wieder herauszukommen, doch für ihn stand fest, daß Eros es bei ihm nicht so leicht haben würde wie bei den Mönchen.
    »Du bist also kein Vampir.«
    »Vielleicht doch.«
    »Ich werde es testen!«
    Eros amüsierte sich. »Willst du mich von deinem Blut trinken lassen, Marek?«
    »Oh – du kennst meinen Namen?«
    »Viele kennen dich. Viele wissen, daß du der Pfähler bist. Es ist nicht einmal überraschend für mich, dich hier zu sehen, aber ich habe dich nicht so schnell erwartet. Wie dem auch sei, du wirst meine Pläne nicht vereiteln können.«
    Frantisek blieb ruhig. »Ich möchte dich testen.«
    »Ob ich ein Vampir bin?«
    »Ja, noch immer.«
    »Und wie?«
    »Ich brauche dich nicht einmal zu berühren, Eros. Es geht wirklich ganz einfach.«
    »Was hast du vor?«
    Marek hob die Schöße seiner Jacke zur Seite.
    Er holte das Vampirpendel hervor!
    Eros schaute zu. Er sah den Stein. Er sah auch das eingravierte Gesicht der Zigeunerin Zunita darauf. Es trat sehr deutlich hervor. Die Nase, der Mund, die Augen, das alles war sehr deutlich zu sehen, obwohl es sich farblich nicht von dem blaugrauen Hintergrund abhob.
    Zum erstenmal verlor Eros seine Sicherheit. »Was hast du da?« flüsterte er Marek zu.
    »Ein ovaler Stein, der an einer Kette hängt.«
    »Das sehe ich. Was bedeutet es?«
    »Es ist ein Pendel.«
    »Und weiter?«
    »Ich bezeichne es auch als das Pendel der Wahrheit. Es gibt mir die Wahrheiten bekannt, nach denen ich suche. Und

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