Schrei in der Nacht
Zimmer. Hier werden
Sie also wohl nicht bleiben wollen.«
»Nein, danke«, lehnte Murphy ab, »ich glaube, wir würden es nicht überleben.«
Sie öffnete die nächste Tür, und die
drei betraten ein kleines Zimmer, das mit Gerümpel halb
vollgestellt war. Darunter befand sich in einer Ecke ein Bett mit einer
Matratze.
»Ist dies das Beste, was Sie uns zu bieten haben?« fragte Murphy.
»Sie können hier schlafen«, gab sie
ruhig zurück, »Mr. Fallon aber wird mein Zimmer
benutzen!« Murphy öffnete schon den Mund zu einer
respektlosen Bemerkung, aber Fallon runzelte drohend die Stirn, und
Murphy verkniff sich seine Worte. Die beiden Männer folgten dem
Mädchen wieder auf den Flur. Sie wies auf die
gegenüberliegende Tür und erklärte: »Dies ist das
Badezimmer«; dann öffnete sie die letzte Tür und
verkündete stolz: »Und dies hier ist mein Zimmer!«
Der Fußboden lag unter einem fadenscheinigen
Teppich verborgen; unter dem Fenster stand ein Bett mit einer billigen
Steppdecke. An der einen Wand zog ein alter viktorianischer
Toilettentisch die Blicke auf sich. Das Mädchen hatte versucht,
ihn unter gallegelbem Chintz zu verstecken, aber dieser Versuch war
völlig mißlungen. Die restliche Wandfläche war mit den
Bildern ihrer Filmlieblinge beklebt. Fallon trat in das Zimmer und
sagte: »Oh, es ist wirklich sehr hübsch hier!«
Sie lächelte geschmeichelt: »Ich
wußte, daß es Ihnen gefallen würde, Mr. Fallon.«
Damit wandte sie sich zum Gehen. »Ich muß Sie nun leider
allein lassen; ich will auf dem Markt noch etwas einkaufen!«
Fallon folgte ihr auf den Korridor hinaus
und gab Murphy einen Wink, in seinem Zimmer zurückzubleiben. Dann
ging er mit dem Mädchen bis zur Treppe und fragte sie leise und
eindringlich: »Kann ich Ihnen vertrauen, Rose?«
Sie errötete vor Eifer und nickte heftig. »Ich würde Sie nie verraten, Mr. Fallon!«
Er ergriff sie am Arm und fragte weiter: »Und
Sie würden es mir sofort sagen, wenn Sie irgend etwas
Verdächtiges bemerken?« Sie nickte wieder, und er setzte
weich hinzu: »Sie sind ein liebes Mädchen…!«
Hastig wollte sie die Treppe hinabeilen, aber auf
halbem Wege wandte sie sich noch einmal um und lächelte zu ihm
zurück.
»Ich werde auch auf meinen Vater achtgeben, Mr. Fallon«, sagte sie leise.
Er stand auf dem Treppenabsatz und lauschte auf das
Klicken ihrer hohen Absätze, bis es im Wohnzimmer verklang; dann
wandte er sich ab und kehrte zu Murphy zurück. Der Junge ging an
den Wänden entlang und betrachtete die Pin-up-Fotos.
»Teufel, hat die aber einen Geschmack…!«
stöhnte er dabei.
»Schönen Dank!« gab Fallon trocken zurück.
Murphy drehte sich grinsend um. »Na, so habe ich
es doch nicht gemeint, Mr. Fallon!« Dann wurde sein Gesicht
wieder ernst; er setzte sich auf das Bett und fragte: »Was halten
Sie von Conroy?«
Fallon ließ sich neben ihn nieder. »Man
kann ihm ebensosehr trauen wie einer Schlange!« meinte er
bedächtig. »Aber ich glaube, seine Furcht vor der
Organisation und vor dem, was sie mit ihm machen würde, falls er
uns verrät, ist größer als alles andere!«
Kopfschüttelnd widersprach Murphy: »Das
glaube ich nicht! Fünftausend Pfund sind eine Menge Geld! Eine
viel zu große Menge Geld!« Er verstummte einen Moment und
fragte dann weiter: »Was tun wir als nächstes?«
Fallon lehnte sich an die Wand zurück. »Wir werden hier bis
zum Abend bleiben, wie abgemacht, und dann werden wir Anne zu treffen suchen.«
»Und danach?« forschte Murphy.
»Das ist mir auch noch nicht klar«, gab
Fallon stirnrunzelnd zu. »Die Lage sieht hier ziemlich eklig aus.
Ich hielt es für einfacher, bei Donegall über die Grenze zu
kommen, aber Conroy erzählte, sie hätten dort Soldaten
eingesetzt. Hinzu kommt noch, daß die Polizei mit bewaffneten
Funkwagen die Grenze abfährt. Dadurch wird unser Vorhaben
verflucht schwierig!«
»Wir stecken also verteufelt in der Klemme!«
»Ja, wir sollten lieber wieder nach Süden
zurückkehren. Wo ein starker Grenzverkehr herrscht, ist es
einfacher hinüberzukommen.« Mit zusammengezogenen
Augenbrauen überdachte Fallon die Lage. »Wir brauchten ein
Versteck, wo wir für einen oder zwei Tage bleiben könnten,
bis die Fahndungsaktion etwas abgeflaut ist…«
Plötzlich kam ihm ein Gedanke, und er setzte sich steil aufrecht.
»Hast du schon mal etwas von Hannah Costello gehört?«
Murphy überlegte. »Nein, ich glaube, den Namen
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