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Schreckensbleich

Schreckensbleich

Titel: Schreckensbleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urban Waite
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tust. Ich bin mir nicht ganz sicher, was genau eigentlich passiert ist.«
    »Bist du in Gefahr? Warum soll ich nicht raufkommen und dich abholen?«
    »Nein, es geht um jemanden, mit dem ich zusammen bin.«
    »Was für ein Jemand?«
    »Ein Mädchen.«
    »Du nimmst mich doch nicht etwa auf den Arm, oder?«
    »Nicht bei dieser Geschichte, ganz bestimmt nicht.«
    »Na, warum fragst du sie nicht, ob ich raufkommen kann?« Nora ging zum Fenster und schaute hinaus. Eine nervöse Furcht wuchs in ihrem Innern. Sie konnte sie ganz unten in der Kehle spüren. Sie schluckte und versuchte, das Gefühl loszuwerden, doch es war immer noch da. Hunt ließ sich sehr lange Zeit mit der Antwort.
    »Das ist es nicht«, sagte er. »Ich würd’s ja tun. Aber sie redet nicht mehr. Ich weiß nicht recht, was ich machen soll. Sie steht unter Beobachtung, aber ich kann nicht sagen, ob sie’s schaffen wird.«
    »Worüber reden wir hier, Phil?«
    »Das Mädchen hat die Drogen. Sie sind in ihr drin.«
    »Ein Kurier?«
    »Ja, sie hat die Drogen. Ich glaube nicht, dass ich hier wegkann, bis das alles geregelt ist.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Zwanzig? Vierzig? Ist schwer zu sagen.«
    Eine lange Pause entstand.
    »Nora?«
    »In was für Problemen stecken wir hier?«
    »In welchen von der allerschlimmsten Sorte.«
    »Sucht irgendjemand nach diesem Mädchen?«
    »Ich glaube, die haben nach mir gesucht.«
    »Aber jetzt suchen sie nach euch beiden?«
    »Ja, ganz bestimmt.«
    »Und du glaubst, Eddie und ich sind in Gefahr?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich möchte lieber auf Nummer sicher gehen.«
    »Sind das hier Probleme, bei denen wir nicht mal telefonieren sollten – solche Probleme?«
    »Nein, das ist es nicht. Die andere Sorte, wie mit dem Jungen, die Art Problem.«
    »Woher weißt du, dass es so ist wie mit dem Jungen?«
    »Weil die Küstenwache aufgetaucht ist, und das war wahrscheinlich das Einzige, was uns gerettet hat.«
    »Hätte nie gedacht, dass du das mal sagst.«
    »Nein, nie.«
    »Ich kann zu dir kommen.«
    »Nein, ich will dich nicht hier oben haben. Du und Eddie, ihr solltet diese Geschichte einfach aussitzen. Ich mache keine Witze, wenn ich das sage. Ich stecke da schon drin. Ich kann nur nicht sagen, wie weit das Ganze gehen wird.«
    Sie gab ihm die Adresse und Telefonnummer des Motels.
    »Ich melde mich später noch mal«, sagte Hunt. »Ich halte mein Versprechen. Mach dir keine Sorgen. Ich rufe dich an, wenn ich weiß, was ich tun muss.«
    Nora hörte, wie die Verbindung abbrach. Sie hielt das Telefon in der Hand und lauschte in den toten Raum hinein.
    ***
    Irgendetwas steckte ihm ganz hinten im Hals. Der Anwalt hustete einen heißen Mundvoll Rauch aus der Tiefe herauf. Er trug einen Bademantel über den Kleidern, in denen er geschlafen hatte. Es gab keinen Grund, sich umzuziehen. Keinen Grund, das Haus zu verlassen. Die Leute, für die er arbeitete, würden nicht erfreut sein. Er wusste nicht, was sie bereits erfahren hatten, doch er konnte sich denken, dass es Konsequenzen haben würde, wenn das Ganze herauskam – und es würde herauskommen. Jetzt versuchte er bloß, das Richtige zu tun, die richtigen Schritte zu unternehmen. Den Jungen zu töten war der erste gewesen, und jetzt, wenn Grady nur Hunt finden konnte, dann wären sie im grünen Bereich.
    Er hatte das Ganze angeleiert, und jetzt gab es keinen Grund, zuzusehen, wie ihm alles entglitt. Der Anwalt drückte seine Zigarette in einem kleinen Porzellanteller aus. Er hatte nichts gehört, und er sah abermals auf die Uhr. Zehn nach elf. Bald würden die Vietnamesen anrufen. Sie würden wissen wollen, warum die Mädchen nicht abgeliefert worden waren. Keine Mädchen, das konnte man erklären, keine Drogen nicht.
    Grady hatte sich nicht gemeldet. Wieder schaute der Anwalt auf die Uhr und ging in die Küche, wo er einen Wasserhahn aufdrehte und zusah, wie das Wasser lief. Er fuhr mit der Hand durch den Strahl und hob sie dann an sein Gesicht, fuhr mit den Fingern die Furchen seines Mundes hinab, übers Kinn hinaus.
    Als Grady zehn Minuten später anrief, wollte der Anwalt wissen, was schiefgelaufen war, was Grady sich dabei gedacht hatte. Das Mädchen nicht abzuliefern, wie er es eigentlich hätte tun sollen, Hunt noch am Leben, das Ganze geriet außer Kontrolle. Der Anwalt stand in der Küche und blickte ins Spülbecken hinunter, ein Strudel tat sich vor ihm auf.
    Jetzt war es nicht nur Hunt, der in Gefahr war, jetzt waren sie alle in Gefahr. Das wusste der Anwalt; er

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