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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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fort ist. Ist Rooney kränker, als ich gedacht habe? Und Maude? Sie hat etwas gegen die Kruegers, besonders gegen mich. Wer sonst weiß so gut Bescheid, wann Erich verreist ist und wann nicht?
    »Machen Sie sich Sorgen über etwas, Mrs. Krueger?«
    wiederholte er.
    »Eigentlich nicht.«
    Sie erzählte Mark später, was der Arzt gesagt hatte.
    Sein Arm baumelte über der Rückenlehne. Er ist so groß, dachte sie, so überwältigend, so beruhigend männlich.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, daß er jemals vor Wut explodierte. Er hatte gelesen. Jetzt warf er das Buch auf den Rücksitz und ließ den Wagen an. »Jenny«, sagte er,
    »haben Sie keine Freundin oder eine Cousine oder irgend jemanden, der herkommen und ein paar Monate auf der Farm bleiben könnte? Ich habe den Eindruck, daß Sie sich hier allein fühlen. Ich glaube, das würde Sie auf andere Gedanken bringen.«
    Fran, dachte Jenny. Auf einmal sehnte sie sich schrecklich danach, daß Fran kam und sie besuchte. Sie dachte daran, wie lustig die Abende gewesen waren, an denen Fran heruntergekommen war, um ihr haarklein von ihrem neuesten Freund zu berichten. Aber Erich konnte Fran nicht ausstehen. Er hatte Jenny sogar eingeschärft, sie auf keinen Fall zu einem Besuch zu ermutigen. Jenny dachte an ein paar andere Freundinnen. Keine von ihnen konnte es sich leisten, beinahe vierhundert Dollar für einen Wochenendtrip auszugeben. Sie waren berufstätig und hatten Familie. »Nein«, sagte sie. »Ich habe niemanden, der kommen könnte.«
    Die Farm der Garretts lag am Nordrand von Granite Place. »Im Vergleich zu der Krueger-Farm ist es eine Klitsche«, sagte Mark. »Wir haben nur eine von den alten Parzellen, ungefähr zweihundert Hektar. Die Tierklinik ist gleich nebenan.«
    Das Haus war so, wie sie sich Erichs Farm vorgestellt hatte, behäbig, weißgestrichen, mit schwarzen Fensterläden und einer breiten Vorderveranda.
    Das Wohnzimmer wirkte eher wie eine Bibliothek.
    Marks Vater saß in einem bequemen Sessel und las. Als sie den Raum betraten, blickte er auf. Jenny registrierte, daß er sie fassungslos ansah.
    Er war ebenfalls groß und hatte kräftige Schultern.
    Sein volles Haar war schlohweiß, aber genauso gescheitelt wie bei Mark. Die Lesebrille vergrößerte seine blaugrauen Augen, und seine Wimpern waren grauweiß. Marks waren dunkel. Aber Lukes Augen hatten den gleichen wachen Ausdruck.
    »Sie müssen Jenny Krueger sein.«
    »Ja, das bin ich.« Sie mochte ihn sofort.
    »Kein Wunder, daß Erich —« Er verstummte. »Ich habe es kaum erwarten können, Sie kennenzulernen. Als ich im Februar zuletzt hier war, hatte ich leider nicht die Gelegenheit.«
    »Sie waren im Februar hier?« Jenny wandte sich an Mark. »Warum sind Sie nicht wenigstens auf einen Drink mit Ihrem Vater herübergekommen?«
    Mark zuckte die Achseln. »Erich ließ ziemlich deutlich durchblicken, daß ihr beide ungestört häusliche Flitterwochen verleben wolltet. Jenny, in zehn Minuten muß ich die Praxis aufmachen. Was hätten Sie gern, Tee oder Kaffee?«
    Mark verschwand in der Küche, und sie war allein mit Luke Garrett. Sie kam sich vor wie beim Schulberater, als könnte er jeden Moment fragen: »Und wie gefällt Ihnen der Unterricht? Sind die Lehrer Ihnen sympathisch?«
    Sie sagte es ihm.
    Er lächelte. »Vielleicht versuche ich zu analysieren.
    Wie geht es Ihnen so?«
    »Wieviel haben Sie gehört?«
    »Meinen Sie den Unfall? Die Gerichtsverhandlung?«
    »Sie wissen es also.« Sie hob die Hände, wie um ein Gewicht fortzuschieben, das sie zu erdrücken drohte.
    »Ich kann den Leuten keinen Vorwurf daraus machen, daß sie das Schlimmste annehmen. Mein Mantel lag im Wagen. Eine Frau rief an jenem Nachmittag von unserem Anschluß im Theater an. Ich denke immer wieder, daß es eine logische Erklärung geben muß, und sobald ich sie finde, wird alles wieder in Ordnung sein.«
    Sie zögerte, beschloß dann aber, Rooney nicht zu erwähnen. Wenn Rooney sie gestern abend bei einem ihrer Anfälle angerufen hatte, hatte sie es wahrscheinlich inzwischen längst vergessen. Und sie wollte nicht wiederholen, was die Stimme gesagt hatte.
    Mark kam wieder zurück, gefolgt von einer kleinen, pummeligen Frau, die ein Tablett trug. Der köstliche Geruch des Gebäckes erinnerte Jenny an Nanas einzigen unleugbaren Backerfolg, Napfkuchen aus einer Fertigmischung. Heiße Sehnsucht trieb ihr Tränen in die Augen, die sie nur mit Mühe zurückdrängen konnte, indem sie ein paarmal heftig blinzelte.
    »Sie

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