Schrei in Flammen
an.
*
Das Ganze geht so unglaublich einfach. Warum war ich nur so nervös?
Mein Gott, es ist doch bloß Sex …
Ich fühle mich in dieser Situation vollkommen sicher, verwandele mich dabei. Trete aus mir heraus und werde zu der Frau, die ich mir für dieses Geschäft vorstelle.
Ich werde zu Sasja.
Sasja ist Maja in einer etwas mutigeren Ausgabe.
Sie bestimmt, wo, wann und wie.
Sie hat die Macht. Und sie übernimmt, sobald ich sie brauche.
Hinterher will er sich mir anvertrauen. Will mir von seiner Frau erzählen, die mit ihren Kindern übers Wochenende weggefahren ist. Sie haben Probleme. Ich höre verständnisvoll zu, während ich denke, was für ein Riesenidiot er ist.
Kurz darauf stehe ich wieder draußen auf der Straße und warte auf ein Taxi.
Ich bin high, weil ich es hinter mich gebracht habe. Ich bin jetzt auf der anderen Seite. Ich wusste, dass es sich so anfühlen würde. Jetzt habe ich vor nichts mehr Angst.
Die Scheine brennen in meiner Tasche. Das muss gefeiert werden.
*
»Ich dulde es verdammt nochmal nicht, mitten in einem Verhör unterbrochen zu werden!« Torsten Bistrup, Mordermittler mit schwarzem Gürtel im Entlocken von Geständnissen, kochte förmlich.
»Torsten«, sagte Jens. »Beruhig dich!« Die Männer standen sich in Jens’ und Katrines Büro wie zwei Kampfhähne gegenüber. Asger Dahl sprach in einem Nebenraum wieder mit seinem Anwalt. »Setzen wir uns hin und verteilen die Aufgaben.«
Sie setzten sich an den Besprechungstisch. Bistrup schob seinen Stuhl weit nach hinten. »Der Mann ist so schuldig, wie man nur sein kann«, sagte er. »Es strahlt förmlich aus seinen Augen. Der Fall landet bei uns und ist damit erledigt!«
»Ich glaube nicht, dass Dahl der Täter ist«, sagte Katrine.
»Ach, Sie glauben das nicht?«, fragte Bistrup.
»Ich glaube, dass er lügt, wenn er sagt, er sei nicht im Bordell gewesen«, fuhr sie fort. »Ich denke aber, sein Auto wurde tatsächlich gestohlen, nur eben nicht in Frederiksberg, sondern am Israels Plads.«
»In der Regel«, erwiderte Jens mit einem skeptischen Zug um den Mund, »beginnen Unschuldige in einer solchen Situation wie ein Wasserfall zu reden. Wenn denen klar wird, dass sie in der Scheiße stecken und in Verbindung mit einem Mordfall gebracht werden, erzählen sie alles. Von der Geliebten über die Steuerhinterziehung bis hin zur gnadenlosen Verschuldung – da kommt alles auf den Tisch. Ein Verdächtiger in einem Mordfall erzählt dir das Blaue vom Himmel herunter, um seinen Arsch zu retten.«
»Für ihn steht ungeheuer viel auf dem Spiel«, warf Katrine ein. »Auch wenn sich zeigen sollte, dass er
nur
in einem Bordell war und über sein gestohlenes Auto und alles andere die Wahrheit sagt, sind seine Karriere und vermutlich auch seine Familie am Ende.«
»Aber die Geschichte, dass er an einem Freitagabend im Büro gehockt und
gelesen
hat!«, sagte Bistrup. »Für wie blöd hält der uns eigentlich? Der hat schlichtweg kein Alibi.«
»Also, ich könnte so was auch machen«, sagte Katrine.
»Wieso wundert mich das nicht?«, fragte Bistrup.
»Ich glaube aber auch nicht, dass er im Büro war und gelesen hat«, fuhr Katrine fort. »Allenfalls bis halb zehn. Vielleicht ist es auch nicht das erste Mal? Seine Frau hat uns ja bestätigt, dass er oft abends weg ist. Vielleicht ist seine angebliche abendliche Arbeit ja sein Alibi für die Atempause von seinem anstrengenden Alltag. Seine Art von Work-Life-Balance?«
»Aber dass es zufällig sein Auto ist, das gestohlen und für den Mord an der Frau benutzt wurde, die er gerade besucht hat? Nein, da hat das eine zum anderen geführt«, meinte Bistrup. »Er hat auf sie gewartet und sie irgendwie in den Wagen gelotst. Da haben sie dann zu streiten begonnen, bis er sie erwürgt hat.«
»Mitten auf der Straße?«, fragte Katrine. »Ohne dass jemand etwas bemerkt hat? Und wo ist
ihr
Wagen? Der steht nicht am Israels Plads.«
»Diese Details müssen wir eben noch ermitteln«, sagte Bistrup.
»Aber warum sollte er sie in seinem eigenen Wagen verbrennen?«, fragte Jens skeptisch. »Das ist nicht sehr schlau, wenn man keinen Verdacht auf sich ziehen will.«
»Vielleicht gab es Spuren im Auto, die ihn überführt hätten? Blutspuren?«, mutmaßte Bistrup. »Weshalb er sich dann diesen nicht gerade genialen Plan ausgedacht hat. Vielleicht hat er gedacht, sie wäre bereits tot, als er den Wagen angesteckt hat, um seine Spuren zu beseitigen. Sie ist drinnen aufgewacht, aber da war es
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