Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern
Freizeit, Unterhaltung/Kultur (128 Milliarden Euro) sowie der
Aufenthalt in Hotels oder Restaurants (86 Milliarden Euro) sind den Deutschen
mehr wert als die Kleidung.
Die Deutschen und die Online-Mode:
Nach den Online-Ausgaben und den Mode-Ausgaben der Deutschen
zu den Online-Mode-Ausgaben: Laut bvh war die Mode 2012 mit 10,8 Milliarden
(plus elf Prozent) die größte Warengruppe im Versand, die Elektronik folgte mit
vier Milliarden Euro. Rechnet man die klassischen Katalogverkäufe heraus und
beschränkt sich nur auf die Online verkauften Waren, ist das Wachstum noch viel
größer: Um 38 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro legte der Bekleidungs-Verkauf in
der »Zalando-Kategorie« zu. Die Schuhe bleiben mit einem Zuwachs von 14 Prozent
auf 1,2 Milliarden deutlich dahinter.
8,8 Milliarden Euro Online-Umsätze mit Mode errechnete das EHI
Köln für 2012 – ein Wachstum von 17 Prozent oder 1,3 Milliarden Euro. Die
stationären Umsätze seien dagegen um zwei Prozent gesunken. Allerdings
betreiben viele dieser größtenteils stationären Händler auch Onlineshops, so
dass sie dort am Wachstum teilhatten. Für 2013 erwarten die Kölner
Handelsforscher ein leicht abgeschwächtes Onlinewachstum von 16 Prozent. Die
Abschwächung erfolge jedoch nicht, weil Online an Attraktivität verliere,
sondern wegen des Basiseffektes: Je höher das Vorjahresniveau war, desto
schwieriger ist es, ein gleich hohes Wachstum zu erzielen. Jedenfalls würden,
wenn sich diese Prognose bewahrheitete, in Deutschland erstmals für mehr als
zehn Milliarden Euro Fashionprodukte über das Internet verkauft. Schaut man
sich die Entwicklung seit 2007 an, so hat sich der Onlineumsatz in der
Kategorie »Fashion & Accessoires« fast vervierfacht. Mit fast 17 Prozent
ist der Onlineanteil am Umsatz hier laut IFH so hoch wie in keiner anderen
Teilsparte. Die Frauen sind unter den Bestellern deutlich in der Mehrheit.
Die Deutschen und ihre beliebtesten Online-Fashion-Händler:
Die Strategieberatung OC&C schätzt (Pressemitteilung 12.
März 2013) den Umsatz von Zalando im »Bekleidungssegment« in Deutschland auf
rund 600 Millionen Euro. Das dürfte eher ein wenig zu optimistisch geschätzt
sein: Zalando selber berichtet, etwa die Hälfte des Umsatzes von 1,15
Milliarden Euro 2012 in Deutschland erzielt zu haben. Und davon muss man für
die Berechnung des »Bekleidungssegments« die – in ihrer Höhe nicht publizierten
– Bestellungen für Wohnaccessoires abziehen. Der Umsatz mit Mode und Schuhen in
Deutschland dürfte somit eher zwischen 500 und 550 Millionen Euro gelegen
haben.
Wie viele Millionen es nun auch genau gewesen sein mögen: Die
OC&C-Schätzungen zeigen, wie dominant Zalando als europäischer Pure Player
im deutschen Online-Handel inzwischen schon ist. Denn die besten Verfolger
taxiert OC&C auf gerade einmal die Hälfte: H&M kommt danach auf einen
geschätzten E-Commerce-Umsatz von rund 265 Millionen Euro, knapp gefolgt von
C&A mit 260 Millionen Euro. Karstadt liegt danach bei weniger als 50
Millionen Euro. Auf diesem Niveau liegt nach früheren OC&C-Schätzungen auch
Kaufhof und S. Oliver. Danach setzte Schuhhändler Görtz rund 30 Millionen Euro
im Netz um, der Mehrmarken-Händler Breuninger etwa 25 Millionen Euro,
Discounter Ernsting’s Family circa 20 Millionen und der König der stationären Schuhhändler
Deichmann gerade zehn Millionen Euro (OC&C: »Wenn zwei sich streiten …
entscheidet der Kunde«). Die Otto-Gruppe, die mit Marken wie Bonprix, Baur,
Schwab, Witt oder mirapodo im Netz mit zahlreichen Produktgruppen
Milliarden-Umsätze erzielt, kam in der Untersuchung nicht vor.
An eine Schätzung, wie viel Geld Amazon in Deutschland mit
Kleidung und Schuhen umsetzt, wagen sich die Berater leider auch nicht. Sicher
ist jedoch, dass Bücher und Elektronik- bzw. Computerartikel den größten Anteil
an Amazons 2012er-Umsatz von 8,7 Milliarden US-Dollar Umsatz in Deutschland
gehabt hat. Und bisher fährt Amazon in der Bekleidungssparte in Deutschland
längst noch nicht mit Vollgas. Doch selbst wenn die Amerikaner mit Büchern und
Elektronik 60 oder gar 70 Prozent des gesamten Geschäftes gemacht haben
sollten, bleibt immer noch so viel Umsatz übrig, dass Zalando der Titel
»Deutschlands größter Onlinehändler für Mode und Schuhe« durchaus nicht sicher
ist. Vielleicht regiert ja auch in dieser Sparte bereits Amazon.
Online geht fast alles
Vor zehn Jahren konnte sich wohl kaum jemand vorstellen, dass
die Kunden für Milliardensummen
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