Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
sich daraus eine Spur ergibt.“
Beim Champagner erzählte Andrew, wo er gerade herkam – Neuseeland – und wo es ihn als Nächstes hinzog – Santa Monica in Kalifornien –, und er wollte von Angela wissen, wie es der 'Crime Scene Investigation Aarau' ging.
„Ihr Chef ist immer noch wütend auf mich, nicht wahr“, konstatierte er, „und das kann dauern.“
„Jahrzehnte“, lächelte Angela und fühlte sich furchtbar illoyal, „er kann sehr nachtragend sein.“
„Die gute oder die schlechte Nachricht zuerst?“ fragte Nick und brachte zwei Gläser Vino Nobile di Montepulciano zur Sitzecke. „Den Wein muss man übrigens trinken, er wird nicht mehr besser. Salute, meine Liebste. – Also, ich erzähle dir die gute Neuigkeit zuerst. Die neue Staatsanwältin hat sich heute bei uns persönlich vorgestellt, und ich bin sicher, dass wir gut zusammenarbeiten können, obwohl sie uns immer wieder an die Vorschriften erinnern wird. Dumont heisst sie.“
„Klein, rund und blitzgescheit? Sie ist eine Kundin von Nicole, und es wird nie so viel gelacht in unserem Institut wie wenn Frau Dumont in der Behandlung ist.“ Marina lag auf dem Sofa, zusammen mit zwanzig verschiedenen Stoffmustern für Vorhänge, aber die waren jetzt unwichtig. Sie spürte die Anspannung und Nervosität ihres Partners. „Und die schlechte Nachricht?“
„Es gibt so etwas wie eine Verschwörung gegen mich. Urs Meierhans und Gody Kyburz wollen mir Beltrametti als Nachfolger für Peter unterjubeln, den alten Pino, der früher mein Chef war. Ich sage dir, das kann nur schief gehen.“ Er stand auf, ging unruhig zur Terrassentüre.
„Und warum sollte er in dein Team kommen?“
„Weil er viele Jahre Erfahrung hat, oder weil es sein Wunsch ist, oder weil Meierhans vielleicht Chef der Kriminaltechnik wird, oder weil Gody damit ein Führungsproblem löst – was weiss ich, alle diese Gründe stehen im Raum, niemand drückt sich klar aus.“
„Könnte es auch damit zusammenhängen, dass du die Personalauswahl vor dich hergeschoben hast?“
Nick wandte sich unmutig ab, seine Stimme klang verärgert. „Ja, natürlich hat es auch damit zu tun, aber nicht nur.“ Er holte den Wein und wollte nachschenken, aber Marina spürte ein Pochen in den Schläfen und wollte nicht trinken. Sie schlug vor, einen Spaziergang machen.
„Ein Seminar, weisst du. Wir können besprechen, was dir an diesem Kandidaten gefällt und was nicht, die Vor- und Nachteile einer Zusammenarbeit. Ich möchte noch etwas anderes diskutieren mit dir. Doktor Hivatal hat mir heute wieder gesagt, ich müsse meine berufliche Situation überdenken, wenn ich nicht weiterhin so starke Migräneanfälle erleben wolle.“ Sie schwang ihre Beine vom Sofa und streckte ihm die Hand entgegen. „Komm, es wird uns gut tun.“
Sie wusste, dass er äusserst ungern auf etwas zurück kam, worüber er sich eine klare Meinung gebildet hatte. Manchmal musste sie ihn sanft dazu zwingen, sich einem Problem zu stellen und nochmals darüber nachzudenken; er tat bei ihr oft dasselbe und liess sich deshalb heute darauf ein, wenn auch eher unwillig.
Zügig aber schweigend gingen sie durch das Einfamilienhausquartier Richtung Wald. Erst nach einer Viertelstunde begann Nick von Pino und seinen unkonventionellen Methoden zu erzählen, von seinen Schwächen als Vorgesetzter, von seinen Problemen mit Autorität, von dem Doppelmord, der ihn schliesslich wegen einer unerlaubten Tonbandaufnahme zu Fall brachte. Marina regte ihn durch beharrliches Fragen auch dazu an, sich an die vielen Ermittlungserfolge von Beltrametti zu erinnern, an seinen Humor, an seine analytischen und kombinatorischen Fähigkeiten und daran, dass sie beide gerne und gut zusammen gearbeitet hatten. Schliesslich stellte sie die Frage, was denn Beltrametti tun müsste, um von Nick angestellt zu werden.
„Ein anderer Mensch müsste er werden, das ist alles. Damit kann man in seinem Alter aber nicht mehr rechnen.“
„Ich an deiner Stelle würde trotzdem mit ihm reden. Vielleicht wirst du ja positiv überrascht, und wenn nicht, suchst du dir einen jüngeren Kandidaten und bildest ihn aus. Aber Gody hat Recht, du musst die Sache anpacken.“
„Ihr Frauen denkt immer noch Gutes von einem Menschen, auch wenn er schon lange bewiesen hat, dass er ein Schuft ist“, murmelte Nick trotzig, aber er war halbwegs geschlagen. „Also gut, ich rede mit ihm. Er soll mir sagen, warum er wieder bei uns arbeiten will und wie er sich das Verhältnis
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