Schrei in der Nacht
Idee.« Jenny trat einen Schritt vor die Kinder, ging in die Hocke und sagte zu Tina: »Tut mir leid, daß ich dir eben einen Klaps gegeben habe, Tinker Bell. Ich möchte genauso gern auf Feuermaid sitzen wie du auf deinem Pony, aber wir müssen warten, bis Daddy es erlaubt. Joe will uns seinen kleinen neuen Hund zeigen. Möchtet ihr ihn sehen?«
Auf dem Weg machte Joe die Mädchen auf die ersten Anzeichen des Frühlings aufmerksam. »Seht nur, wie der Schnee verschwindet. In ein paar Wochen wird der Boden überall aufgeweicht sein, weil der Frost rausgeht.
Und dann fängt das Gras wieder an zu wachsen. Euer Dad möchte, daß ich ein Gehege für euch baue, in dem ihr reiten könnt.«
Joes Mutter war zu Hause, sein Vater war vor fünf Jahren gestorben. Sie war eine stark gebaute Frau Ende Fünfzig, die einen selbstbewußten, resoluten Eindruck machte. Sie bat sie in das Haus, das ärmlich eingerichtet war, aber Behaglichkeit ausstrahlte. Auf den Tischen standen alle möglichen Souvenirs, und an den Wänden hingen unzählige Familienfotos.
»Schön, Sie kennenzulernen, Mrs. Krueger. Joe redet dauernd von Ihnen. Jetzt wundere ich mich nicht mehr, daß er immer wieder sagt, wie hübsch Sie sind. Sie sind es wirklich, und, mein Gott, diese Ähnlichkeit mit Caroline! Ich bin Maude Ekers. Sagen Sie bitte Maude zu mir.«
»Wo ist der Hund?« fragte Tina.
»In der Küche«, sagte Maude. »Kommt mit.«
Sie folgten ihr neugierig. Das Tier sah aus wie eine Mischung von Schäferhund und Retriever. Es war erst einige Wochen alt. Mühsam rappelte es sich hoch und stand auf seinen viel zu groß wirkenden Beinen wackelig da. »Wir haben ihn auf der Straße gefunden«, berichtete Joe. »Irgend jemand muß ihn einfach aus dem Auto geworfen haben. Wenn ich nicht vorbeigekommen wäre, wäre er sicher erfroren.«
Maude schüttelte den Kopf. »Er kommt dauernd mit herrenlosen Tieren an. Joe ist der weichherzigste Mensch, den es gibt. In der Schule hatte er dauernd Schwierigkeiten, aber ich kann Ihnen sagen, bei Tieren hat er den Bogen raus. Sie hätten seinen letzten Hund sehen sollen, eine richtige Schönheit. Und unglaublich intelligent.«
»Was ist mit ihm passiert?« fragte Jenny.
»Wir wissen es nicht. Wir haben versucht, ihn im Zwinger zu halten, aber er hat es irgendwie geschafft fortzulaufen. Er wollte immer mit Joe zur Farm, aber Mr.
Krueger hatte etwas dagegen.«
»Mr. Krueger hatte recht«, sagte Joe hastig. »Er hatte eine reinrassige Hündin und wollte nicht, daß Tarpy ihr zu nahe kam. Aber eines Tages ist Tarpy mir doch nachgekommen und hat Juna gedeckt. Mr. Krueger war sehr wütend.«
»Wo ist Juna jetzt?« fragte Jenny.
»Mr. Krueger hat sie abgeschafft. Er sagte, daß sie nichts mehr wert ist, wenn sie von einem Bastard trächtig ist.«
»Und was ist aus Tarpy geworden?«
»Wir wissen es nicht«, sagte Maude. »Er ist, wie gesagt, eines Tages ausgerissen und nie mehr zurückgekommen. Ich habe so meinen Verdacht«, deutete sie dunkel an.
»Ma!« sagte Joe hastig.
»Erich Krueger hat gedroht, den armen Hund zu erschießen«, fuhr sie gelassen fort. »Wenn Tarpy seine kostbare Hündin versaut hat, kann ich es ihm nicht allzu übel nehmen. Aber er hätte es dir zumindest sagen können. Joe hat ihn überall gesucht«, sagte sie dann, zu Jenny gewandt. »Ich dachte, ihm bricht das Herz.«
Tina und Beth hockten neben Randy auf dem Fußboden. Tina betrachtete ihn hingerissen. »Mami, ich will auch einen Hund!« sagte sie flehend.
»Wir fragen Daddy«, versprach sie.
Die Kinder spielten mit dem Tier, während Jenny mit Maude Kaffee trank. Die Frau fing sofort an, sie auszufragen. Wie ihr das Haus gefalle? Sehr gediegen, nicht wahr? Kann nicht leicht sein, plötzlich auf einer Farm zu leben, wenn man in New York gewohnt hat.
Jenny erwiderte, sie sei sehr zufrieden und werde es sicher auch weiterhin sein.
»Das hat Caroline auch gesagt«, bemerkte Maude.
»Aber die Kruegers sind nicht sehr gesellig. Die Frauen hatten es deshalb nicht leicht. Alle Leute hier haben Caroline gemocht. Und sie respektierten John Krueger.
Genauso wie jetzt Erich. Aber die Kruegers haben so etwas… ja, so etwas Kaltes, selbst gegenüber ihrer eigenen Familie. Und sie können nicht verzeihen. Wenn sie zornig werden, bleiben sie zornig.«
Jenny wußte, daß Maude auf die Rolle ihres Bruders bei Carolines Unfall anspielte. Sie trank schnell ihren Kaffee aus. »Wir müssen jetzt zurück.«
Als sie aufstand, wurde die Küchentür
Weitere Kostenlose Bücher