Schreib und stirb (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Er stand auf und ging zu den Zeigetafeln. „Scherz beiseite, wir machen Folgendes. Peter, du bringst Paul Beniak noch heute Abend hierher, bitte sei freundlich und zuvorkommend. Nimm aber eine Streife mit für den Fall, dass er Widerstand leistet. Wenn er will, kann er seinen Anwalt benachrichtigen. Wir müssen versuchen, mit ihm den Abend im Detail zu rekonstruieren, vielleicht erinnert er sich ja mittlerweile, wann er wo gewesen ist. Es kann sein, dass wir die Hartmanns auch nochmal befragen müssen.“ Es würde eine lange Nacht werden für alle. „Angela, du beschaffst die Liste der Eingeladenen und versuchst mit den Leuten zu sprechen, die die Gäste empfingen. Wir müssen wissen, wer an dem Abend wirklich anwesend war.“ Er wandte sich an Gody. „Noch etwas. Ich werde das Gefühl nicht los, dass diese Herzberg-Seminare relevant sind, vielleicht ist da zwischen Bär und Scheidegger irgend etwas vorgefallen. Könntest du deine diplomatischen Fähigkeiten einsetzen und Richard Wiedmer bitten, mir eine Audienz zu gewähren?“
Gody nickte. „Gut, aber erst dann, wenn wir berechtigte Zweifel an der Schuld von Paul Beniak haben.“
„Nein, ich möchte parallel ermitteln.“
„Morgen, nach dem Verhör mit dem Tierarzt. Ich weigere mich, ohne stichhaltigen Grund einen Politiker aufzuscheuchen.“ Er stand auf. „Wir wissen alle, was wir zu tun haben. Sagt mir, wenn Beniak eingetroffen ist, ich will hinter dem Spiegel dabei sein.“
Marketa Beniak und Carola Biedermann standen vor dem Haus, als der Streifenwagen wegfuhr. Pavel hatte sich nicht gewehrt, es war, als ob der kräftige Mann seine ganze Energie verloren hätte. „Lasst nur“, sagte er, als die Frauen versuchten, Peter Pfister von seinem Vorhaben abzubringen. „Ich verstehe, dass sie mich mitnehmen müssen. Ich weiss ja selbst nicht mehr genau, was am Freitag geschehen ist.“
Seinen Anwalt benachrichtigen wollte er nicht, aber Marketa rief den Juristen jetzt trotzdem an und schilderte die Situation. Sie vereinbarten, dass sie sich jederzeit melden konnte, auch nachts, falls seine Anwesenheit bei der Polizei notwendig würde.
„Und was jetzt?“ fragte Carola mutlos. „Müssen wir einfach abwarten und darauf hoffen, dass der gute Cop Baumgarten weiterhin an die Unschuld vom Doc glaubt?“
„Möglich.“ Auch Marketa fühlte sich leer und ausgelaugt. „Aber ich kann nicht einfach hier sitzen und nichts tun. Es muss doch in diesem Haus einen Hinweis auf den richtigen Mörder geben, Menschenskind! Es macht mich fertig, dass ich nicht weiss, wo und wonach ich suchen muss.“
Sie tranken Tee, Marketa rauchte eine Zigarette. Der dicke rote Kater und die kleine Tigerkatze kamen nacheinander durch die Klappe in die Küche und wurden gestreichelt und gefüttert, dann liessen sie sich an ihren Lieblingsplätzen nieder und putzten sich.
„Gehen Sie nach Hause, Carola, ich rufe Sie an, wenn ich etwas weiss.“
„Versprochen? Auch mitten in der Nacht, ohne Rücksicht? Wenn ich nichts höre, komme ich morgen früh wieder und bringe frische Brötchen.“ Sie stand auf und zog ihre Jeansjacke an. „Ich bin froh, dass Sie da sind. Ohne Sie wäre das alles noch viel schwieriger.“ Sie beugte sich zu Marketa und küsste sie auf die Wange. „Danke.“
Ein bisschen wie die Tochter, die ich nie hatte, dachte Marketa etwas wehmütig, während sie aufräumte. Sie schenkte sich ein Glas Weisswein ein und trug es nach oben. Vor der Tür zu Guidos Arbeitszimmer blieb sie einen Moment stehen, dann fasste sie sich ein Herz und drückte die Klinke hinunter. Es musste etwas geben da drin, das die Polizei übersehen hatte, und sie hatte die feste Absicht, dieses Etwas zu finden.
In der Garage im Polizeikommando wollte Pino Beltrametti gerade seine langen Beine in den gepflegten alten Lancia Delta einfädeln, als der Streifenwagen mit Peter Pfister vorfuhr. Die Türen wurden geöffnet, und ein uniformierter Polizist nahm den Mann auf dem Rücksitz am Arm und führte ihn zum Eingang. An der geraden Haltung und dem befriedigten Ausdruck von Peter erkannte Pino, was vor sich ging. Er nahm sein Handy aus der Jackentasche. „Pfister bringt gerade den Tierarzt zum Verhör. Sieh zu, dass du dabei bist, Meierhans, und ruf mich an, wenn es etwas zu tun gibt. Ich bleibe die ganze Nacht erreichbar.“
An Schlaf war sowieso nicht zu denken, denn seit einer halben Stunde wusste er, dass er Peter Pfisters Nachfolge antreten würde. Gody beabsichtigte, die Teams in den
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