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Schrei Aus Der Ferne

Schrei Aus Der Ferne

Titel: Schrei Aus Der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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solche Aufträge oder diese Brücke über die Themse   …«
    »Die, die beinahe zusammengebrochen ist, als zu viele Leute auf einmal darübergelaufen sind   …«
    »Also, man kann sich vorstellen, wie viel Geld darin steckt. Millionen. Die müssen das nur so scheffeln.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Will, »der Typ, der dieses Haus gebaut hat   …«
    »Der war doch kein Architekt«, sagte Lorraine, »bloß der Bauherr.«
    »Jemand muss doch die Pläne gemacht haben, ich bezweifle, dass er das selbst getan hat.«
    »Ja, vielleicht. Worauf willst du hinaus?«
    »Ich will darauf hinaus, dass der Entwurf eines solchen Hauses wahrscheinlich nur einen kleinen Prozentsatz von fast gar nichts einbringt. Man sollte mal bedenken, wie viele Architekten ihre Zeit mit Küchenanbauten und neuen Badezimmern verbringen.«
    »Warum reden wir eigentlich darüber?«, fragte Lorraine.
    »Erinnerst du dich an die Frau, die von ihrem Mann umgebracht wurde?«, sagte Helen. »Sie war Architektin.«
    »Ist das der Fall, in dem der Mann seine Frau getötet hat und dann sich selbst?«
    »Ja. Sie wollte ihn offenbar verlassen und ihr Kind mitnehmen   …«
    »Das gemeinsame Kind«, unterbrach Will.
    »Genau, das gemeinsame Kind. Sie wollte den kleinen Jungen mitnehmen und nach Australien auswandern. Als wir das auf ihrem Computer überprüft haben, fanden wir jede Menge Verweise auf das Royal Australian Institute of Architects und andere Seiten, auf denen sie sich nach Arbeit umgesehen hat. Und der Verdienst war nicht sehr hoch, das kannst du mir glauben.«
    »Und deshalb hat er sie umgebracht?«, fragte Lorraine. »Weil sie weggehen wollte?«
    »Und den Jungen mitnehmen, ja, so sieht es aus.«
    »Da war kein anderer Mann im Spiel? Sie hatte keine Affäre?«
    »Anscheinend nicht. Nicht zu der Zeit. Jedenfalls nicht, soweit wir das feststellen konnten. Obwohl sie einige Jahre zuvor eine Affäre gehabt hatte und es ihr gelungen war, das geheim zu halten.«
    »Also ist es nicht ausgeschlossen?«
    »Nein, ausgeschlossen ist es nicht.«
    »Wie alt war sie eigentlich? Nicht besonders jung, oder?«
    »Was heißt schon jung? Sie war fast vierzig. Neununddreißig.«
    »Scheint mir ein ziemlicher Schritt zu sein, wenn man ihn allein tut, besonders in dem Alter.«
    »Hängt davon ab«, sagte Helen mit einem wissenden Blick auf Will, »wie dringend man abhauen will.«
    »Ich wollte ja nichts sagen«, meinte Lorraine und begann zu lächeln, »aber ich habe gerade meinen Pass erneuern lassen. Jakes auch. Ich denke an Kanada. Oder vielleicht Neuseeland.«
    »Sehr witzig«, sagte Will.
    Am hinteren Ende des Gartens ertönten ein Knall und ein Schrei, als die Hälfte von Jakes Hütte zusammenbrach.
    »Besonders jetzt, da Wills zweite Karriere zu nichts geführt hat«, sagte Lorraine.
    Will rannte los, um Jake zu retten, der zwischen den Holzstücken saß und jämmerlich weinte. Susie drehte sich mit aufgerissenen Augen und zitternder Unterlippe zu dem Geräusch um, kurz davor, aus Mitgefühl einzustimmen.
    »Noch ein bisschen?«, fragte Lorraine und griff nach der Flasche.
    »Lieber nicht«, sagte Helen. Und dann: »Ach, in Ordnung. Einen kleinen Schluck?«
    »Will?« Lorraine zeigte auf sein leeres Glas.
    »Warum nicht?« Er hob Jake auf und drückte ihn an sich. »Wir bauen es nächstes Wochenende wieder auf. Versprochen. Sogar noch besser.«
    »Norman«, sagte Lorraine ein paar Augenblicke später, »der war es. Norman Foster. Der hat die Gurke gebaut.«
    »Ich dachte, der entwirft Sonnenbrillen«, sagte Will.
    »Du meinst wie Richard Rogers, der all diese Lieder geschrieben hat?«
    »Worüber redet ihr beiden eigentlich?«, fragte Helen verwirrt.
    »Ganz am Anfang fuhren Lorraine und ich immer nach Saffron Walden zum Mittagessen bei ihren Eltern«, sagte Will und setzte Jake auf die Veranda. »Immer sonntags.«
    »Nicht jeden Sonntag.«
    »Nach dem Essen holte ihr Vater eine Flasche Sherry, wir hörten Musicals auf CDs und zählten die Minuten, bis wir höflicherweise aufstehen und gehen konnten. ›Rodgers and Hammerstein’s Greatest Hits‹. Ich könnte dir noch immer aus dem Stand ›Some Enchanted Evening‹ vorsingen.«
    »Nein«, sagte Lorraine. »Bitte nicht.«
    »Wie ist es mit dir?«, sagte Will und sah Helen vielsagend an. »Irgendwelche musikalischen Intermezzi mit Declans Eltern? Könnte allerdings etwas schwierig werden, da er ja mit einer anderen verheiratet ist.«
    »Sehr witzig.«
    »Declan«, sagte Lorraine, »ist das dein neuer

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