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Schrei in Flammen

Schrei in Flammen

Titel: Schrei in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Øbro , Ole Tornbjerg
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Tagebücher, bis hin zu Unterlagen über das Berufsleben der Opfer, Arztbriefe, Obduktionsberichte, Testamente und Versicherungsberichte im Zusammenhang mit den jeweiligen Geschehnissen.
    Sie füllte alles so gut wie nur möglich aus, spürte aber gleich, was sie schon wusste: Majas Leben war wie ein geschlossenes Buch. Und viele Quellen gab es nicht.
    Morgen würde sie versuchen, noch einmal in Majas Wohnung zu kommen und sich diese genauer anzusehen. Vielleicht gab es dort Briefe, Postkarten, Examensunterlagen oder andere Dinge, die ihr etwas über Maja Jensen erzählten. Sie würde auch versuchen, ihren Computer in die Hände zu bekommen, wenn die Techniker damit fertig waren.
    Katrine zögerte, als sie zu dem Themenbereich des Bordells in der Rømersgade kam. Sie fragte sich, wie Maja tief in ihrem Innern wohl mit ihrer Arbeit als Prostituierte umgegangen war. Sie hatte den Entschluss gefasst aufzuhören. War es ein Zufall, dass sie an ihrem letzten Tag ermordet worden war?

Teil 2
    Die Augen meines Vaters. Ich hätte sie dir gern gezeigt.
    Aber er ist genauso tot wie ich. Mausetot.
    Seine Augen waren voller Widersprüche.
    Sie konnten lächeln und sanft sein. Man konnte in sie hineinschauen und Trost finden, eine Art Zufluchtsort in einer Kriegszone, ein kleines, friedliches Fleckchen Erde, umgeben von weißen Fahnen. Dort konnte man alles andere vergessen. Wenigstens für eine gewisse Zeit.
    Aber es dauerte selten lange, bis jemand Wasser aufs Feuer goss und die Glut verlosch. Und wenn es umschlug – was immer irgendwann geschah –, war wieder nur die Härte in ihnen zu sehen. Mein Vater war ein harter Mann. Mit harten Händen, die sich nicht einmal für mich erweichen konnten, seine Tochter, sein einziges Kind.
    Seine Augen verweilten nie lange auf mir, wanderten rasch weiter. Vielleicht ertrug er meinen Anblick nicht? Vielleicht war ich so etwas wie ein Spiegel für ihn? In dem er seine Härte in einer jüngeren Ausgabe wiedererkannte?
    Ich habe vielen Männern in die Augen geschaut und unendlich viele Geschichten darin gelesen. Sie wollten sich mir anvertrauen. Hinterher. Oder vorher. Wenn du wüsstest, was ich alles zu hören bekommen habe … Meistens stimmte es, was ich dort gesehen hatte.
    Augen verraten viel über das Leben ihrer Besitzer. Ob sie stolz auf das sind, was sie in ihrem Leben erreicht haben. Ob sie ihr Leben lieben. Ob sie einen anderen Menschen lieben.
    Mein Vater hat ein Leben genommen.
    Ich fand, dass man das in seinen Augen sah.
    *
    Sonntagmorgen. Jens Høgh kam gerade vom Haftrichter, als er auf dem Flur vor seinem Büro mit Melby zusammenstieß.
    »Hallo, Bent, du hier an einem Sonntag?«
    »Wann hat man hier sonst schon mal Ruhe zum Arbeiten?«, sagte Bent Melby gutmütig. »Ich muss ein Treffen mit Europol vorbereiten, in dem es um grenzüberschreitende organisierte Kriminalität geht. Dienstag fahre ich nach Den Haag. Wie war es beim Haftrichter?«
    »Gut. Wir haben zwei Wochen für Asger Dahl. Sein Antrag, seinen Namen vorerst nicht an die Presse zu geben, wurde wie erwartet angenommen.«
    »Wie hat er es aufgenommen?«
    »Er hat sich aufgeregt und von Rufmord geredet.«
    »Wenn es so weitergeht, hat das Morddezernat den Fall in absehbarer Zeit gelöst. Aber was denkst du? War er es?«
    »Ich glaube schon, auf jeden Fall ist das sehr wahrscheinlich.«
    »Und er leugnet nach wie vor, in dem Bordell gewesen zu sein?«
    »Ja.«
    »Zeigt diese Aufnahme denn wirklich ihn?«
    »Mit großer Wahrscheinlichkeit, wir müssen noch abwarten, was die Bildtechniker im Laufe des Tages herausfinden.«
    »Vielleicht wird er ja mürbe, wenn er eine Weile hier sitzt und Zeit zum Nachdenken hat. Ach, übrigens, ich hab gehört, es hätte Unstimmigkeiten zwischen Torsten, dir und Katrine gegeben?«
    »Torstens Benehmen ist unter aller Würde«, sagte Jens. »Er ist ausfallend und unkooperativ. Und er macht Katrine und ihren Beruf herunter.«
    »Ein paar Leute von uns ertragen es einfach nicht, dass andere Fachbereiche sich in unsere Arbeit einmischen. Sie sehen keinen Sinn darin. Das darf man nicht außer Acht lassen. Ich bin auch nicht glücklich, dass sie bei den Ermittlungen dabei ist. Sie ist keine Polizeibeamtin, und meiner Meinung nach ist ihre Rolle nicht klar genug definiert.«
    »Ich habe sie gerne bei meinen Verhören dabei«, sagte Jens. »Sie kommt mit qualifizierten, hilfreichen Vorschlägen. Außerdem motiviert es sie, auch mal aus ihrem Büro rauszukommen.«
    »Mag ja sein, aber

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