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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sind hier nicht gerade glücklich, oder, Jenny?«
    fragte Luke.
    »Ich hatte es gehofft. Ich könnte es wohl sein«, erwiderte sie ehrlich.
    »So ungefähr hat Caroline sich auch ausgedrückt«, bemerkte Luke leise. »Weißt du noch, wie ich ihr Gepäck an jenem letzten Nachmittag im Auto verstaut habe, Mark?«
    Einige Minuten später ging Mark zur Klinik hinüber, und Luke fuhr sie nach Haus. Er war wortkarg und wirkte abwesend, und nach einigen vergeblichen Bemühungen, ein Gespräch anzuknüpfen, schwieg Jenny ebenfalls.
    Luke lenkte den Kombi durch das Haupttor. Sie fuhren halb ums Haus zur Tür an der Westseite. Sie sah, wie sein Blick auf der Verandaschaukel ruhte. »Das Problem ist, daß sich hier überhaupt nichts ändert«, sagte er plötzlich. »Wenn man ein Foto von dem Haus, wie es jetzt ist, mit einem, das dreißig Jahre alt ist, vergleichen würde, wären beide Bilder austauschbar. Nichts ist hinzugefügt worden, nichts wurde erneuert, nichts hat seinen Platz gewechselt. Vielleicht ist das der Grund, warum hier alle das Gefühl haben, sie wäre noch da, die Tür könnte gleich aufgehen, und sie käme herausgelaufen und begrüßte einen so freudig, wie sie es immer tat, und ließe nicht eher locker, bis man einwilligte, zum Essen zu bleiben. Sie war so gastfreundlich. Als Marks Mutter und ich geschieden waren, war Mark sehr viel hier. Caroline war beinahe eine zweite Mutter für ihn.«
    »Und für Sie?« fagte Jenny. »Was war sie für Sie?«
    Luke sah sie mit Augen an, die auf einmal gepeinigt wirkten. »Alles, was ich mir je von einer Frau erhofft hatte.« Er räusperte sich heftig, als fürchtete er, zu viel von sich preisgegeben zu haben.
    Beim Aussteigen sagte sie: »Versprechen Sie, daß Sie mit Mark zum Dinner kommen, wenn Erich wieder da ist.«
    »Mit dem größten Vergnügen. Haben Sie auch nichts vergessen?«
    »Nein.« Sie ging langsam zum Haus.
    »Jenny«, rief er. Sie drehte sich um. Lukes Gesicht war voll Schmerz. »Verzeihen Sie. Es ist nur, weil Sie Caroline so sehr ähneln. Es ist beinahe beängstigend.
    Passen Sie bitte auf sich auf, Jenny. Hüten Sie sich vor Unfällen.«
27
    Erich sollte am dritten Juni zurückkommen. Er rief am Abend zuvor an. »Jen, ich war die ganze Zeit todunglücklich. Ich würde alles tun, damit du wieder Ruhe findest.«
    Sie fühlte, wie ihre innere Verkrampfung nachließ. Es war, wie Mark gesagt hatte, die Leute würden schließlich etwas anderes finden, worüber sie tratschen konnten.
    Dies mußte sie sich nur stets vor Augen halten. »Es geht schon, wir bringen das schon hinter uns.«
    »Wie geht es dir, Jenny?«
    »Ganz gut.«
    »Ißt du wieder mehr?«
    »Ich versuche es. Wie war die Ausstellung?«
    »Ein Erfolg. Der Gramercy Trust hat drei Ölbilder gekauft, zu sehr guten Preisen. Die Kritiker waren mir sehr gewogen.«

    »Das freut mich. Wann kommt deine Maschine an?«
    »Gegen elf. Ich müßte zwischen zwei und drei zu Haus sein. Ich liebe dich so sehr, Jenny.«
    An jenem Abend wirkte das Zimmer nicht so bedrohlich. Vielleicht wird bald alles wieder gut, redete sie sich gut zu. Zum erstenmal seit Wochen schlief sie fest und traumlos.
    Sie saß mit Tina und Beth am Frühstückstisch, als das Schreien einsetzte — eine markerschütternde Folge von wildem Gewieher und gellenden Schmerzenslauten.
    »Mami!« Beth sprang vom Stuhl und rannte zur Tür.
    »Bleib hier«, befahl Jenny. Sie riß die Tür auf und lief zum Stall, aus dem die Schreie kamen. Clyde kam mit einem Gewehr in der Hand aus dem Büro gestürzt.
    »Stehenbleiben, Mrs. Krueger, zurück!«
    Sie konnte nicht. Es war Joe, der schrie.
    Er kauerte sich an die Rückwand von Barons Box und versuchte verzweifelt, den mahlenden Hufen auszuweichen. Baron bäumte sich auf die Hinterbeine auf, seine Augen rollten, die scharfen eisenbeschlagenen Hufe wirbelten durch die Luft. Joe blutete am Kopf, und ein Arm baumelte schlaff herunter. Während sie hinsah, sackte er der Länge nach zu Boden und Barons Hufe trafen seine Brust.
    »O Gott, nein, bitte nicht, nein!« Sie hörte, wie ihre Stimme flehte, weinte, sich überschlug. Sie wurde zur Seite gestoßen. »Aus dem Weg Joe, ich schieße jetzt.«
    Clyde zielte, während die Hufe sich wieder hoben. Ein peitschender Knall, gefolgt von einem rauhen, protestierenden Wiehern. Der Hengst schien mit halb erhobenen Beinen in der Luft stehenzubleiben wie eine Statue. Dann sackte er in das Stroh am Boden der Box.
    Joe schaffte es, sich so an die Wand zu drücken, daß

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