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Schrei der Nachtigall

Schrei der Nachtigall

Titel: Schrei der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Haare und flüsterte ihr ein paar Worte ins Ohr. Brandt zog die Tür hinter sich zu, warf noch einen letzten Blick durch die Glasscheibe in Allegras Zimmer und verabschiedete sich von Dr. Bakakis. Er war auf eine seltsame Weise glücklich und beschwingt. Warum, das vermochte er nicht zu sagen, vielleicht hatte es mit Allegra zu tun, vielleicht aber auch mit Matteo Caffarelli und dessen unaufdringlich charismatischer Ausstrahlung.

Freitag, 19.00 Uhr
    Als er bei seinen Eltern ankam, war Michelle zwar da, aber von Sarah keine Spur.
    »Wo ist Sarah?«, fragte er seine Mutter.
    Sie zuckte mit den Schultern und meinte: »Sie ist heute mittag zu einer Freundin gefahren und wollte dich anrufen. Hat sie das nicht getan?«
    »Nein, hat sie nicht«, entgegnete er säuerlich. Er nahm sein Handy aus der Tasche und merkte erst jetzt, dass er es vor Betreten des Krankenhauses ausgeschaltet hatte. Er schaltete es ein und wählte Sarahs Nummer.
    »Ja?«
    »Hier ist dein Vater. Hast du etwa vergessen, dass wir heute abend …«
    »Papa, ich bin bei Celeste, und sie hat mich gefragt, ob ich das Wochenende bei ihr bleiben kann. Ihre Eltern haben auch nichts dagegen. Bitte.«
    »Das ganze Wochenende?! Warum hast du mir nicht rechtzeitig Bescheid gegeben, es hätte dich nur einen Anruf gekostet.«
    »Bist du sehr sauer?«
    »Ich mach nicht gerade Freudensprünge, wenn du dashören willst. Hast du denn alles dabei, dein Zahnputzzeug, Unterwäsche …«
    »Jaaaa«, erwiderte sie genervt. »Ich bin auch ganz bestimmt Sonntagmittag zu Hause. Großes Ehrenwort.«
    »Wie ist die Nummer von dieser Celeste? Ich kenn die gar nicht, und wo wohnt sie?«
    »Papa? Hallo, ich kann dich nicht mehr hören.«
    »Verdammt!«, quetschte er durch die Zähne und drückte auf Aus. »Die Verbindung ist abgebrochen. Kennst du Celeste, und weißt du, wo sie wohnt?«, fragte er Michelle. Die schüttelte nur den Kopf.
    »Na toll. Woher soll ich wissen, dass sie bei einer Freundin ist und nicht irgendwo anders?«
    »Junge«, sagte sein Vater und legte einen Arm um seine Schulter, »Celeste war letztens hier, ich hab sie auch zum ersten Mal gesehen. Macht einen anständigen Eindruck.«
    »Wirklich?«
    »Indianerehrenwort. Mach dir keine Sorgen.«
    »Ich mach mir aber welche. Das ganze Wochenende!«
    »Ruf sie noch mal an.«
    Er wollte gerade Sarahs Nummer wählen, als sein Handy klingelte. Sarah.
    »Tut mir leid, aber ich war bei Celeste im Garten, und mit einem Mal war die Verbindung weg. Jetzt geht’s aber wieder. Was wolltest du noch?«
    »Die Nummer und die Adresse.«
    Sarah nannte sie ihm, er schrieb mit. Und er war erleichtert. Für einen Moment hatte er die schlimmsten Befürchtungen gehegt, hatte sich vorgestellt, dass Sarah ihn angelogen haben könnte.
    »Und was machen wir zwei Hübschen?«, fragte er Michelle, die ihn ansah, als ob sie auch keine rechte Lust auf einen einsamen Abend mit ihrem Vater hätte. Und er konnte es ihr nicht verdenken.
    »Weiß nicht.«
    »Das ist keine Antwort. Also, Klartext – möchtest du lieber hier bleiben oder mit nach Hause kommen?«
    Schulterzucken.
    »Du bist mir vielleicht eine Hilfe. Was nun? Oder wollen wir knobeln?«
    Michelle grinste und sagte: »Beim Knobeln verlierst du doch sowieso immer.«
    »Peter, ich müsste dich kurz sprechen«, sagte sein Vater und machte mit dem Kopf ein Zeichen, ihm in sein Zimmer zu folgen. Er schloss die Tür und lehnte sich dagegen. »Ich will mich ja nicht in deine Erziehung einmischen, aber Michelle merkt, dass du im Augenblick nicht ganz bei der Sache bist. Lass sie hier bei uns. Du hast doch Bereitschaft, oder?«
    »Ja, schon, aber …«
    »Nichts aber. Ein Anruf von der Zentrale um zehn oder elf oder noch später, und du musst Michelle allein lassen. Und du weißt, dass sie sich allein in der großen Wohnung fürchtet. Wo ist eigentlich Andrea?«
    »Sie trifft sich mit einer Freundin.« Er vermied zu erwähnen, dass es sich bei der Freundin um Elvira Klein handelte. Sein Vater hätte nur unnötige Fragen gestellt, die er nicht beantworten wollte.
    »Bis wann hast du Bereitschaft?«
    »Sonntag.«
    »Alles klar, so lange bleibt Michelle hier, es sei denn, Andrea kümmert sich um sie. Einverstanden?«
    »Wenn du meinst. Tut mir ja auch leid, aber was soll ich machen? Ich wär auch lieber ein ganz normaler Vater mit einer geregelten Arbeitszeit. Manchmal mach ich mir echt Vorwürfe, dass die zwei zu kurz kommen. Was sie brauchen würden, wäre eine Mutter, aber die hat es ja

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