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Schrei Aus Der Ferne

Schrei Aus Der Ferne

Titel: Schrei Aus Der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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vorrückten, ein paar von ihnen mit behelfsmäßigen Waffen in der Hand.
    »Wir kommen zurück«, sagte Will. »Es ist noch nicht vorbei.«
    Zusammen schritten er und Helen durch den Kordon, der widerstrebend geöffnet wurde, um sie gehen zu lassen.
     
    »Du stützt dich auf den Hund«, sagte Helen, sobald sie im Wagen saßen.
    »Auf den Hund und den Ausdruck in Jones’ Augen.«
    Zwei Stunden später waren sie wieder da, mit drei Wagen und einem Transit, in dem dicht gedrängt Beamte in Uniform saßen, Schulter an Schulter. Keine Sekunde zu früh. Samuel Jones und sein Anhang waren gerade damit fertig geworden, ihr Lager abzubrechen, und wollten weiterziehen.
    »Wollten Sie irgendwohin, Samuel?«, fragte Will, unfähig, das Lächeln zu unterdrücken, das sich auf seinem Gesicht abzeichnete. »Die Freiheit des Wanderlebens?«
    »Sie können mich mal!«
    »Vielleicht später. Aber jetzt steigen Sie in den Wagen.«
    Einige Momente sah es so aus, als würden ein paar der Männer eingreifen wollen, aber die Polizeipräsenz war so stark, dass sie lediglich mit böser Miene dastanden und den einen oder anderen Fluch ausstießen. Duncan Strand würde zusammen mit dem größten Teil der Beamten an Ort und Stelle bleiben, um Befragungen durchzuführen, und sein Bestes tun, dabei die Feindseligkeit zu entschärfen.
    Der Collie war nicht festgebunden und humpelte laut bellend dem Wagen nach, der Samuel Jones fortbrachte.

69
     
    Zwar gingen Duncan Strands Aufzeichnungen nicht bis ins Jahr 1995 zurück, aber es gab Belege, dass sich Jones und seine Gefolgschaft sowohl 2001 als auch 2004 in der Gegend von Wisbech aufgehalten hatten, und zwar auf einem inoffiziellen Platz, der sich auf einem tief liegenden Grund befand, teilweise von Bäumen geschützt. Von dem Bauernhaus in Outwell, wo Janine Prentiss nach ihrer Entführung und Freilassung aufgetaucht war, war er nur eine Meile entfernt.
    Der Aussage zufolge, die Janine seinerzeit gemacht hatte, war der Transporter lange   – fast so lang wie eine Schulstunde   – mit ihr durch die Gegend gefahren, bevor sie mit immer noch verbundenen Augen am Ende eines Wegs herausgelassen wurde.
    Dreißig Minuten? Vierzig? Eine Stunde?
    War der Transporter auf direktem Weg dorthin gefahren oder hatte er Umwege gemacht?
    Sie wusste es nicht.
    Der Ausgangspunkt der Fahrt konnte von der Stelle, wo sie abgesetzt wurde, ganze fünfzig Meilen oder nur fünf Meilen entfernt sein. Eine Suche nach Gebäuden wie denen, die Janine gesehen haben wollte, erbrachte vier Treffer. Nicht mehr bewohnte, dem Verfall anheim gegebene Landarbeiterhäuschen waren keine Seltenheit.
    Zwei von ihnen hatten die Polizei besonders interessiert: das eine ganz nah   – kaum mehr als eine Meile nördlich des Platzes, den der Jones-Clan benutzt hatte   –, das andere in geringer Entfernung vom Dorf Wiggenhall St Mary the Virgin,wo Christine Fell an eine Ballenpresse gefesselt gefunden worden war.
    Man muss nach einem Muster suchen, so sagten doch die Profiler immer.
    Beide Katen hatten tatsächlich Spuren aufgewiesen, dass sie vorübergehend genutzt worden waren. Feuer war gemacht worden, Müll lag herum: Kondome, Zigarettenschachteln, Kleidungsstücke, Tierknochen. Aber nichts davon erbrachte einen Hinweis, der zweifelsfrei sagte: Hier wurde Janine festgehalten.
     
    Samuel Jones saß Will und Helen gegenüber   – mit trotzig zurückgeworfenem Kopf, klaren Augen, einer kräftig geäderten Nase, die mehrere Male gebrochen und wieder gerichtet worden war. Ohne den üblichen Stock zum Festhalten, umklammerte er mit verhornten Händen die Tischkante.
    »Machen Sie schon! Verschwenden Sie nicht meine Zeit!«
    »Müssen Sie irgendwohin?«, fragte Will mit sanfter Stimme, die im Kontrast zu Jones’ Brüllen stand.
    »Ich muss hier raus. Raus aus dieser   … verdammten Schachtel. Aus diesem verflixten Zimmer, in das ich eingesperrt bin.«
    »Beantworten Sie die Fragen«, sagte Helen. »Und dann können Sie gehen. So einfach ist das.«
    »Welche verfluchten Fragen denn? Roberts? Noch mehr zu Roberts? Ich habe Ihnen oft genug gesagt, dass ich ihn jahrelang nicht gesehen habe, nicht seit dem Tag, als er vor Gericht stand und verurteilt wurde.«
    »Wir glauben Ihnen«, sagte Will. »Zumindest was das betrifft. Für den Augenblick.«
    »Was zur Hölle soll ich dann hier in diesem Pferch?«
    »Wir warten darauf, dass Sie uns erzählen, was davor war.«
    »Was heißt hier: davor?«
    »Fangen wir mit ’95

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