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Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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Polizei erwartete, ging sie und öffnete. Zwei, drei Blitze hintereinander blendeten sie, ein breitschultriger Mann drängte an ihr vorbei in die Praxis. „Presse, ich muss den Tatort fotografieren und ein Interview führen mit dem Tierarzt. Wo ist er?“
    Der Typ stand schon im Behandlungsraum und fotografierte wie wild, Carola sah keine Möglichkeit, ihn zu hindern, versuchte nur, sich vor die Narkoseeinrichtung zu stellen.
    „Stopp, verlassen Sie dieses Haus sofort, sonst verklage ich Sie. Ich bin Anwältin.“ Marketa, zum Glück. Aber der Reporter lachte nur, drehte sich um und ging auf sie zu, ständig auf den Auslöser drückend. „Sieh an, die grosse Schwester beschützt ihr Brüderchen. Sie haben uns sicher auch etwas zu sagen.“ Als er noch einen halben Meter von ihr entfernt war, machte sie einen kleinen Schritt nach vorn und brachte ihr Knie unsanft mit seiner Männlichkeit in Kontakt. Er heulte auf und krümmte sich zusammen; Marketa nahm ihm ganz ruhig die Kamera ab, öffnete sie und entfernte die Speicherkarte. Wow, dachte Carola, cool, das will ich auch lernen.
    „Probleme mit der Presse?“ Angela Kaufmann war ins Haus getreten und hatte die letzten Sekunden mitbekommen. Sie hielt dem Reporter ihren Ausweis vors Gesicht. „Sie sind hier offensichtlich nicht willkommen. Verschwinden Sie, und zwar sofort.“ Die Kamera hängte sie ihm an die Schulter und drängte ihn hinaus, dann drückte sie die Tür ins Schloss. „Den sind wir los, allerdings auf etwas unkonventionelle Weise.“ Angela schaute Marketa Beniak an. „Sie wissen schon, dass er Sie anzeigen kann?“
    „Das wird er nicht; er weiss, was auf ihn zukommen würde.“ Marketa hielt die Speicherkarte hoch. „Ich habe die Beweise. Und Angst habe ich schon gar nicht.“
    „Dann ist es ja gut.“ Angela lächelte und wandte sich zu Carola. „Frau Biedermann, können wir uns die Termine der letzten Tage ansehen? Vielleicht gehen wir einfach in der Agenda jeden Abschnitt zusammen durch. Sie wissen sicher alles über die Praxis.“
    Die nimmt mich ernst, dachte Carola, nicht wie ihr Kollege. „Ich habe schon alles vorbereitet, kommen Sie.“
    In den nächsten zwei Stunden gab die junge Frau der Polizistin Einblick in die vielfältigen Aktivitäten eines Landtierarztes und seiner Assistentin. Von der Impfung einer Schafherde gegen die Blauzungenkrankheit, über die Labmagenoperation einer Milchkuh und die Hufbehandlung eines lahmenden Reitpferds, bis zur Zahnsteinentfernung bei einem alten Labrador und einem Kaiserschnitt bei einer jungen Tigerkatze – innerhalb von zwei Tagen hatte Doktor Beniak alle diese Patienten versorgt. Carola Biedermann organisierte den Zeitplan, beantwortete Anrufe und beurteilte deren Dringlichkeit, assistierte bei Operationen, schickte Blutproben ins Labor, verkaufte Kleintierfutter und beruhigte die Menschen, die sich Sorgen machten um ihre Lieblinge.
    „Am schlimmsten ist es, wenn ein Tier eingeschläfert werden muss oder trotz einer Notoperation stirbt, dann fliessen immer Tränen, und die Leute sind untröstlich.“
    „Man sagt, dass Doktor Beniak mit Tieren besser umgehen kann als mit Menschen. Ist das wahr, oder reden die Leute dummes Zeug?“
    Die gleichen Andeutungen wie Pfister, dachte Carola, Röte stieg ihr ins Gesicht und sie verteidigte ihn. „Er ist Tierarzt, nicht Humanmediziner, und es ist ja wohl klar, dass er einen besonderen Draht zu seinen Patienten haben muss!“
    „Entschuldigen Sie, ich will ihn nicht kritisieren. Mir geht es nur darum, ob er sich durch sein Verhalten Feinde geschaffen hat, die ihm Schaden zufügen wollen. Im Extremfall könnte es sein, dass jemand Doktor Beniak so sehr hasste, dass er seinen Lebenspartner umbrachte.“
    „Das gibts doch nur im Film, das ist ja total krass!“ Aber Carola überlegte einen Augenblick und sagte dann nachdenklich: „Er kann kurz angebunden sein, der Doc, und man merkt es deutlich, wenn er jemanden nicht mag. Vor allem gewisse Damen mit Rassenkatzen oder kleinen Hunden gehen ihm auf den Keks, wenn sie uns wegen Kleinigkeiten rund um die Uhr belästigen. Bei denen ist er absichtlich unhöflich, damit sie sich einen anderen Tierarzt suchen.“
    „Und das wirkt?“
    Jetzt lächelte Carola. „Manchmal. Allerdings gibt es Leute, die sich nicht abwimmeln lassen. Warten Sie, ich habe ein Beispiel.“ Sie nahm einen Stapel Patientenkarten und blätterte darin. „Hier, die kleine Stella, ein aggressives Nervenbündel, ein Chihuahua. Kein

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