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Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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müsse die Hinterbliebenen füttern, wenn jemand gestorben sei, sonst sterben sie auch. Das Essen war ein kleines Stück Normalität, wenn auch alles Andere in Scherben lag.
    „Das hat alles Herr Bär eingekauft“, sprach Carola leise in die bleierne Stille hinein. „Er fuhr jeden Donnerstag nach Buchs ins Einkaufszentrum. Er liebte Shopping und war immer guter Laune, wenn er nach Hause kam.“ Sie schwiegen wieder. „Er war überhaupt fast immer guter Laune, alle mochten ihn. Es gibt keinen einzigen Grund, ihn umzubringen.“
    Langsam schlich die Dämmerung ins Haus, jemand holte eine Kerze, jemand fütterte die beiden Katzen, jemand räumte den Tisch ab. Keiner wollte daran denken, dass wieder ein ganz gewöhnlicher Montagmorgen kommen würde.

    Angela liess ein heisses Bad einlaufen, machte sich einen Tee und nahm einen von Guido Bärs Kriminalromanen zur Hand. 'Der Tod trinkt mit' war gemäss Klappentext die Geschichte eines Bildhauers und Önologen aus dem Fricktal, dessen sorgfältig gepflegte Weinberge beidseits des Rheins über Nacht einem Benzin-Anschlag zum Opfer fielen, während gleichzeitig sein Studio in Basel von einer Brandbombe verwüstet wurde. Die Kommissare aus Basel, Aarau und Stein-Säckingen arbeiteten eng zusammen, um die Täterschaft zu eruieren, aber erst das Studium alter Rebsorten und ihrer Geschichte brachte Licht ins Dunkel.
    Angela liess sich ins Wanne gleiten und begann zu lesen. Sie schaute erst auf die Uhr, als das Wasser unangenehm kalt geworden war. Elf Uhr, Zeit zu schlafen. Sie trennte sich nur ungern von der spannenden Geschichte, aber morgen war auch noch ein Tag.

4 Montag

    „Geld als Motiv fällt mit hoher Wahrscheinlichkeit weg.“ Angela Kaufmann malte ein Dollarzeichen an die Wand und strich es mit einem dicken roten Filzstift durch. „Guido Bär erbte eine Viertelmillion, als sein Vater starb, und von diesem Geld machte er sich selbständig. Das heisst, er lebte zwei Jahre davon, jetzt sind noch ungefähr hunderttausend übrig. Sein Einkommen ist wie erwartet sehr unregelmässig, aber immerhin verdiente er in den letzten fünf bis zehn Jahren jeweils zwischen vierzig und achtzig Tausend. Er scheint die Haushaltskosten bestritten zu haben, während Paul Beniak für die Hypothek aufkam, also gleichsam die Miete bezahlte. Das Haus ist mit vierhundert Tausend Franken belastet, was gemäss Bankauskunft für eine Tierarztpraxis nicht sehr viel ist.“
    „Und wer bezahlt die teure Pflege der Mutter Bär?“ wollte Peter wissen.
    „Das Geld wird von einem Fonds in Basel überwiesen. Der ehemalige Arbeitgeber sorgt gut für seine Pensionierten, Guido Bär musste keinen Rappen aufwenden.“
    „So schön müssten wir es auch haben“, murmelte Peter, „die Pharmaindustrie verdient einfach zu viel, siehe Managergehälter.“
    „Wie steht es mit Lebensversicherungen?“ fragte Nick, aber Angela schüttelte den Kopf.
    „Negativ. Gemäss Partnerschaftsvertrag setzten Guido Bär und Paul Beniak einander als Alleinerben ein, aber eine Lebensversicherung wurde nicht abgeschlossen, zumindest habe ich keine gefunden.“
    „Gut, dann gibts nur eins: beharrliche Aufarbeitung der Details. Alle Spuren müssen verfolgt werden, bis wir auf etwas stossen, das uns weiterhilft.“ Nick wusste, dass dies ein kritischer Moment war in der Arbeit seines Teams. Wo sollte man anfangen?
    Peter wusste, woran er arbeiten wollte. „Den Beniak lasse ich nicht einfach so laufen. Ich überprüfe sein Umfeld, seine Steuererklärungen, alles was ich finde. Es gibt in seiner Vergangenheit sicher etwas, woran ich ihn aufhängen kann.“ Herausfordernd schaute er seinen Vorgesetzten an.
    „Also gut, aber nur noch einen Tag, nachher arbeitest du mit uns zusammen. Hast du den Auftrag von gestern ausgeführt?“ Als Peter seinem Blick auswich, doppelte er nach. „Heute noch, ist das klar? Sonst erledige ich es selbst.“
    „Schon gut, Chef.“
    „Angela, du machst bitte zwei Dinge. Du gehst in die Praxis nach Villnachern und sprichst mit Carola Biedermann, der Assistentin. Wir müssen wissen, was in den letzten Tagen dort gelaufen ist, vielleicht erinnert sie sich an etwas Ungewöhnliches. Aber zuerst rufst du bitte für mich Maggie Truninger an. Marina sagt, sie habe in den letzten Monaten ein Schreibseminar besucht, und möglicherweise war Guido Bär der Leiter. Sie soll dir Auskunft geben, auch wenn sie Besuch hat.“
    Fragend hob Angela die Augenbrauen. „Und warum machst du das nicht selbst? Du

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