Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Gesprächspartnerin kurz angebunden gewesen, fand Angela. Sie spürte den Blick von Nick und entschied sich für den direkten Weg. „Sie sagt, du seist kindisch.“
Unmutig schüttelte ihr Vorgesetzter den Kopf. „Mag sein, aber was wusste sie sonst noch?“
Angela berichtete und versprach, noch mehr Informationen über die Kurse einzuholen. „Vielleicht gibt es sogar Feedbacks der Teilnehmenden, für die Qualitätssicherung. Ich hole mir jedenfalls die Daten, Kursleiter und Teilnehmerlisten der letzten zwei Jahre.“ Forschend schaute sie ihm in die Augen. „Du traust ihm keinen Millimeter, nicht wahr?“
„Nein.“
„Aber Marina traust du?“
„Ja, schon.“
„Dann hör auf, dir Sorgen zu machen. Wenn sie sich wirklich für dich entschieden hat, können tausend Andrew Ehrlichers nichts daran ändern.“
„Aber er soll verdammt nochmal am anderen Ende der Welt bleiben, der Frauenversteher.“
„Und wer bitte ist der Frauenversteher?“ Gody Kyburz war ins Büro getreten und hatte den letzten Satz mitgehört.
„Ach, jemand aus einer früheren Ermittlung, ein alter Bekannter sozusagen“, antwortete Angela und sprach sofort weiter. „Ich mache mich auf nach Villnachern, und auf dem Rückweg fahre ich beim Ausbildungszentrum vorbei. Tschüss.“
Nick brachte den Kripochef auf den neusten Stand. Er erklärte, dass es zur Zeit keine wirklich heisse Spur gab, und dass deshalb seine Mitarbeiter mit Akribie in verschiedenen Heuhaufen nach Stecknadeln suchten.
Gody nickte. „Langweilige, sorgfältige Polizeiarbeit eben, wie wir alle sie kennen. Gut, ich hoffe, dass es bald Resultate gibt.“ Er räusperte sich. „Aber ich bin nicht nur deswegen gekommen. In zwei Wochen stehst du mit Angela allein da, und du machst überhaupt keine Fortschritte bezüglich der Personalauswahl. Warum?“
„Weil ich mich auf den Fall konzentriere, Himmelherrgott! Willst du, dass die Presse schreibt, das Kripoteam sei mit internen Personalproblemen beschäftigt, statt dass es einen Mörder sucht?“ Nick war wütend, vor allem auf sich selbst.
„Mit den Zeitungen hat das überhaupt nichts zu tun. Du weisst seit Monaten, dass Pfister endgültig in Pension geht, und du triffst keine Entscheidung. Ich habe dir mindestens ein Dutzend Dossiers präsentiert von fähigen, gut ausgebildeten Kandidatinnen und Kandidaten. Niemand passt dir, alle haben irgend eine Schwäche, du schiebst die Auswahl vor dich hin. Was ist los mit dir, du scheust doch sonst nicht vor schwierigen Aufgaben zurück?“
Nick seufzte tief und drehte sich auf seinem Bürostuhl einmal um die eigene Achse. „Willst du eine ehrliche Antwort? – Gut. Auf die Gefahr hin, dass ich damit in deiner Achtung gewaltig sinke: mir graut davor, schon wieder jemanden ausbilden zu müssen. Am liebsten hätte ich eine Person, die unser Geschäft schon kennt und sich problemlos ins Team einfügt.“
Gody schwieg, ein Lächeln umspielte seine Lippen.
„Einen wie Urs Meierhans, zum Beispiel, aber er will nicht. Und ich will Beltrametti nicht, nur dass das klar ist.“
Gody zuckte mit den Schultern. „Ich finde, du müsstest trotz allem darüber nachdenken. Entweder du nimmst einen erfahrenen Ermittler, der möglicherweise etwas schwierig zu führen ist, oder du musst jemanden ausbilden. Egal wofür du dich entscheidest, ich will morgen früh eine Antwort. Wenn du weisst was du willst, kann ich den Prozess beschleunigen, und wir lösen das Problem in den nächsten Tagen. Einverstanden?“
„Verstanden, morgen früh“, bellte Nick und salutierte. Er mochte diese Art von Druck überhaupt nicht.
„Wenn einer seine Arbeit nicht selbständig erledigt, muss man ihn wie einen gewöhnlichen Befehlsempfänger behandeln“, quittierte Gody ungerührt und machte sich auf den Weg zurück in sein Büro. „Seite eins des Führungshandbuchs.“
„Die Praxis von Dr. Beniak bleibt wegen eines Todesfalls diese Woche geschlossen. In Notfällen rufen Sie bitte die Stellvertretung an. Die Nummer lautet ...“ Carolas Stimme klang nicht so freundlich und fröhlich wie sonst, aber für den Telefonbeantworter reichte es. Zusammen mit Marketa Beniak hatte sie die notwendigsten organisatorischen Massnahmen getroffen: Termine abgesagt oder verschoben, eine automatische Antwort für E-Mails eingerichtet, die Tierkliniken und Ärzte in der Umgebung informiert. Man konnte den Doc nicht gleich wieder arbeiten lassen, auch wenn er wollte.
Es klingelte, und weil Carola die Frau von der
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