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Schrei in der Nacht

Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Arme um
den Nacken und rief: »Nehmen sie mich mit, wenn sie weggehen! Ich
halte es nicht länger aus in diesem Loch!«
    Einige Sekunden wehrte er sich gegen ihren Griff und konnte
    sich endlich freimachen. »Das wäre doch unmöglich!« versuchte er sie zu beruhigen.
      Sie sprang auf, löste dabei den Gürtel ihres
Mantels und öffnete den Morgenmantel. Sie trug nichts darunter als
die Strümpfe. »Nehmen Sie mich mit!« bettelte sie.
»Ich werde alles für Sie tun, alles!«
      Er starrte sie an, und schreckliches Mitleid stieg in
ihm auf. Dann erhob er sich, zog den Morgenmantel wieder zusammen und
bedeckte ihren jungen Körper. »Es tut mir leid«, sagte
er zart, »aber es ist nicht möglich!«
    Einen Augenblick schaute sie ihn ungläubig an, dann erschien
    ein Ausdruck von furchtbarer Wut auf ihrem Gesicht, und sie
versetzte ihm einen derben Schlag. Schluchzend drehte sie sich um und
stolperte aus dem Zimmer. Fallon blieb noch einige Minuten stehen und
blickte auf die Tür, die sich hinter ihr geschlossen hatte, dann
ließ er sich, bis zum Platzen angefüllt mit Abscheu und
Selbstverachtung, auf dem Bett nieder. Er mußte sich
schämen, denn er hatte dem Mädchen den Kopf verdreht und ihr
vorgespielt, sie sei das einzige Mädchen für ihn auf der
Welt, und nun… Er fluchte ärgerlich vor sich hin;
plötzlich hörte er die Tür von neuem gehen. Er schaute
auf und sah sie im Türrahmen stehen. Sie wurde von Schluchzen
geschüttelt, versuchte aber offensichtlich sehr, sich
zusammenzunehmen.
    »Ich wollte es Ihnen eigentlich
nicht eher sagen, als bis Sie versprächen, mich
mitzunehmen«, stieß sie hervor, »aber ich kann es
nicht länger verschweigen…« Sie schluckte und suchte
nach Worten, und Fallon stand, von einer bösen Ahnung getrieben,
rasch auf. »Mein Vater…«, fuhr sie stockend fort,
»er… will zur Polizei gehen! Er will Sie durch einen
Vorwand dazu bringen, das Haus zu verlassen, und die Polizei soll Sie
am Ende der Straße in Empfang nehmen! Auf diese Weise glaubt er,
die Organisation würde seinen Verrat nicht herausfinden!«
      Fallon trat auf das Mädchen zu und sagte weich:
»Ich danke Ihnen sehr«, aber sie drehte sich um und floh
hinaus, bevor er weitersprechen konnte.
      Nach einer kurzen Überlegung ging er hinüber
in das andere Zimmer und rüttelte Murphy wach. Der Junge fuhr
sofort hoch und schaute erschrocken um sich. Er blinzelte, wie um sich
zu besinnen, und fragte dann niedergeschlagen: »Oh, bin ich
eingeschlafen?«
      »Macht nichts«, beruhigte Fallon.
»Aber Conroy hat vor, uns bei der Polizei zu denunzieren. Wir
müssen ihn unschädlich machen, bevor er das Haus
verläßt!«
      Leise und schnell stiegen sie die Treppe hinunter und
betraten das Wohnzimmer. Es war leer. Eine schlimme Ahnung stieg in
Fallon auf; er öffnete hastig die Küchentür und seufzte
erleichtert auf.
      Conroy saß zusammengesunken in einem alten
Lehnstuhl und hielt eine Flasche in der Hand. Bei dem Geräusch der
Tür drehte er sich um. An einem Nagel neben der Tür hing eine
alte Wäscheleine; Fallon nahm sie herab und ging damit auf Conroy
zu. Er war völlig betrunken, aber als er die Leine in Fallons Hand
erblickte, trat Entsetzen in seine Augen. Er versuchte aufzustehen und
wollte schreien, doch da traf ihn schon Fallons Faust an der
Kinnspitze, und der alte Mann sackte auf dem Stuhl zusammen.
      Es war das Werk weniger Minuten, ihn zu fesseln, und
dann trugen sie ihn die Treppe empor und legten ihn auf sein Bett. Als
Fallon anschließend in das Zimmer des Mädchens
zurückkehren wollte, fand er die Tür verschlossen. Er
zögerte etwas, folgte aber dann Murphy, der die Treppe
hinuntergegangen war.
    Der Rest des Abends verlief ohne
Zwischenfälle. Murphy saß am Feuer und blätterte in
Illustrierten, während Fallon sich rauchend und seinen Gedanken
nachhängend in einem Sessel räkelte. Murphy hatte zum
Abendessen ein paar Brote zurechtgemacht, und gegen zehn Uhr bereiteten
sie sich zum Aufbruch vor.
      Fallon ging noch einmal die Treppe hinauf und klopfte
an die Zimmertür des Mädchens. Es dauerte eine Weile, ehe sie
öffnete. »Was wünschen Sie«, fragte sie tonlos.
      Er zog seine Brieftasche hervor und entnahm ihr
zwanzig Pfund. »Ich möchte, daß Sie dies von mir
annehmen.« Sie wollte protestieren, aber er drückte ihr das
Geld einfach in die Hand. »Versprechen Sie mir, bei der
nächsten Gelegenheit hier fortzugehen. Das ist nicht viel Geld,
bestimmt nicht, aber es wird

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