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Schrecken der Nacht

Schrecken der Nacht

Titel: Schrecken der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Verwandlung ließ sich nicht stoppen.
    Vampir gegen Vampir!
    Das gab es nicht.
    Der eine trank nicht vom anderen Blut. Auch ihr würde sein Blut nicht schmecken.
    Noch war das Menschliche in Eros vorhanden. Noch sah er mit klaren Augen, welches Schicksal ihm seine ehemalige Gespielin zugedacht hatte, und darauf stellte er sich ein.
    Sie biß zu.
    Er riß den rechten Arm hoch, und er drehte dabei seine Hand, die den Eichenpfahl umklammert hielt.
    Es erwischte Corinne beim Biß. Sie hatte die Haut erst nur angekratzt, aber sie hatte sich mit ihrem gesamten Gewicht gegen ihn gelehnt, und das war ihr Verderben.
    Die Spitze des Pflocks drang tief, sehr tief und von unten nach oben in ihren Körper ein. Es ging so glatt. Es war alles weich wie Butter, und es drang kein Laut aus ihrem offenen Mund. In der Bewegung war sie erstarrt und schien zu einem Stück Holz geworden zu sein.
    Eros merkte, wie ihre spitzen Zähne an seinem Hals entlang nach unten glitten. Die Haut war dort sehr empfindlich. Die Zähne würden sie aufreißen und rote Streifen hinterlassen, doch das war jetzt unwichtig geworden.
    Langsam sackte die Gestalt vor ihm zusammen. Er hatte seine Hand vom Pflock gelöst. Jetzt schaute er auf sie nieder und sah, daß die Waffe bis über die Hälfte hinweg in ihrem Körper steckte und sich aus der Wunde eine dunkle und dicke Flüssigkeit hervordrückte, die widerlich roch.
    Sie kniete jetzt.
    Ihr Mund stand offen. Der Kopf war nach hinten gedrückt, und die Augen wirkten wie zwei Fremdkörper. Aus dem Mund drangen blubbernde Geräusche, und die Hände hatten sich um den Griff des Pfahls gelegt, den sie allerdings nicht mehr aus ihrem Körper herausziehen konnte, weil ihr die Kraft fehlte.
    Eros hob sein rechtes Bein an. Er gab ihr einen Tritt gegen die Schulter.
    Corinne schwankte für einen Moment vor und zurück, dann bekam sie das Übergewicht und fiel zu Boden. Starr blieb sie liegen. Noch einmal bewegten sich ihre Hände, als sie vom Pfahl abrutschten, aber das war nicht mehr durch sie gelenkt worden, der Aufprall hatte einfach dafür gesorgt.
    Eros stand noch. Er lachte wie ein Wahnsinniger...
    ***
    Wenig später fand er sich auf dem festgeschraubten Stuhl sitzend wieder. Er hatte den Pfahl aus der Brust der nun endgültig Toten hervorgezogen, ihn abgeputzt und wieder eingesteckt.
    Er sagte nichts.
    Er tat nichts.
    Er hatte den Kopf vorgebeugt und konnte kaum fassen, daß es ihm möglich war, normal zu atmen. Aber genau das war es auch, was er gewollt hatte. Er war Eros geblieben. Er war nicht zum Schrecken der Nacht geworden. Er hatte geliebt, gehaßt, getötet, aber es war nicht zur Verwandlung gekommen. Im letzten Augenblick war es ihm gelungen, seinem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen.
    Wieder einmal.
    Aber wie lange noch?
    Er konnte es selbst nicht sagen. Alles war so anders und lief trotzdem zyklisch. Irgendwann würde ihn der Durst nach dem Blut eines Menschen wieder überkommen. Dann würde er in der Nacht losziehen und sich abermals ein Opfer holen. Es gab ja so viele, so verdammt viele Corinnas an der Küste. In den Städten wimmelte es nur so von Mädchen mit frischem, unverbrauchtem Blut. Er war wie der Fischer. Er konnte sie zu sich heranholen und in sein Netz hineinschleifen.
    Dann waren sie wehrlos dem Schrecken der Nacht ausgeliefert.
    Aber es gab auch die andere Seite in ihm. Den schönen jungen Mann, der Eros hieß. Der dann bereute, was er als Schrecken der Nacht getan hatte, und alles wieder in die richtige Position zurückbringen mußte. Nach seiner Art eben, und nach einer Art und Weise, die schon sehr, sehr alt war.
    Der Vampir mußte gepfählt werden. An dieser Tatsache hatte auch die moderne Zeit nichts ändern können. Und er würde so lange beißen und auch pfählen wie es ihn gab.
    Nur schemenhaft dachte er zurück an die Vergangenheit in Rumänien. Hier ging es ihm besser. Hier gab es keinen alten Vampirjäger, der ihm auf den Fersen blieb, um ihn zu vernichten. Hier kannte man den Begriff so gut wie gar nicht, und der alte Mann war weit, weit weg. Vielleicht hatte ihn auch schon der Teufel geholt. Er gönnte es ihm. Er dachte auch an seinen spektakulären Abschied, den er einfach so hatte gestalten müssen, daß er, Eros, in diesem Kloster großgezogen worden war. Dort hatte er einmal gelebt, und nicht einmal alle Mönche waren eingeweiht worden. Er hatten in den Tiefen eines Kellers sein Versteck gehabt, denn die Eingeweihten hatten ihn, den Fehlgriff der Natur, nicht töten

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