Schrei Aus Der Ferne
altmodische Schürze über Sweatshirt und Jeans und füllte Wäsche in den Trockner. Tina kauerte neben dem Hochstuhl und sah fern, während sie gleichzeitig Alice aus einem Gläschen fütterte.
»Gönnen Sie Ihren Füßen mal ’ne Pause«, sagte Efford. »Ich mache uns Tee.«
»Nein danke, wirklich nicht nötig.«
»Macht gar keine Mühe«, sagte Efford. Er griff an Pauline vorbei nach dem Wasserkessel und drückte herzhaft ihren Hintern.
»He!«, rief Pauline und schlug ihm auf die Hand. »Lass meinen Arsch in Ruhe!«
Efford zwinkerte Ruth zu. »Das sagst du doch sonst nicht.«
Lee kam in einem Arsenal-Trikot und mit Kopfhörern über den Ohren barfuß in die Küche geschlendert.
»Willste Tee?«, fragte sein Vater.
Mit einem Kopfschütteln und einem Blick auf Ruth drehte sich der Junge um und verschwand.
Mit einem Ruck entfernte Ruth ein Stück mit Marmelade verschmierter Brotkruste von einem der Stühle und setzte sich.
»Zucker?«, fragte Efford.
»Nein danke.«
»Selbst süß genug, was?«
Ruth merkte, dass sie völlig grundlos zu erröten begann. Als sie den Teebecher von ihm entgegennahm, verschüttete sie etwas, bevor sie ihn abstellen konnte.
»Tut mir leid«, sagte sie und errötete noch stärker.
»Null problemo«, sagte Pauline. »Vermischt sich mit dem Rest.«
»Keks?«, fragte Efford und hielt Ruth eine Packung Doppelkekse mit Vanillecremefüllung hin.
Ruth sagte nein, dann sagte sie ja.
»Tina«, sagte Pauline, »lass mal diesen blöden Comic sein und konzentrier dich darauf, Alice zu füttern. So lasch, wie du das machst, stirbt sie noch an Unterernährung.«
»Also«, sagte Efford und setzte sich Ruth gegenüber hin, »ich wette, Sie sind froh über die Ferien, was?«
»Ja. Simon und ich haben daran gedacht, auch ein paar Tage wegzufahren, während Sie in Cornwall sind. Vielleicht nach Frankreich.«
»Die zweiten Flitterwochen, wie?«
»Dazu würde ich auch nicht nein sagen«, meinte Pauline, »solange ich sie nicht mit ihm verbringen muss.« Sie lachte und ihr Lachen wurde zu einem Hustenanfall, der nur allmählich nachließ.
»Noch ’n Schluck Tee?«, fragte Efford.
Ruth schüttelte den Kopf. »Wann fahren Sie morgen los?«
»Um fünf, schätze ich. So ungefähr.«
»So früh?«
»Er war ’ne Frühgeburt, stimmt’s, Alan?«, sagte Pauline. »Hatte nämlich Angst, was zu verpassen.«
»Wenn Sie später losfahren«, sagte Efford, »stecken Sie von Bristol bis Truro in dem Scheißverkehr fest.«
»Ich dachte nur, ich würde vielleicht kommen und ihr nachwinken«, sagte Ruth. »Es ist nämlich das erste Mal, dass Heather alleine verreist.« Sie lächelte selbstironisch. »Wirklich, das ist etwas albern von mir.«
»Wie Sie wollen«, sagte Efford, »aber wenn sie nur ’ne Spur wie Kelly is’, tragen wir Ihre Heather mit fest geschlossenen Augen in den Transporter.«
Trappelnde Schritte wurden hörbar und Kelly platzte in den Raum, Heather im Schlepptau. »Mum, Mum, können wir heiße Schokolade bekommen? Und Kekse? In meinem Zimmer.«
»In Ordnung, aber holt es euch selbst. Ich bring’s euch nicht nach oben.«
»Danke, Mum.«
Die Tür schloss sich so schnell, wie sie sich geöffnet hatte, und die Mädchen rasten davon. Heather schien gar nicht bemerkt zu haben, dass Ruth immer noch da war.
Ruth wachte um halb fünf auf, obwohl sie den Wecker nicht gestellt hatte. Sie drehte sich auf die Seite und kämpfte mit dem Gedanken, aufzustehen und sich anzuziehen, aber bevor sie sich dazu entschlossen hatte, hatte sich Simon im Schlaf zu ihr gerollt und seinen Arm über ihre Schulter gelegt. Sie blieb, wo sie war, lauschte mit offenen Augen auf sein Atmen und sagte sich, dass Alan recht habe, es hatte wenig Sinn zu gehen, und wenn sie es trotzdem tat, würde Heather es ihr sicherlich nicht danken. Inzwischen war es nach fünf und ohnehin zu spät, Ruth blieb einfach liegen und war sich sicher, dass sie nicht wieder einschlafen würde.
Als sie das nächste Mal aufwachte, kam Simon gerade herein, summte leise vor sich hin und trug Tee und Toast auf einem Tablett.
»Schöne Ferien, Ruthie.«
»Um Himmels willen, wie spät ist es?«
»Kurz nach halb acht.«
»Sie müssen schon Ewigkeiten unterwegs sein.«
Simon stellte das Tablett an das Fußende. »Inzwischen haben sie bestimmt an einer Autobahnraststätte haltgemacht und genießen das grandiose englische Frühstück, das es dort gibt.«
Ruth stemmte sich in die Höhe, schob die Kissen zurecht und ordnete die
Weitere Kostenlose Bücher