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Schritte im Schatten (German Edition)

Schritte im Schatten (German Edition)

Titel: Schritte im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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Street zu verbringen. Die jungen Leute jeder Generation müssen sich einbilden, sie hätten die Ungezwungenheit erfunden, aber das unschuldige Teilen von Betten hat nicht in den Sechzigern begonnen. Ich habe nicht nur ein- oder zweimal eine freundschaftliche Nacht mit einem Mann verbracht, weil wir unser Gespräch noch nicht beendet hatten oder er den letzten Zug verpasst hatte. Zwischen mir und Ken hatte nie eine sexuelle Anziehung bestanden, nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde. Ich kann mir keine zwei Menschen vorstellen, bei denen die Wahrscheinlichkeit geringer gewesen wäre, dass einer den Puls des anderen zum Flattern bringt. Ich war oft im Schlafzimmer der Tynans gewesen, denn dort ließen wir bei einer Party unsere Mäntel. Ich kehrte aus dem Badezimmer zurück, um mich neben Ken ins Bett zu legen, als ich feststellte, dass die Schlafzimmerwände sich auf groteske Weise verändert hatten, denn an ihnen hingen nun alle möglichen Arten von Peitschen, wie in einem Peitschen-Museum. Jetzt sollte man meinen, dass Ken gesagt hätte: »Wunderst du dich nicht, was all diese Peitschen hier sollen?« Oder dass ich gesagt hätte: »Was ist mit diesen Peitschen, Ken?« Nichts davon; wir lagen da, Seite an Seite, unterhielten uns angeregt über alles Mögliche, bestimmt aber über Politik, weil das unser Lieblingsthema war. (Ich pflegte zu ihm zu sagen, er sei romantisch, um nicht zu sagen, sentimental, und unwissend, und er beklagte sich, ich sei eine Zynikerin und mir fehle es am Glauben an die Menschheit. Ich erinnere mich an einen Tag, an dem er mich aufforderte, an einer Versammlung mit einer Reihe von prominenten Leuten teilzunehmen, bei der gegen irgendetwas protestiert werden sollte, ich weiß nicht mehr, wogegen. Ich sagte zu ihm, ich fände diese Sache, dass sich Berühmtheiten in der Öffentlichkeit hinsetzten, um ihrem Protest durch Fasten Ausdruck zu geben, absurd und lächerlich, weil jedermann wisse, dass sie, sobald das »Fasten« beendet sei, alle in ein Fünf-Sterne-Restaurant gehen würden. Ken fand, mir fehle es an Instinkt für Publicity, und meinte, ich ließe oft reaktionäre Tendenzen erkennen.)
    Und so schliefen wir ein und wurden am nächsten Morgen von einem Dienstmädchen geweckt, das Frühstück auf zwei Tabletts brachte. (Ken lehnte es ab, zu kochen, und Elaine Dundy gleichfalls. Sie behaupteten stolz, dass keiner von ihnen wisse, wie man ein Ei kocht, und sie aßen immer in Restaurants. Sogar das Frühstück wurde ins Haus gebracht.) Dann räumte das Mädchen die Peitschen weg.
    Ähnlich eindeutig Uneindeutiges ist mir auch mit anderen bekannten Männern passiert (Namen tun nichts zur Sache), aber Ken machte nicht nur kein Geheimnis aus seinen Vorlieben, sondern prahlte sogar mit ihnen. Er übertrieb das Bedürfnis des Lehrmeisters, zu glauben, alle anderen Leute wären genauso wie er selbst, indem er sein ziemlich perverses Musical
Oh! Calcutta!
als »Abendunterhaltung für zivilisierte Leute« beschrieb.
    Eine Szene: eine Party in der Mount Street. Ken hat sich eine junge Schauspielerin vorgenommen, die gerade in der Londoner Szene eingetroffen ist. Er versucht sie zu überzeugen, dass ihre Weigerung, Peitschen und damit verbundene Freuden zu akzeptieren, darauf zurückzuführen ist, dass man ihr Vorurteile beigebracht hat.
    »Du bist konditioniert worden«, sagt Ken, wobei sein Stottern sein pädagogisches Selbst verstärkt. Er ragt über ihr auf, während sie zu ihm emporlächelt.
    »Aber Ken«, murmelt sie, »mir macht es keinen Spaß.«
    Er ist gebremst, aber die Kraft seines Bedürfnisses, den Lehrmeister zu spielen, reißt ihn mit sich. »Man hat dir beigebracht zu denken, dass es nur eine Art gibt, Sex zu haben.«
    »Ich würde nicht gerade sagen, nur eine …« Sie lächelt und bekommt Applaus von den zuhörenden Partybesuchern.
    »Nur eine Art«, sagt Ken und ist wahrscheinlich im Begriff, eine Reihe von lehrreichen Anekdoten von den Griechen und Römern und Gott weiß wem sonst noch zum Besten zu geben, aber sie sagt entschlossen: »Ken, mir macht es keinen Spaß.«
    Und nun konnte man beobachten, wie er vom Lehrer auf den geistreichen Mann umschwenkte. »Ich muss protestieren. Du hast mich auf unfaire Weise zum Schweigen gebracht«, sagt Ken. »Ich habe nichts mehr dazu zu sagen. Wie könnte ich, wenn man es logisch betrachtet? Wie könnte ich dir meinen Segen verweigern. Tu, was dir Spaß macht, Darling.«
    Es ist eine ziemlich verstörende Sache für eine mehr oder

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