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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Sinnen zu den Mädchen zurücklief, ehe sie sehen konnten, was mit Randy passiert war, wie sie die beiden beinahe grob an den Händen herumriß: »Wir müssen jetzt nach Haus!«
    »Aber wir wollen mit Randy spielen.«
    Sie ging mit ihnen zurück und drängte sie ins Haus.
    »Wartet hier. Geht jetzt nicht wieder nach draußen.«
    Erich, in Hemdsärmeln und mit ernstem Gesicht, brachte den toten Hund her; der Parka, den er um das Tier gewickelt hatte, war blutgetränkt.
    Joe kämpfte gegen seine Tränen an.
    »Joe, ich dachte, es sei einer von diesen verdammten streunenden Kötern. Du weißt ja, daß viele von ihnen Tollwut haben. Wenn ich gewußt hätte…«
    »Sie hätten Ihren guten Mantel nicht dafür nehmen sollen, Mr. Krueger.«
    »Erich, wie kannst du so grausam sein? Du hast zweimal auf ihn geschossen. Du hast geschossen, obwohl ich geschrien habe.«
    »Ich mußte es tun, Liebling«, erklärte er. »Die erste Kugel hat sein Rückgrat zerschmettert. Glaubst du, er hätte so weiterleben können? Jenny, ich bin fast verrückt geworden, als ich dachte, daß die Mädchen hinter einem herrenlosen Hund herlaufen. Letztes Jahr ist ein Kind, das so ein Köter gebissen hatte, fast gestorben.«

    Der unbehaglich dreinblickende Clyde trat von einem Fuß auf den anderen. »Man kann auf einer Farm nicht einfach so herumlaufen und die Tiere streicheln, Mrs.
    Krueger.«
    »Es tut mir leid, daß ich Ihnen so viel Ärger gemacht habe«, entschuldigte sich Joe.
    Ihr Zorn verwandelte sich in Verwirrung. Erich glättete ihr das Haar. »Ich werde dir dafür einen guten Jagdhund schenken, Joe.«
    »Das brauchen Sie nicht, Mr. Krueger.« Aber in seiner Stimme lag freudige Hoffnung.
    Joe nahm Randy mit, um ihn in seinem Garten zu begraben. Erich führte Jenny ins Haus und bestand darauf, daß sie sich auf das Sofa legte, während er Tee machte. »Ich habe ganz vergessen, daß mein Liebling noch ein Stadtmädchen ist«, sagte er, als er mit einer dampfenden Tasse zurückgekommen war. Dann ließ er sie allein.
    Schließlich stand sie auf und machte den Kindern etwas zu essen. Während Beth und Tina ihren Mittagsschlaf hielten, ruhte sie sich aus, zwang sich zu lesen, bemühte sich, ihre wirren und angstvollen Gedanken zu bändigen.
    »Ihr bekommt heute abend nur etwas Einfaches zu essen«, sagte sie zu den Mädchen. »Daddy und ich gehen aus.«
    »Ich auch«, bot Tina an.
    »Nein, diesmal nicht«, sagte Jenny und nahm sie auf den Arm. »Heute wollen euer Daddy und ich einmal allein sein.« Aber es war kein Wunder, daß die Mädchen damit rechneten, mitgenommen zu werden. Soweit Erich und Jenny die Farm in den letzten vier Wochen überhaupt verlassen hatten, waren die beiden auf seinen ausdrücklichen Wunsch immer mitgekommen. Welcher andere Stiefvater wäre wohl so vorbildlich?
    Sie beschloß, sich sorgfältig zurechtzumachen. Ein heißes Bad tat ihrem schmerzenden Körper sicher gut.
    Nach kurzem Zögern schüttete sie etwas von dem Fichtennadelbadesalz aus dem Medizinschrank in die Wanne, das sie bisher nicht beachtet hatte.
    Sie wusch sich das Haar und band es zu einem Knoten.
    Als sie mit Kevin in dem Restaurant gewesen war, hatte sie es offen getragen.
    Sie studierte den Inhalt ihres Schranks und wählte ein flaschengrünes, langärmeliges Seidenkleid mit Wickelrock, das ihre schmale Taille betonte und das Grün in ihren Augen hervorhob.
    Erich kam ins Zimmer, als sie gerade das Medaillon umband. »Jenny, du hast dich für mich schön gemacht!
    Ich mag dich in Grün.«
    Sie nahm sein Gesicht in beide Hände. »Ich mache mich immer für dich schön. Immer, verstehst du?«
    Er hatte ein Bild unter dem Arm. »Ich habe selbst nicht geglaubt, daß ich es bis heute nachmittag noch fertig bekomme.«
    Es war eine Frühlingsszene, ein neugeborenes Kalb, halb in einer kleinen Senke verborgen, und das Muttertier aufmerksam daneben, den Blick auf die anderen Kühe gerichtet, als wolle es sie davon abhalten, ihm und seinem Jungen zu nahe zu kommen. Sonnenlicht drang durch die Kiefern; die Sonne war ein fünfzackiger Stern.
    Das Bild hatte etwas von einer Darstellung der Geburt Christi.
    Jenny betrachtete es lange und ließ seine Schönheit auf sich einwirken. »Es ist wunderschön«, sagte sie leise. »Es hat so viel Zärtlichkeit.«

    »Heute morgen hast du noch gesagt, ich sei grausam.«
    »Ich war furchtbar dumm und habe mich furchtbar geirrt. Ist es für die nächste Ausstellung?«
    »Nein, Liebling, es ist ein Geschenk für dich.«
    Als sie

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