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Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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zwischen uns vorstellt, hierarchisch meine ich. Aber wehe, er macht einen Fehler.“
    Marina widerstand der Versuchung, den Ausdruck 'ihr Frauen' zu kommentieren. Stattdessen hielt sie mit beim forschen Tempo ihres Liebsten, bis er wieder langsamer wurde und sich zu ihr drehte.
    „Entschuldige, gehe ich zu schnell?“
    Sie schüttelte den Kopf und wies nach vorn. „Da ist eine Bank, setzen wir uns einen Moment.“ In der Dämmerung jubilierte eine Amsel, die Geräusche der Stadt waren nur als entferntes Rauschen zu hören. Wilder Knoblauch verbreitete einen intensiven Geruch und regte den Appetit an, die friedliche Abendstimmung tat ihre Wirkung.
    „Wollen wir zurückgehen und auf dem Heimweg deine Zukunft planen, besser gesagt unsere Zukunft? Zuhause koche ich dann vielleicht noch etwas mit Knoblauch.“ Seine Laune hatte sich deutlich gebessert, die Aussicht auf etwas zu essen entspannte ihn immer. Marina lachte und hängte sich bei ihm ein. „Aber vorher kommt noch mein Seminar dran, bitte schön!“
    Seit sie von ihrer Karibik-Eskapade mit Andrew Ehrlicher zurückgekommen war, beschäftigte sie sich mit dem Gedanken, in ihrem beruflichen Leben etwas zu verändern. Der neuerliche Hinweis des Arztes war nur noch eine Verstärkung dessen, was sich schon lange in ihrem Kopf drehte. Auch Nick hatte sich schon über die Buchhaltung des Kosmetikinstituts gebeugt und versucht zu verstehen, wie das kleine Unternehmen anders als mit der vollen Arbeitskraft seiner Inhaberin funktionieren könnte. Aus rein ökonomischer Sicht gab es für Marina nur zwei Varianten: entweder massiv expandieren und mehr junge, kostengünstige Kosmetikerinnen und Berufslernende einstellen, oder das Geschäft verkaufen und sich allenfalls in Teilzeit von der neuen Besitzerin anstellen lassen. Die erste Möglichkeit würde für ein paar Jahre noch mehr Stress bedeuten, und der Erfolg war nicht garantiert; umgekehrt war die Aussicht darauf, eine einfache Angestellte zu sein, alles andere als attraktiv. Finanzielle Abhängigkeit von Nick kam sowieso nicht in Frage, dafür hatte sie ein zu selbständiges Leben geführt bisher.
    Jetzt blieb Nick stehen und nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Du hast mich vorhin dazu gebracht, über meinen Schatten zu springen. Könntest du, quasi aus Symmetriegründen, darüber nachdenken, mich zu heiraten und von meinem Geld zu leben? Ernsthaft darüber nachdenken, ohne die Schere im Kopf?“
    Unmutig entwand sie sich seinen Händen und ging weiter. „Du weisst, dass das keine Option ist.“
    „Warum nicht? Du hast eine Wohnung, die du vermieten kannst, damit hast du dein eigenes Geld. In meinem Haus wohnen wir gratis, mein Salär reicht locker für unseren Lebensstil. Was kann schon passieren?“
    Sie schüttelte den Kopf, nahm aber seine Hand. Du könntest mich verlassen, dachte sie, oder du könntest sterben. Ich will lieber gar nicht daran denken.
    „Den Kopf in den Sand stecken bringt nichts, weisst du“, sagte er ernsthaft; erst als sie ihm lange in die Augen schaute und dann zu kichern begann, fiel der Groschen. „Siehst du, das ist der tiefere Sinn eines solchen Seminars: ein Esel schimpft den anderen Langohr. Komm, wir galoppieren nach Hause, mein kleines Grautier.“

    Angela freute sich darauf, in ihrem Bär-Krimi weiter zu lesen und war nicht darauf vorbereitet, Steff Schwager in ihrer Wohnung vorzufinden, als sie vom Joggen zurückkehrte. Sie hatten sich zwar gegenseitig einen Schlüssel gegeben, für Notfälle, wie sie es nannten; aber sie hatten sich bisher immer verabredet, wenn sie sich sehen wollten. Jetzt hatte er ohne Warnung diese Grenze überschritten, sass mit einem Bier in der Hand vor dem Fernseher, die Füsse auf dem Tisch.
    „Hallo Süsse, schön dass du da bist. Gibt es Neuigkeiten?“ Als ob er hier zuhause wäre, dachte sie, und für den Bruchteil einer Sekunde lief ein innerer Film ab: Mann mit Glatze und Bauch im Unterhemd vor dem Fernseher, Fussball kommentierend, 'wo ist mein Bier, Süsse?'; Frau in der Küche, Kinder fütternd, Wäsche bügelnd.
    Er musste etwas gesehen haben in ihrem Blick, jedenfalls stand er auf und zog sie an sich, verschwitzt wie sie war. „Ich habe mir gedacht, wir machen uns einen schönen Abend. Nachtessen habe ich mitgebracht, Takeaway vom Chinesen, du brauchst nicht zu kochen.“ Er küsste sie auf den Hals. „Und zum Dessert weiss ich auch schon, was es gibt ...“
    Sie wand sich aus seinen Armen, sein Geruch war ihr plötzlich unangenehm.

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