Schrecken der Nacht
wollen.
Ihr Schicksal war besiegelt.
Er kam wieder mit sich selbst klar, öffnete den Mund und überprüfte seine Zähne.
Ja, sie waren wieder normal geworden. Es gab die verdammten Hauer nicht mehr. Im wahrlich letzten Moment war es ihm gelungen, von diesem fahrenden Zug abzuspringen, und das hatte ihm mehr als gutgetan. So konnte er sich wieder freuen.
Es gab nur noch das Problem mit der Toten. Er mußte sie verschwinden lassen. Die Müllkippe wollte er nicht mehr nehmen. Was hinderte ihn daran, die Tote über Bord zu werfen? Sollte sie doch von der Strömung an Land gespült werden, auf ihn würde nichts als Mörder hinweisen. Niemand hatte von ihrem Verhältnis erfahren, und das war auch gut so. Er ging stets auf Nummer Sicher.
Scharf stieß er seinen Atem aus, als er aufstand, die Tür öffnete und sich den toten Körper schnappte. Auf dem Boden blieben Blutflecken zurück, um die er sich später kümmern würde. Die Tote war wichtiger. Er legte sie auf seine vorgestreckten Arme und ging mit ihr die Stufen des Niedergangs hoch.
Der Wind, der über das Deck wehte, tat ihm gut. Er kühlte auch sein verschwitztes Gesicht, und er mochte zugleich den salzigen und frischen Geruch des Meeres.
Kein Boot hatte sich seinem Ankerplatz genähert. Die Küste lag auch weit genug entfernt, zudem eingebettet in die blaugrauen Schatten der Nacht. Lichter tanzten auf dem Wasser. Sie stammten von der Bordbeleuchtung der anderen Boote in der Nähe, auf denen die Menschen nur an ihr Vergnügen dachten und nicht an den Tod.
Es war einfach, die Leiche anzuheben und über die Reling zu werfen. Er schaute zu, wie Corinne aufklatschte und schließlich versank. Sie würde wieder auftauchen und an die Küste gespült werden, und er würde lachen, wenn er darüber in der Zeitung lesen oder in der Glotze einen entsprechenden Bericht sehen würde.
Eros war zufrieden mit sich und der Welt. Und er nahm sich vor, in den restlichen Stunden der Nacht noch kräftig zu feiern. Sich hineinzudrängen in eine der In-Discos, in der die Preise für Getränke astronomisch hoch waren, was ihn allerdings nicht weiter kümmerte, denn Geld besaß er zur Genüge.
Eros betrat das Ruderhaus. Er fühlte sich jetzt wie ein König, der sein Schicksal selbst bestimmen konnte. Auf seinem Gesicht hatte sich ein Lächeln ausgebreitet. Die Augen leuchteten, doch es war kein gutes Leuchten.
Der Wahnsinn hielt ihn umklammert. Und wahnsinnig hörte sich auch das Gelächter an, das er über das Wasser schickte...
***
Wir hatten es mit Ach und Krach geschafft, noch ein Hotelzimmer zu bekommen. Nicht in einem der Luxusschuppen mit Strandblick, sondern weiter hinten, wo die kleine Stadt St. Tropez noch ursprünglich war und wo es Einheimische gab, die man auf der Croisette nicht sah. Es war ein Doppelzimmer, doch mit verflucht engen Maßen, doch das spielte keine Rolle.
Die Wirtin war nett und auch stolz darauf, alle Zimmer mit einer Blümchentapete dekoriert zu haben.
Bill und ich waren allein. Frantisek Marek würde erst später eintreffen, und zwar am Nachmittag. Es gab von Rumänien aus eben nicht die guten Flugverbindungen wie von London. Wir waren in Nizza gelandet, doch unser Freund mußte über Paris fliegen und dort umsteigen. Von Nizza aus würde er dann, ebenso wie wir, mit einem Taxi kommen, und zur Not konnte er auch noch bei uns im Zimmer übernachten. Jedenfalls würde Bill die Kosten der Reise übernehmen und Marek gleichzeitig noch einen Scheck zur Verfügung stellen, denn beide wußten wir, wie knapp bei Kasse er oft war. Bill hatte ihm auch schon ein neues Auto kaufen wollen, doch das hatte Frantisek abgelehnt.
Als ich aus dem winzigen Bad zurückkehrte, saß Bill auf dem Bett und telefonierte mit seiner Frau. Sheila war beruhigt, weil wir gut gelandet waren und erkundigte sich natürlich auch nach all den Schönen, die an der Küste herumliefen.
»Davon haben wir nichts gesehen, ehrlich. Die liegen noch alle flach«, sagte Bill. »Wie auch immer. Aber ich denke, daß wir ihnen schon begegnen werden. Nur darfst du nicht vergessen, daß wir einen Vampir jagen, und das relativiert die Sache etwas.«
»Es gibt auch Schöne, die gern Blut saugen.«
»Ich werde daran denken. Gruß auch an John.« Damit legte Bill auf. »Ja, ja, die Frauen. Sie waren schon immer so, und sie werden es auch immer bleiben.«
»Du kannst doch zufrieden sein.«
»Bin ich auch.«
Ich blickte auf die Uhr. Wir waren nicht heimlich nach Frankreich geflogen, sondern
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