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Schrei der Nachtigall

Schrei der Nachtigall

Titel: Schrei der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gewaltig am Dampfen ist.«
    Brandt setzte sich auf den Stuhl vor Spitzers Schreibtisch, schloss kurz die Augen und atmete ein paarmal tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Er hatte selbst keine Erklärungfür seine plötzliche Wut und dachte, es hat keinen Sinn, Bernie für etwas den schwarzen Peter zuzuschieben, den er nicht verdient hat.
    »Sorry, Alter, war nicht so gemeint. Wrotzeck war das, was man einen unliebsamen Zeitgenossen nennt, aber ich habe das Gefühl, dass hinter seinem Tod eine Menge mehr steckt als nur der Hass auf einen Kotzbrocken. Der Typ hat sich über Jahre hinweg immer mehr Feinde geschaffen, und schließlich hat er die Konsequenz dafür tragen müssen. Aber darum geht’s mir nicht. Ich will wissen, warum Wrotzeck sterben musste.«
    »Aber es war doch allem Anschein nach kein vorsätzlicher Mord, oder?«
    »Das wird sich noch rausstellen. Sollte der- oder diejenige ihm eins über den Schädel gezogen haben, während Wrotzeck an der Kante stand, war es Mord. Wenn er nur das Gleichgewicht verloren hat, was bei seinem Promillewert durchaus möglich ist, kann es auf Totschlag hinauslaufen. Doch um mir ein klares Urteil bilden zu können, muss ich die Hintergründe kennen. Aber noch mauern die an allen Ecken und Enden, keiner will so richtig mit der Sprache rausrücken, was mit Wrotzeck wirklich los war.«
    »Was machst du heute noch?«
    »Ich such den Tierarzt auf. Er war angeblich der beste und wahrscheinlich auch einzige Freund von Wrotzeck, und danach rede ich noch mal in aller Ruhe mit diesem Uhrmacher. Und wenn ich Glück habe, bin ich um halb elf, elf zu Hause«, seufzte Brandt.
    Spitzer drehte einen Kugelschreiber zwischen den Fingernund sah seinen Freund besorgt an. »Du bist zu ungeduldig …«
    »Hallo, musst du jetzt auch noch damit kommen?! Das hat mit Ungeduld absolut nichts zu tun, das ist meine Art, sozusagen das italienische Blut, das in meinen Adern fließt. Ich sage mir immer, wenn ich nicht permanent die Augen aufhalte, verliere ich möglicherweise die Fährte. Und außerdem, unter Druck kann ich am besten arbeiten.«
    »Und warum regst du dich dann so auf?«, fragte Spitzer grinsend.
    »Ich reg mich doch gar nicht auf.« Brandt reichte Spitzer die Hand. »Frieden. Ich bin einfach nur schlecht drauf. Gibt sich auch wieder. So, und jetzt mach ich mich vom Acker. Ciao … Ach ja, wie sieht’s aus, guckst du mal wegen dem Wrotzeck?«
    »Ich ruf dich nachher an. Bis morgen.«
    Brandt verließ das Büro und ging gerade durch den menschenleeren Flur, als sein Handy klingelte.
    »Ja?«
    »Klein hier. Ich habe eben das vorläufige Autopsieergebnis gelesen. Gratuliere«, flötete sie ungewohnt liebenswürdig in die Muschel, was Brandt schon fast erschrecken ließ.
    »Wofür?«
    »Sie hatten den richtigen Riecher, und die Ausgaben waren nicht umsonst. Wie weit sind Sie mit Ihren Ermittlungen?«
    »Bisher leider noch nicht sehr weit. Aber Sie bekommen von mir die wesentlichen Infos, sobald ich welche habe.«
    »Ich wäre Ihnen sehr verbunden. Eine Frage noch – glauben Sie, dass es vorsätzlicher Mord war?«
    »Im Augenblick glaube ich noch gar nichts, da ich zwar mit Informationen zugeschüttet werde, aber die sind zum größten Teil für den Mülleimer«, antwortete er diplomatisch und wunderte sich, dass sie diese Frage überhaupt stellte. Natürlich hätte er Elvira Klein von seiner Unterredung mit Pfarrer Lehnert berichten können, ließ es jedoch lieber sein, denn sie hätte ihn sonst nur gedrängt, Lehnert unter Druck zu setzen. Und Caffarelli ließ er ebenso unerwähnt.
    »Gut, dann wünsche ich Ihnen noch viel Erfolg. Tschüs.« Brandt starrte sein Handy an, als wäre es ein Alien, ein Fremdkörper, denn normalerweise legte Elvira Klein grußlos auf. Warum ist die so freundlich?, dachte er. Irgendwas führt die doch im Schilde, fragt sich nur, was. Egal, solange sie mir von der Pelle bleibt.

Donnerstag, 18.00 Uhr
    Matteo Caffarelli hatte um Punkt siebzehn Uhr das Geschäft geschlossen, sich umgezogen und auf sein Fahrrad gesetzt, um zur Klinik zu fahren, wo er um genau achtzehn Uhr eintraf. Er fuhr mit dem Aufzug nach oben, klingelte an der Station und wurde von einer der drei Schwestern eingelassen.
    »Guten Abend, Schwester Sarin«, begrüßte er sie. »Wie geht es Allegra?« Er stellte diese Frage jeden Tag und hoffte jedes Mal aufs Neue, endlich die ersehnte Antwort zu erhalten.
    »Seit gestern hat sich leider nichts verändert. Aber sie wartet schon auf Sie.«
    »Das

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