Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
kennst sie doch viel besser als ich.“
Bevor Nick antworten konnte, platzte Meierhans ins Büro. „Rohypnol!“ Mit Schwung schmiss er ein Dossier auf den Tisch. „Der Körper von Bär war voll von hochdosiertem Benzodiazepin und Isofluran. Dieser Cocktail schränkte seine Atmung so stark ein, dass er erstickte.“ Der Techniker setzte sich. „Die Rechtsmedizin hat auch leichte Abschürfungen an seinen Fersen und Hämatome unter den Schultern gefunden. Das spricht dafür, dass ihm zuerst das Beruhigungsmittel verabreicht wurde und ihn dann jemand in die Praxis schleppte und ans Narkosegerät anschloss. Also definitiv kein Selbstmord.“
„Deshalb der Geschirrspüler!“ rief Angela, und der Kriminaltechniker nickte. „Der Mörder hat das Glas oder die Tasse mit den Rohypnolresten in die Maschine gestellt und das Programm gestartet. Das Lämpchen leuchtete, und die Maschine war noch nicht ganz kalt. Fingerabdrücke?“
„Nur die von Bär und Beniak. Auch auf den Getränkeflaschen war nichts. Der Mörder hat wohl wirklich medizinische Handschuhe getragen.“ Urs Meierhans erhob sich wieder und ging zur Tür. „In einer Stunde oder so bekommen wir die Telefondaten der beiden Festnetzanschlüsse im Haus, vielleicht ergibt sich dort etwas. Ich melde mich.“
„Eins steht jedenfalls fest: wenn einer Zugang zu Drogen hat, dann ist es ja wohl ein Arzt.“ Peter macht eine Kunstpause. „Oder ein Tierarzt.“ Mit dieser Bemerkung zog er sich an seinen Arbeitsplatz hinter der Glastüre zurück.
„Du rufst Maggie Truninger an, und ich Steff Schwager“, sagte Nick zu Angela. „Ich weiss, dass es umgekehrt sein sollte, aber ich bin nun mal der Chef. Klar?“
Sie zögerte, entschloss sich aber zu schweigen. Es gab Dinge, die man nicht diskutieren konnte.
„Steff, hier ist der Deal. Ich gebe dir die Todesursache, und du stellst die Verbindung her zu deinem Informanten von gestern. Gut? – K.O.-Tropfen. Bär wurde mit einem hochdosierten Beruhigungsmittel ausser Gefecht gesetzt, zum Beispiel Rohypnol, und dann hat man ihn in der Praxis narkotisiert. Die Kombination führte zum Atemstillstand. Somit können wir Selbstmord eindeutig ausschliessen. – Nein, im Moment haben wir keine eindeutige Spur. – Wie heisst der Typ? Von Ottenfels? Adelig oder was? – Das ist grosszügig von dir. Ich erwarte seinen Anruf, und zwar möglichst bald. Danke, ciao – ach, Angela lässt herzlich grüssen, du alter Verführer.“
„Bei Truninger, hello?“ Da war sie wieder, die Stimme, die alles versprach, was eine Frau sich wünschen konnte.
„Hier spricht Angela Kaufmann von der Kantonspolizei, hallo Herr Ehrlicher.“ Angela wandte sich zum Fenster und sprach leise. Jetzt war klar, warum der Chef nicht selbst anrufen wollte.
„Wie geht es Ihnen, Frau Kaufmann? Wir haben uns lange nicht gesehen.“ Er lachte. „Aber es ist vielleicht besser, wenn man die Polizei nicht sehr oft sieht.“
„Da könnten Sie Recht haben, Herr Ehrlicher.“ Sie bemühte sich um einen sachlichen Ton, obwohl sie am liebsten mit ihm geflirtet hätte. „Ich möchte mit Frau Truninger sprechen, ist sie da?“
„Ja, hier kommt sie. Auf Wiedersehen.“
„Was kann ich für Sie tun, Frau Kaufmann? Ich bin leider etwas in Eile.“
„Frau Truninger, Sie haben sicher vom Tod von Guido Bär gelesen. Marina Manz sagt, Sie hätten vor einiger Zeit ein Schreibseminar besucht, und wir möchten gerne wissen, ob Herr Bär der Leiter war.“
„Nein, es war eine Frau. An den Namen erinnere ich mich nicht, aber ich könnte in den Unterlagen nachsehen. Sie kam aus Süddeutschland, vielleicht Lörrach, eine Kinderbuchautorin, glaube ich. Sie sprang ein, weil der vorgesehene Autor krank wurde. Ehrlich gesagt war ich enttäuscht, das Wochenende entsprach überhaupt nicht meinen Erwartungen. Warten Sie, hier sind die Papiere. Ja genau, Anatole Scheidegger, 'Schreibender und Dichtender aus Aarau', hätte das Seminar moderieren sollen. Den Namen der Dame finde ich hier nicht, aber ich kann später nachsehen.“
„Wer war der Veranstalter des Kurses?“
„Vermutlich das Ausbildungszentrum Herzberg, jedenfalls kam die Korrespondenz von dort. Jetzt muss ich aber wirklich gehen, Frau Kaufmann, ich habe einen Kundentermin. Ab Mitte Nachmittag finden Sie mich wieder zuhause, falls Sie noch mehr wissen möchten. Und sagen Sie Ihrem Chef, er solle sich nicht so kindisch verhalten. Bis bald.“
Das klang ziemlich sauer, und überhaupt war ihre
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