Schreckensbleich
Zimmer ab, bis er den Lincoln fand. Er setzte seine Schuhe behutsam auf, achtete darauf, kein Geräusch zu machen. An der Tür angekommen, klopfte er leise. Ein Auto fuhr hinter ihm vorbei. Das zweite in zehn Minuten.
Als Eddie die Tür öffnete, konnte Grady den mit einem Schalldämpfer versehenen Lauf einer kleinen Pistole aus seiner Hand hervorlugen sehen.
»Was ist das, eine 22er?«
Eddie trat zur Seite und ließ Grady herein. Grady hörte einen Fernseher im Zimmer nebenan. Eddie stand an der Tür und hielt die Waffe auf ihn gerichtet.
»Ist das seine Frau?«, erkundigte sich Grady. Er sah zu der Tür hinüber, die zu Noras Zimmer führte.
»Wären Sie wohl so freundlich?« Eddie machte eine Kreisbewegung mit der Pistole.
»Einmal rundherum«, bemerkte Grady. Er hob die Hände und drehte sich langsam auf der Stelle, so dass Eddie sehen konnte, dass er nicht bewaffnet war.
Eddie zeigte auf seine Stiefel. Grady zog das rechte Hosenbein hoch. »Hier ist nichts.« Er zog das linke Hosenbein hoch. »Und hier auch nichts.« Dann streckte er die geöffneten Hände vor. »Hab auch nichts im Ärmel.« Er lächelte. Er zog die Ärmel nicht hoch, sondern wartete ab und beobachtete Eddie.
»Alles klar«, sagte Eddie. »Machen Sie den Fernseher an, ja? Ich will nicht, dass Nora uns hört.«
Grady schaltete den Fernseher ein.
Eddie setzte sich an den billigen Vinyltisch. Mit dem Fuß schob er Grady den anderen Stuhl hin. »Man hat mir gesagt, dass Sie kommen würden, wegen Hunt.«
Grady setzte sich. »Das stimmt.«
»Seine Frau weiß nichts, wir können sie also da raushalten.«
»Klingt logisch«, meinte Grady. Eddie hatte die Waffe gesenkt und ließ sie in seinem Schoß ruhen.
»Es heißt, Sie und Hunt kennen sich.«
»Wir waren zusammen in Monroe.«
»Sie sehen nicht aus, als wären Sie alt genug dafür«, bemerkte Eddie.
»Er kam raus, ich kam rein. Eigentlich war ich noch nicht volljährig, aber es hieß, das Verbrechen erfordere eine Strafe für Erwachsene.«
Eddie sah ihn an. »Das kann ganz schön heftig sein. Wie lange haben Sie gesessen?«
»Lange genug.«
»Wissen Sie irgendetwas über Hunt?«
»Ich weiß, dass er allmählich zum Problem wird.«
»Er ist ein Freund von mir.«
Der Widerschein des Fernsehers flackerte auf der Wand hinter Eddie und hing in den Vorhängen. Ein alter Cowboy-und-Indianer-Film. »Ist sicher traurig für Sie.«
»Es gefällt mir nicht.«
»Haben die Ihnen gesagt, dass sie Sie auch kaltmachen würden?«
»Wenn ich Schwierigkeiten mache.«
»Haben Sie Schwierigkeiten gemacht?«
»Ich hab versucht, keine zu machen.«
»Können Sie mir sagen, wo Hunt ist?«
»Ich weiß es nicht.«
»Sie haben doch gesagt, Sie machen keine Schwierigkeiten.«
»Ich weiß nicht, wo er ist. Ich habe nicht mal mit ihm gesprochen. Nora hat mit ihm gesprochen, nicht ich.«
»Hört sich an, als sollte ich mit ihr reden.«
»Es hieß, das wäre nicht nötig.«
»Wir reden doch nur, sonst passiert doch noch gar nichts.«
»Werden Sie es selbst tun?«
»Es?«
»Hunt.«
»Ich werde es selbst tun.«
»Tun Sie mir einen Gefallen?«
»Ja.«
»Ziehen Sie es nicht in die Länge.«
Grady hatte auf den Fernseher geschaut, nichts als Knarren und Pulverdampf. Ein als Indianer verkleideter italienischer Schauspieler bekam eine Kugel ab und kippte steif um. Grady sah zu Eddie hinüber. »Kann ich Sie mal was fragen?«
»Klar.«
»Wozu tragen Sie die 22er da mit sich rum?«
»Zu meinem Schutz.«
»Das Ding kann Sie nicht schützen.«
»Ich glaube, wenn’s sein muss, schon.«
»Wie leise ist der Schalldämpfer?«
»Das Pfeifen der Kugel ist alles, was man hört.«
»Und das, was getroffen wird.«
»Ja.«
»Sieht klein genug aus, um in ’ne Jackentasche zu passen.«
»Wahrscheinlich.«
»Das hier ist nicht so Ihr Ding, wie?«
Eddie blickte über den Tisch. »Ich bin mehr der Betreuer.«
»Sie sitzen an irgendwelchen Bars rum und knüpfen Verbindungen, telefonieren, wickeln das Ganze ab?«
»Ja.«
»Ich zeige Ihnen mal einen Bartrick, so eine Art Zaubertrick.«
»Ach ja?«
»Schauen Sie her.« Grady streckte beide Arme vor sich hin und drehte die flachen Hände erst nach oben und dann nach unten. »Meine Hände sind leer«, sagte er. Eddie saß da und beobachtete wie gebannt die Hände des anderen. Grady spannte den Unterarm an, und das Messer schnellte vor. Eddie machte eine rasche Bewegung mit der Pistole, doch das Blut kam bereits in einer Linie quer über seinem Hals zum
Weitere Kostenlose Bücher