Schrecken der Nacht
Die Mädchen forderten ihn, und Eros bewies ihnen, wozu ein Latin Lover fähig war. Sie hatten ihm zuvor versprochen, ihn schachmatt zu setzen, doch das Ergebnis fiel umgekehrt aus.
Er war es, der gewann. Er war ebenfalls nicht normal. Durch sein Zwitterleben mußte sich bei ihm die Manneskraft um einiges verstärkt haben. Was dieses Gebiet anging, war er absolut Spitze, und er lachte, als er auf das Bett in der Kabine niederschaute, wo die beiden völlig erschöpft nebeneinanderlagen.
Für sie war der Spaß vorbei.
Für ihn nicht.
Er lief aus der Kabine. Nackt stand er an Deck. Es war relativ ruhig geworden. Keine Musik mehr direkt im Hafen. Nur aus den Discos hämmerte noch der Rap.
Auch die Hitze war verschwunden. Der kühle Wind des recht frischen, aber noch dunklen Morgens umwehte ihn, und er sah den klaren Himmel mit seinen Gestirnen, den Halbmond inklusive.
Er holte noch eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank. Er öffnete sie und trank in langen, durstigen Zügen. Danach ging es ihm noch besser, und jetzt merkte er wieder den Drang, der in ihm hochstieg. Eros wußte Bescheid. Sein zweites Leben war dabei, das erste zu übernehmen. Er wehrte sich auch nicht dagegen. Es war sein Schicksal. Der Hunger wühlte sich in ihm hoch, und er war dabei wie ein Tier, das sich nicht aufhalten ließ.
Er schüttelte den Kopf. Es war zu Beginn immer unangenehm. Der Druck, er sich irgendwo erst freie Bahn schaffen mußte. In der Nähe hing ein kleiner Spiegel an der Wand. Darin konnte er sein Gesicht sehen.
Es hatte sich verändert. Sein Mund stand weit offen. Die Winkel waren nach unten gebogen, die Zunge schlug auf und ab, er schüttelte den Kopf, und seine Haare bildeten nur noch einen Wirrwarr. Er spürte in seinem Mund die Veränderung. Die Augen leuchteten in einer erschreckenden Wildheit, und die Haut nahm eine alte staubige Farbe an, eine Mischung zwischen maus- und aschgrau.
Er hätte jetzt kaum noch reden können. Seinen Mund verließen nur keuchende Laute. Mit den Händen strich er über die nackten Oberschenkel von unten nach oben. Er kratzte mit den dunkel gefärbten Nägeln, die bei den Frauen immer besonders auffielen. Er heulte schon in wilder Vorfreude, aber er schaute auch zu, wie sein Spiegelbild immer mehr verschwand.
Je mehr sich der Mensch in einen Vampir verwandelte, um so stärker löste sich das Spiegelbild auf. Die Züge verliefen, als wären sie von der Außenhaut des Spiegels gefressen worden, und der Druck in seinem Mund nahm überhand.
Vor dem Spiegel fiel er auf die Knie. Hockte wie ein Geschlagener. Mit offenem Mund, aus dem der gelbliche Geifer troff und auf den Boden fiel.
Er merkte jetzt, daß er sein Menschsein völlig verloren hatte. Die andere Kraft steckte in ihm. Er wußte auch, daß die Gier nicht mehr zu stoppen war.
Deshalb machte er sich auf den Weg. Es waren ja nur wenige Schritte. Die beiden würden noch auf dem Bett liegen. Sie würden schlafen, sie würden darauf warten, daß sie am nächsten Morgen wieder erwachten, damit die Party weiterging.
Das würde sie auch.
Aber anders als sie es sich vorgestellt hatten.
Heftig riß er die Tür zur Kabine auf. Es hatte sich nichts verändert. Das Licht drang aus einer rötlichen Lampe, die zwischen den beiden Fenstern hing und ihren seicht-blutigen Schein so verstreute, daß er über die Körper der beiden nackten Frauen floß.
Sie schliefen tief und fest.
Er lächelte.
Und dabei zog er seine Lippen sehr in die Breite. Es blieb nicht aus, daß er seine beiden Zähne freilegte, die sich im Oberkiefer gebildet hatten. Er war der Vampir, er trug jetzt das äußere Zeichen. Zwei helle Dolche, deren Spitzen locker die weiche Haut der Opfer aufreißen würden.
Gina lag ihm am nächsten. Sie hatte sich halb auf die Seite gedreht. Er ließ seinen Blick noch einmal über ihre festen Brüste gleiten, die sich auch in dieser Haltung kaum verändert hatten, und er sah auch den frei liegenden Hals.
Er biß zu.
Es war eine gekonnte Bewegung. Er kannte sich aus. Er spürte, wie Gina unter ihm zuckte, doch der Vampir drückte sie zurück, als er ihre gemurmelte Frage hörte.
»Was machst du da...?«
»Ich gebe dir ein neues Leben...«
Dann preßte er seine Lippen wieder fest gegen ihre Haut. Die Zähne hatten die Ader erwischt und eingerissen. Wie aus einem kleinen Brunnen sprudelte ihm das Blut entgegen. Er spürte es im Mund und merkte, wie es seinen Weg weiter in den Rachen nahm, während er diesen herrlichen Nektar
Weitere Kostenlose Bücher