Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
der mit ihm geredet hat.“ Peter wartete auf eine Reaktion, aber es kam nur ein fragender Blick.
„Macht mich das verdächtig?“ Ein Lächeln umspielte Scheideggers Lippen. „Jetzt wollen Sie sicher wissen, wo ich am Freitag war. Es ist ganz einfach. Sie, Frau Kaufmann, müssten mich gesehen haben: ich war an der Verleihung des Aargauer Kunstpreises. Sie waren in Begleitung von Steff Schwager, nicht wahr, und trugen ein wunderschönes silberglänzendes Kleid. Armani?“
Angela stieg die Röte ins Gesicht. „Das kann ich mir nicht leisten, Herr Scheidegger, im Gegensatz zu Ihnen.“ Sie wies auf seinen Anzug und bedauerte den Ausrutscher sofort. „Und da ich Sie nicht kannte, sind Sie mir an dem Anlass auch nicht aufgefallen.“
„Natürlich nicht, aber fragen Sie Steff, ich habe kurz mit ihm geplaudert. Und auch sonst gibt es eine ganze Reihe von Persönlichkeiten, die meine Anwesenheit bestätigen können.“
„Sehr gut, wir werden das überprüfen.“ Sie war wieder ganz und gar professionell. „Wir wissen auch, dass Sie mit dem Lebenspartner von Guido Bär bekannt sind. Sagen Sie uns bitte, worin die Verbindung besteht.“
„Doktor Beniak? Er ist der Tierarzt, von dem eine gute Bekannte ihren Hund behandeln lässt. Ich begleite sie manchmal oder vertrete sie, je nach Situation.“
„Sabine Scholl.“
„Genau, Frau Professor Sabine Scholl, Kunstmäzenin und Ehefrau des renommierten Kardiologen Renato Scholl, übrigens zwei sehr grosszügige Menschen.“
Peter wechselte einen Blick mit Angela und stand auf. „Gut, Herr Scheidegger, wir haben im Moment keine weiteren Fragen. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben für uns.“
„Keine Ursache, Herr Pfister.“ Er nahm einen Montblanc-Füllhalter aus der Brusttasche und wies auf den blauen Gedichtband. „Möchten Sie gerne eine Signatur?“ Ohne eine Antwort abzuwarten unterschrieb er auf der ersten Seite unter dem Titel. „Warten Sie noch einen Moment, bis die Tinte trocken ist. Auf Wiedersehen, Frau Kaufmann.“ Eine leichte Verneigung, dann war er weg.
„Ist doch ein netter Kerl, oder? Und er hat für alles eine Erklärung.“ sagte Peter Pfister.
„Eben. Ob er nett ist, weiss ich nicht, aber aalglatt ist er auf jeden Fall. Ich glaube, er spielt mit uns.“
„Er war auf jede einzelne Frage vorbereitet“, sagte Angela, als das Team zur Besprechung zusammenkam.
„Er hat nicht mal gefragt, woher wir unsere Informationen haben.“
„Erstens sieht man in jedem 'Tatort', wie die Polizei an Handydaten und Ähnliches herankommt. Und zweitens ist es auch sehr gut möglich, dass er die Wahrheit sagt. Es passt jedenfalls alles zusammen.“ Peter war zufrieden, Anatole Scheidegger wirkte nicht verdächtig.
„Nicht ganz“, warf sie ein, „der teure Anzug und die armselige Wohnumgebung stimmen nicht überein. Ich möchte zu gern wissen, wie es in der Wohnung selbst aussieht. Ich werde mal ein bisschen nachforschen.“
„In Ordnung, aber bitte mit legalen Mitteln“, sagte Nick. „Peter, du überprüfst das Alibi von Scheidegger, aber nicht bei Steff Schwager, das mache ich. Du kannst mit Pino Beltrametti anfangen, er war auch an diesem Anlass, und er weiss vielleicht, wie man an die Gästeliste herankommt.“
„Was bitte hat der Chef der Kriminaltechnik damit zu tun?“ Peter war erstaunt.
„Ich habe zufällig erfahren, dass er auch dort war, das ist alles. Er ist ein guter Beobachter, vielleicht hat er etwas gesehen.“
„Steff, du warst am Freitagabend an diesem Anlass zur Verleihung des Kunstpreises. Mit wem hast du da gesprochen, ausser mit Angela?“ Nick bemühte sich, den Ton leicht zu halten.
„Mit ungefähr tausend Leuten“, kam die mürrische Antwort. „Warum?“
„Wir haben einen möglichen Zeugen, der sich mit dir unterhalten haben will.“
„Name?“
„Nur wenn du schweigst, bis ich dir das OK gebe.“ Nick vertraute dem Journalisten, wenigstens hatte er sich bis jetzt an die Regeln gehalten. Die Beziehung mit Angela könnte allerdings etwas ändern daran, damit musste man rechnen.
„Gut, aber ich will der Erste sein, wenn es soweit ist, klar? Bis dahin spekuliere ich höchstens, aber ohne Namen.“ Steff klang plötzlich zugänglicher, er witterte eine Schlagzeile.
„Anatole Scheidegger, der Dichter.“
Am anderen Ende gab es eine längere Pause, dann war ein Seufzer zu hören. „Ich will ehrlich sein, Nick, ich bin nicht ganz sicher. Der Champagner war süffig, und wie gesagt unterhielt ich
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