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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hagen Seidel
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Genau die Nachricht dieses Deals war es ja gewesen, die
Robert Gentz im Jahr zuvor am Strand erst auf die Idee gebracht hatte, sich
intensiv mit Internet basierten Geschäftsmodellen zu beschäftigen. Doch Zalando
war gerade erst gestartet und konnte noch nicht viel vorweisen, was einen
Investor zu einer üppigen Überweisung würde bewegen können. Immerhin gab es
neben dem Konzept die Web-Seite schon, die den Holtzbrinck-Leuten offenbar
gefiel. Und tatsächlich funktionierte es, der erste externe Investor hatte
angebissen. Trotz weltweiter Finanzkrise stieg Holtzbrinck Ventures mit einer
bescheidenen Summe ein, die zwar bei einem Vielfachen der Samwerschen
Anschubfinanzierung, aber auch deutlich unterhalb einer halben Million Euro
lag. Die größte Not immerhin war damit abgewendet, es war Geld für größere
Wareneinkäufe da. Aber Sparsamkeit und ein »leaner« Unternehmensaufbau blieben
erste Gründerpflicht im Hause Torstraße 218.
    Dass die Samwers übergroßen Einfluss auf die Geschäfte der
Firmen nehmen, bei denen sie engagiert sind, bestreitet Gentz. Schon in den
Anfangstagen von Zalando sei das nicht so gewesen. Das Büro in der Torstraße
platzte schnell aus allen Nähten, obwohl der Untermieter längst ausgezogen war.
Das Sortiment wurde immer größer, die Bestellzahlen stiegen und mit ihnen die
Retouren. Diese Rückläufer mussten überprüft, bearbeitet und ins Lager gebracht
werden, der Kaufpreis musste den Kunden zurücküberwiesen werden. Aus großen
Schreibtischen wurden kleine Schreibtische, damit mehr Leute ins Büro passten.
Die Stirnseiten wurden ebenfalls besetzt. Der Meetingraum wurde schnell
umfunktioniert – auch das zieht sich durch die Zalando-Historie bis heute. Noch
heute im Umspannwerk in Prenzlauer Berg herrscht ewiger Mangel an
Besprechungsräumen. So werden immerhin Sitzungszeiten nur selten überzogen,
weil schon die Nachfolgenutzer vor den Türen warten. Und die sind etwa in der
Zentrale von 2013 in der Sonnenburger Straße in Prenzlauer Berg zumeist aus
Glas, die nächste Gruppe ist also unübersehbar.
    In der Torstraße reichte auch der Platz für die Ware in der
ersten Jahreshälfte 2009 nicht mehr aus, überall stapelten sich die Kartons.
Der Raum unterhalb der Schreibtische der Programmierer wurde auch noch mit
Schuhen zugestellt – und kurzerhand zum »Lager Nummer drei« erklärt. »Wir
hatten zwar eine Art Aufschwung in unserem Mikrokosmos. Aber draußen in der
Welt lähmte die Finanzkrise alles. Das hieß, dass es sehr schwierig war, Geld
von Investoren zu bekommen«, sagt Gentz. Damit war das Wachstumstempo limitiert
– und die Torstraße musste bis auf weiteres als Hauptquartier reichen.
    »Es ist kaum noch vorstellbar, wie das alles mal angefangen
hat«, sagt Gentz in einem der wenigen Augenblicke der Erinnerung. »Heute würde
ein solches Unternehmen sehr viel schneller und mit sehr viel mehr Power und
Geld aufgebaut werden und es würde viel schneller wachsen.« Genau das passiert
inzwischen mit den von den Samwers initiierten und gestützten Brüdern und
Schwestern von Zalando in Asien, Lateinamerika oder Afrika.
    Doch das, was Gentz die nicht geplante »Strechphase« im
Unternehmensaufbau 2008 und 2009 mit dem durch Finanzkrisen bedingten
gebremsten Wachstum nennt, hatte den großen Vorteil, dass die Gründer ihr
Unternehmen und alle anfallenden Tätigkeiten genau kannten, weil sie alles auch
mal selber gemacht haben: »Früher haben wir alles selbst gemacht und wissen
immer noch, wie der Prozess funktioniert. Das ist ein riesiger Vorteil im
Vergleich zu Geschäftsführern großer Konzerne, die von außen in die
Unternehmensleitung kommen«, glaubt Gentz. Und Schneider ergänzt, dass er diese
Erfahrungen nicht missen möchte: »Wir haben wahnsinnig viel gelernt, zum
Beispiel im direkten Kontakt mit unseren Kunden.«
    Gentz musste im Gespräch mit Kunden lernen, dass Konsumenten
guten Service manchmal allzu selbstverständlich nehmen: Einen Tag vor
Weihnachten 2008 bestand eine Kundin aus der Nähe von Düsseldorf darauf, das
gerade erst bestellte Produkt auf jeden Fall noch vor dem Fest zu bekommen.
»Und weil Robert sowieso zu seinen Eltern in der Nähe von Düsseldorf gefahren
ist, hat er die Lieferung einfach eingepackt und der Frau gebracht«, grinst
Schneider. Doch wer glaubt, in dieser Situation sei die Idee zum »Schrei vor Glück«
gekommen, irrt: »Die Frau öffnete die Tür, nahm das Paket und machte die Tür
wieder zu. Das war alle.« Keine Spur vom

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