Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
der schüchterne Typ, weisst du. Tut mir Leid.“
Nick war enttäuscht. Es wäre so einfach gewesen – eine äusserst elegante Lösung, das Problem wäre in eine andere Abteilung verschoben worden, er hätte sich nicht mehr darum kümmern müssen.
„Schade.“ Er überlegte, ob er es nochmals versuchen wollte, und mit welchen Argumenten. Als er Urs anschaute, lachte der ihn an.
„Keine Chance, Nick. Ich bleibe stur. Aber vielleicht kann ich dir trotzdem helfen. Ich wüsste jemand, der gerne zu euch käme, aber die Sache hat einen Haken.“ Er biss sich auf die Lippen, als ob er lieber geschwiegen hätte. „Beltrametti.“
Nick sprang von seinem Sessel auf und verwarf die Hände. „Bist du wahnsinnig? Mein eigener Vorgänger soll mein Mitarbeiter werden, und das ein paar Jahre vor seiner Pensionierung? Mit seiner ganzen Vorgeschichte?“
„Beruhige dich, ich habe ja gesagt, es gebe einen Nachteil, oder vielleicht auch zwei. Aber ich sage dir, es wäre eine gute Lösung. Beltrametti ist kompetent, und als Chef der Kriminaltechnik verkümmern seine wirklichen Fähigkeiten. Er würde seine Führungsaufgaben gerne abgeben und noch ein paar Jahre bei euch arbeiten.“
Nick wurde laut. „Ah, ich verstehe, diese Lösung würde den Chefsessel für dich frei machen. Du hast nur deine eigenen Interessen im Kopf, nicht wahr?“
Urs Meierhans schüttelte den Kopf. „Das ist unfair, Nick. Ich bin zwar sein Stellvertreter, aber das heisst noch lange nicht, dass ich auch sein Nachfolger werde. Nein, damit hat mein Vorschlag nichts zu tun. Ich finde einfach, es wäre ein guter Schachzug, für alle Beteiligten. Überleg es dir, ich habe sonst niemandem etwas davon gesagt.“ Er erhob sich und ging zur Türe. „Ich bin am Nachmittag zuhause bei den Kindern, falls du mich brauchst. Bis morgen.“
Ausgerechnet Beltrametti. Es lohnte sich gar nicht, darüber nachzudenken. Pino Beltrametti kam ganz einfach nicht in Frage.
Mit einer wortreichen Entschuldigung versuchte Peter Pfister seinen Lapsus kleinzureden, aber Nick hörte und sah ihm an, dass er nicht klar kam damit. Er war bleich, seine Stimme gepresst. „Peter, lass es, das kann passieren. Angela war auch nicht da, sie ist nach Rheinfelden zu Bärs Verleger gefahren. Sobald sie zurückkommt, erzähle ich euch, was Urs Meierhans gefunden hat.“ Prüfend schaute er seinen Mitarbeiter an. „Alles in Ordnung mit dir?“
Zögernd verneinte Peter, dann schüttete er sein Herz aus über den Diebstahl in Las Rosas, über seine Zweifel im Hinblick auf den Umzug nach Spanien, und nun noch die Vergesslichkeit. Er sei nicht mal mehr in der Lage, seine elementarsten beruflichen Pflichten zu erfüllen, wie zum Beispiel pünktlich zu einer Sitzung zu erscheinen. „Ich bin ein Versager und ein alter Mann, zu nichts mehr zu gebrauchen“, schloss er.
„Falsch“, antwortete Nick, „ganz falsch. Erstens brauche ich dich, um diesen Fall zu lösen. Es wird dein letzter sein, aber wir lösen ihn zusammen, klar? Zweitens hast du schon so viel Geld und Energie in dein Haus in Spanien investiert, dass dieser kleine Rückschlag dir nichts anhaben kann. Du kennst dich dort aus, du weisst wie der Hase läuft, und dieses Problem kann dir die Freude am neuen Lebensabschnitt niemals nehmen. Drittens solltest du mit deiner Frau über diese Dinge reden, nicht mit mir. Sie begleitet dich seit fast vierzig Jahren, kennt dich in- und auswendig und ist bereit, mit dir auszuwandern.“
„Da bin ich eben nicht ganz sicher. Sie hat in der letzten Zeit seltsame Bemerkungen gemacht.“
Die Bedrücktheit seines Mitarbeiters machte Nick grosse Sorgen, er kannte ihn anders. Er war zwar froh, dass ihre Zusammenarbeit zu einem Ende kam, aber er wünschte ihm nichts Böses, im Gegenteil.
„Dann musst du erst recht ernsthaft mit ihr reden. Stell dir vor, ihr zieht nach Spanien und du merkst erst dort, dass sie lieber hier geblieben wäre. Was für ein Reinfall.“ Er sprach eindringlich, weil er sich vorstellte, wie das Ehepaar Pfister sprachlos im Liegestuhl an der Sonne lag und nichts mit sich anzufangen wusste. „Und du musst mit dem Polizeipsychologen sprechen, er kennt sich aus mit Problemen im Zusammenhang mit der Pensionierung. Sonst könnte dein Projekt scheitern, und das wäre echt schade. Versprichst du mir, dass du gleich morgen einen Termin vereinbarst, ja?“ Nick streckte die Hand aus, und nach einigem Zögern schlug Peter ein. Es musste ihm wirklich schlecht gehen, dass er dem
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