Schritte im Schatten (German Edition)
weniger normale Frau, die gerade ein Dinner genossen hat und eine Unterhaltung über Literatur, das Theater, Politik, wenn der Gastgeber plötzlich einen kleinen Zeitvertreib mit Peitschen vorschlägt, als sagte er: »Wie wäre es mit einem Glas Portwein? Oder vielleicht einem guten Wein zum Abschluss?« Oder sogar die Peitschen vorzeigt – einmal war es eine Nilpferdpeitsche, für Sadomasochisten immer unwiderstehlich – und auf eine Weigerung reagiert, als wäre es die Frau und nicht er, die ein bisschen seltsam ist.
Die folgende kleine Geschichte erscheint hier wegen des Geredes über die Überlegenheit schwarzer Männer im Bett. Dass es weiße Frauen nach einem schwarzen Penis gelüstet, ist einer der Mythen, die im kolonialen Denken breiten Raum einnehmen, und in meiner Jugend habe ich verschiedene Variationen dieses Mythos gehört. Und dann kam es zu diesem speziellen Ereignis gerade zu einer Zeit, als von den Heldentaten schwarzer Männer viel Aufhebens gemacht wurde, weil aus irgendeinem Grund die Überlegenheit der Sexualität der Schwarzen (Männern und Frauen gleichermaßen) zu einem Teil des »fortschrittlichen« Denkens geworden war.
Ein schwarzer Schriftsteller verbrachte einige Zeit im Exil in London. Er setzte mir monatelang zu, voller Inbrunst, er liebte mich, konnte nicht schlafen, weil er immer an mich denken musste. Seufzen und Leiden, die Sprache romantischer Verzweiflung – alles, was dazugehört. Nun, ich war noch nie mit einem Schwarzen ins Bett gegangen, weil ich mir nichts aus ihnen machte. Man könnte sagen, das läge an meiner frühen Konditionierung, wenn es nicht so wäre, dass dieselbe Konditionierung Leute, aber wohl überwiegend Männer, hervorgebracht hat, die es nach schwarzem Fleisch gelüstet. Es geschah aus Mitleid mit ihm, dass ich schließlich nachgab, wobei ich erwartete, eine schmerzhafte Leidenschaft zu stillen. Der eigentliche sexuelle Kontakt dauerte vielleicht drei Minuten, und dann schlief er ein. Er schnarchte so laut, wie ich es nie zuvor gehört hatte oder jemals wieder hören sollte. Ich verzog mich in ein anderes Bett und schlief friedlich bis zum Morgen. Als ich ihm eine Tasse Tee brachte, war er unterwürfig und zufrieden. Dann sah er, dass ich nicht neben ihm geschlafen hatte, und wollte den Grund dafür wissen. Die Hemmungen einer anständigen Erziehung – »Du darfst
nie
die Gefühle eines Menschen verletzen« – kamen zum Tragen, und ich murmelte: »Du hast geschnarcht.« Er schien überrascht. Nachdem er seinen Tee getrunken hatte, zog er sich an und sagte, er sei ja so glücklich. Dann setzte er seine romantischen Nachstellungen fort – Anrufe, leidenschaftliche Briefe, Begegnungen auf der Straße, wo er auf der Lauer gelegen hatte. Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass er all diese romantische Leidenschaft aus der Literatur abgeleitet hatte. Ich habe manchmal auf den Gesichtern schwarzer Freundinnen einen gewissen ironischen Blick bemerkt, wenn vom amourösen Ruhm ihrer Partner die Rede war. Aber vielleicht habe ich auch nur Pech gehabt.
An eine andere Sache erinnere ich mich voller Scham. Auch er war ein Schwarzer, und er kam aus Jamaika. Er war wahnsinnig in mich verliebt und umwarb mich lange und erschöpfend. Mich an mein vorhergegangenes Erlebnis erinnernd, sagte ich immer wieder Nein, und dann sagte ich mir schließlich, wie bei Frauen vielleicht üblich: Ach, um Gottes willen, weshalb mache ich einen solchen Aufstand, wenn es ihm so viel bedeutet? Ich zog mich vollständig aus – und dann zog ich mich wieder an, denn inzwischen dachte ich: Weshalb, zum Teufel, sollte ich, wenn ich es nicht will? Das war gemein. Grausam. Wie meine Mutter gesagt hätte, wenn auch in einem anderen Kontext: Es gibt Dinge, die eine anständige Frau nicht tut.
Da war ein Theaterregisseur, so schwul, wie man nur sein kann, und berühmt dafür, mit dem mich jene Art von ungezwungener Freundschaft verband, die Frauen manchen Homosexuellen entgegenbringen. Es wurde eine ausgelassene sexuelle Balgerei von einem Stück gespielt, mit dem Titel
Lock Up Your Daughters
, und darin kam der Satz vor: »Wann geht’s
endlich
zur Sache?« Ich gehe eine Treppe hinunter, mit einem Glas in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand, und dieser Freund hält mich an, indem er meine beiden Arme ergreift und dann, vor mir stehend, fragt: »Und wann geht’s
endlich
zur Sache?« Ein Witz, sollte man meinen, aber nein, eine Zeit lang stürzte er sich jedes Mal,
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