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Schreckensbleich

Schreckensbleich

Titel: Schreckensbleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urban Waite
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orangefarbenen Stoff berührte. Er hielt die Tasche in der Hand, knetete sie einmal in den Fingern und fühlte die kleinen Latexkugeln. Eine Frau kam dicht am Wagen vorbei und sah ihn an. Er lächelte. Und als sie weg war, ließ er die Tasche fallen; sie landete im Schatten des Fußraums.
    Er fragte sich, ob er vorhin das Richtige getan hatte. Was hätte er sonst tun solle? Er hätte gern mehr über die junge Frau gewusst. Die Kapseln auf dem Boden des Autos, das Heroin, die neunzigtausend. Er wusste, dass ein Teil davon Thu gehörte. Noch wusste er nicht, wie viel. Doch er hatte das Gefühl, ein Teil davon würde ihr gehören müssen. Hoffentlich war sie okay.
    Er sah die Tasche an. Die Fähre tutete, und wenn er aufgeblickt hätte, hätte er sie vielleicht näher kommen sehen, doch er tat es nicht. Er starrte weiter die Tasche an, die dort auf dem Boden lag.
    ***
    »Tut er dir leid?«, fragte Sheri.
    »Toll finde ich’s nicht gerade.« Drake stützte die Hand gegen die Wand. Er stand draußen auf dem Flur und schaute in Driscolls Büro, während er mit dem Handy telefonierte. Die Informationen kamen herein, und er konnte Driscoll durch die Glasscheibe sehen, mit all dem Papierkram auf seinem Schreibtisch.
    »Wirst du diesem Hunt helfen?«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    »Wieso glaubst du, dass er besser ist als dieser andere?«
    »Niemand hat gesagt, dass der andere schlecht war.«
    »Du hast ihn jedenfalls schlecht behandelt.«
    »Jetzt ist er tot. Dafür fühle ich mich verantwortlich. Für meinen Teil daran.«
    »An dem Ganzen gab’s nichts, was dein Teil war.«
    »Ich weiß. Aber ich empfinde trotzdem so.«
    »Nur weil dein Vater Pferde geritten hat, bist du noch lange kein Experte. Es gibt eine Menge Leute, die mehr Erfahrung mit so was haben als du. Das heißt doch nicht, dass ausgerechnet du da rausmusst.«
    Drake schwieg. Er hatte seit zehn Jahren nicht mehr mit seinem Vater gesprochen, und Sheri wusste, dass sein Vater sehr viel mehr getan hatte, als nur zu reiten. Er nahm die Hand von der Wand und stülpte sich den Hut wieder auf den Kopf. »Gefällt’s dir im Hotel?«
    »Nichts, was ich sage, wird irgendetwas ändern, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Sehe ich dich bald?«
    »Sobald ich es einrichten kann.«
    »Und wenn ich sagen würde, dass ich dich verlasse?«
    »Sagst du das?«
    »Nein.«
    »Machst du dir Sorgen um mich?«
    »Natürlich mache ich mir Sorgen um dich. Was hast du da draußen überhaupt verloren?«
    »Ich komme schon klar. Ich stehe schließlich unter dem Schutz der DEA.« Fast hätte er gelacht, aber dann tat er es doch nicht. Er glaubte nicht, dass Sheri die Ironie an dem Ganzen verstehen würde. Er hatte ein schlechtes Gewissen wegen dem Jungen.
    »Ich bin schwanger«, sagte Sheri.
    »Stimmt das?«, fragte er ohne einen Augenblick des Zögerns.
    Sheri antwortete nicht. Dann: »Nein.«
    »Du kommst doch zurecht, oder? Ich komme vorbei, wenn ich kann.« Drake wartete, lauschte ihrem Atem auf der anderen Seite des Telefons. Er wollte noch mehr sagen, er wollte ihr versichern, dass alles gut würde, alles würde gutgehen, doch das wusste er nicht, nicht mit Gewissheit.
    ***
    Grady kam an dem Fast-Food-Restaurant vorbei. Er war über eine Brücke gefahren, mit einem Fluss darunter, dunkelblau, während die sinkende Sonne die Bäume einfärbte. An der Kreuzung eine einzige baumelnde Blinkampel. Er fuhr die Straße hinunter und fand das Motel, hielt jedoch nicht an. Die Sonne ging unter und ließ alles glühen: das Lampenlicht im Büro golden, die Zimmer und die orangefarbenen Rollos von innen erleuchtet, Autoscheinwerfer weiter unten auf der Straße. Er fuhr an dem Motel vorbei und lenkte den Wagen auf einen Schotterparkplatz hundert Meter weiter. Ein Mädchen in einem kleinen Kaffeekiosk warf ihm einen Blick zu, achtete jedoch nicht weiter auf ihn, als sie sah, dass er nichts kaufen würde.
    Er holte das kleine Schälmesser aus dem Koffer, und außerdem eine kleine Halterung, die er in einer Werkstatt in Aurora angefertigt hatte. Es war eine einfache Konstruktion aus Leder, Knopfösen, einer Feder und einem Metallschlitten sowie einer Art Auslöser. Er knöpfte den Hemdsärmel auf und befestigte zuerst die Vorrichtung und dann das Messer an seinem Unterarm. Indem er die Unterarmmuskeln anspannte, konnte er das Messer durch die Feder nach vorn schnellen lassen. Das hatte er geübt, den Arm anzuspannen, um das Messer auf dem Schlitten vorschnappen zu lassen. Es war etwas, was er in

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