Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schrei der Nachtigall

Schrei der Nachtigall

Titel: Schrei der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
kleineren Deliktenwie Einbrüchen, Diebstählen und so weiter zu tun, und zwei waren hinter einem Vergewaltiger her. Der hatte in den vergangenen zwei Monaten die Gegend zwischen Obertshausen und Langen unsicher gemacht, vier alleinstehende Frauen nachts in ihren Wohnungen überfallen und zu teilweise perversen sexuellen Handlungen genötigt, Frauen, die nachts bei der Hitze entweder die Balkontür oder ein Fenster offen gelassen hatten, was dieser Mann skrupellos ausgenutzt hatte. Jeder hoffte auf einen schnellen Fahndungserfolg, denn wenn er nicht bald geschnappt würde, stieg die Wahrscheinlichkeit, dass er es eines Nachts nicht bei einer Vergewaltigung belassen und womöglich noch einen Mord begehen würde. Seine bisherigen vier Opfer waren von ihm schwer misshandelt worden, die letzte Frau hatte er sogar gewürgt, doch im letzten Moment von ihr abgelassen. Sie war noch nicht vernehmungsfähig, aber es könnte auch sein, dass er geglaubt hatte, sie wäre tot. Dieser Vergewaltiger bereitete den Kollegen große Sorgen, weil er zwar seine DNA hinterlassen hatte, aber sich offenbar so sicher fühlte, dass man ihn nicht kriegen würde, da er bisher in keiner Datenbank registriert war.
    Die noch verbliebenen drei Kollegen kümmerten sich um einen Raubüberfall auf eine Sparkasse, den sechsten dieser Art in den letzten fünf Wochen im Rhein-Main-Gebiet. Alle trugen die Handschrift ein und desselben Täters, der zwar auf den Überwachungsbändern zu sehen war, aber bei seinen Überfällen stets eine Karnevalsmaske trug und deshalb bisher nicht identifiziert werden konnte. Mittlerweile galt er als Gentleman-Gangster, weil er demPersonal, und dabei vornehmlich den Damen, in den Filialen stets freundliche Komplimente gemacht hatte, bevor er sie höflich, aber bestimmt aufforderte, ihm das Geld auszuhändigen. Danach verließ er jedes Mal die Bank, ohne dass es auch nur den Hauch einer Spur gab, die zu ihm führte. Der Überfall heute vormittag um kurz nach elf war der erste, der in den Zuständigkeitsbereich der Offenbacher Kripo fiel, die nun mit den Kollegen aus Frankfurt und Wiesbaden zusammenarbeitete.
    Brandt erstattete Spitzer einen kurzen Bericht und sagte ihm, dass er gleich nach Hause fahren werde, um dort einen Schlachtplan, wie er es nannte, für sein weiteres Vorgehen auszuarbeiten.
    »Wieso kannst du das nicht hier machen?«, fragte Spitzer etwas irritiert.
    »Weil ich zu Hause besser denken kann und außerdem um halb fünf wieder in Bruchköbel sein muss. Hat die Klein sich schon gemeldet?«
    »Seltsamerweise bis jetzt nicht. Aber was nicht ist, wird schon noch kommen«, antwortete er grinsend. »Oder sie ruft dich auf dem Handy an, um deine liebliche, entzückende Stimme zu hören.«
    »Arschloch. Tu mir einen Gefallen, schau doch mal nach, ob du irgendwas über diesen Kurt Wrotzeck rauskriegen kannst, ob er zum Beispiel in unserer Kartei vermerkt ist. Und wenn du was gefunden hast, lass es mich baldmöglichst wissen.«
    »Bin ich dein Sklave? Such’s doch selber raus, du siehst doch, was ich alles zu tun habe«, beschwerte sich Spitzer mit erhobener Stimme.
    Brandt stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch und erwiderte ernst und gelassen, auch wenn es in ihm kochte: »Und ich opfere in schöner Regelmäßigkeit mein Privatleben, so auch heute, weil ich bis mitten in die Nacht unterwegs bin, während du um fünf oder halb sechs den Stift fallen lässt und dich abmachst zu deiner lieben Uschi. Kaum bin ich aus dem Urlaub zurück, bin ich schon wieder der Depp der Abteilung …«
    »Jetzt mach aber mal halblang! Du bist doch derjenige, der immer wie ein einsamer Wolf alles alleine machen will. Du könntest jede Unterstützung haben, aber nein, du glaubst ja, der Größte zu sein …«
    »Erstens bin ich es gewohnt, alleine zu arbeiten, das weißt du seit über zwanzig Jahren. Und zweitens, die Unterstützung kannst du mir jetzt geben, wo doch die andern alle unterwegs sind. Stell einen Antrag, dass wir dringend mehr Personal brauchen, dann kannst du dich schön zurücklehnen und einfach nur die andern dirigieren.«
    »Warum bist du so gereizt?«
    »Ach ja, bin ich das?«, fragte Brandt zurück.
    »Ja«, antwortete Spitzer ruhig, die Augenbrauen hochgezogen. »Warum?«
    »Weil mir im Moment alles stinkt. Wir sind hoffnungslos unterbesetzt, unsere wichtigsten Leute werden für unnütze Observierungen abgestellt, und ich komm keinen Schritt in diesem Kaff voran. Dabei weiß ich, dass die Kacke dort

Weitere Kostenlose Bücher