Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
würden Sie Frau Gucci heißen."
"Ja, ich weiß, schade, dass es so ist."
"Aber das ist sicherlich nicht der Grund für Ihren Anruf!"
Richter stand neben Montag und verdrehte die Augen.
"Nein, sicher nicht. Obwohl ich mit Ihnen gerne noch eine Weile plaudern würde." Sie räusperte sich. "Herr Montag, es ist nichts sehr Wichtiges. Ich brauche nur eine Auskunft von Ihnen. Doktor Schröder war heute Morgen bei uns, wie Sie sicher wissen. Er hat etwas bei uns liegen lassen, eine Akte. Er erwähnte im Gespräch mit Dottore Saltini, dass er noch Urlaub in Italien machen wollte. Aber wir wissen nicht wo, sonst würden wir ihm seine Unterlagen nachsenden. Können Sie uns weiterhelfen?"
Merkwürdig. Schröder würde nie unbeabsichtigt eine Akte aus der Hand geben, dachte Montag. "Soweit mir bekannt ist, wollte er sich mit einem Freund auf Sizilien treffen und ein paar Tage später zu den Äolischen Inseln fahren, Lipari und Stromboli. Aber dorthin die Akte weiterzureichen, das wäre ja viel zu kompliziert!"
"Auf Sizilien, wo denn, wissen Sie das?"
"Er hat den Ort erwähnt, in dem sie sich treffen wollten. Warten Sie, er fängt an mit einem M, … Mi,... Mi..."
"Vielleicht Milazzo?"
"Ja Milazzo! Woher wissen Sie?"
"Milazzo ist der Hafen, von dem aus die meisten Fähren auf die Äolischen Inseln übersetzen! Vielleicht finden wir Doktor Schröder noch rechtzeitig."
"Tja, ich weiß nicht. Wie lautet die Überschrift der Akte?"
"Nun, es ist eigentlich nur ein Protokoll einer chemischen Analyse, sagte mir Dottore Saltini. Sie muss Doktor Schröder wohl aus seinem Ordner herausgefallen sein."
Montag runzelte die Stirn.
"Aha. Wissen Sie, schicken Sie bitte das Protokoll per Einschreiben an unser Büro, das wird die einfachste Lösung sein."
"In Ordnung, wenn Sie es so haben wollen. Warum sollte er das Protokoll im Urlaub mit sich herumschleppen, Sie haben Recht! Vielen Dank, Herr Montag, und ... Dottore Saltini lässt Sie grüßen. Leider hat er keine Zeit, mit Ihnen persönlich zu reden. Auf Wiederhören, Herr Montag!"
"Auf Wiederhören, Frau, ah ... Signorina Gucci!" Montag sah den Hörer an und schüttelte nachdenklich den Kopf.
*
Saltini lag zurückgelehnt in seinem Sessel, tippte die Zeigefinger gegeneinander und wartete, bis seine Sekretärin das Büro betrat. Endlich klopfte es. Die junge Frau trat ein.
"Was haben Sie herausgefunden?", fragte er und sah der jungen Frau auf ihren schlanken Hals.
"Ich habe mit Schröders Partner telefoniert und ihm erzählt, Schröder hätte das Protokoll aus Versehen hiergelassen; ich gab vor, es Schröder nachsenden zu wollen. Er fährt mit einem Freund zu den Äolischen Inseln."
"Zu den Äolischen Inseln!" Saltinis Augen wanderten tiefer zu ihrem Busen und dann auf das Schambein der Frau, das sich durch ihr Wollkleid als leichte Wölbung abzeichnete; er hielt den Aktendeckel in der rechten Hand und schlug damit in gleichen Abständen in seine linke. Als die Frau seinen Blick bemerkte, ging sie ein paar Schritte auf seinen Schreibtisch zu. Er wandte sich von ihr ab und betrachtete nachdenklich seine blankpolierten Schuhe. "Haben Sie etwas über diesen Arzt herausgefunden?"
Sie hielt ihren Notizblock höher und überflog, was sie aufgeschrieben hatte.
"Ich habe ein paar Telefonate geführt", sagte sie und sah kurz auf. "Er heißt Frederic Lasky, sein Vater ist polnischer Abstammung. Der ist nach Deutschland gekommen, wo er dann drei Jahre später eine Deutsche heiratete. Sie bekamen einen Sohn, den sie Frederic nannten. Frederic Lasky studierte später Medizin, Staatsexamen mit Auszeichnung, bekannt für seine Zielstrebigkeit und seinen schrägen Humor. Bei seinen Mitarbeitern sehr beliebt. Schrieb seine Doktorarbeit über die Toxizität von aromatischen organischen Verbindungen und den daraus resultierenden Allergien."
Saltini durchlief ein Schauer. "Und weiter? Adresse?"
"Habe ich auch hier. Er ist ein persönlicher Freund von Doktor Schröder. Sie haben in letzter Zeit oft gemeinsam ihre Freizeit verbracht, wie ich erfahren habe. Und wissen Sie was ein besonderer Zufall ist?"
"Nein, nun rücken Sie schon heraus mit der Sprache!"
"Lasky ist der Freund, mit dem Schröder nach Stromboli unterwegs ist!"
Saltini entfuhr ein leiser Pfiff. "Und wie haben Sie das alles herausgefunden?"
"Das war nicht schwierig. Wenn man an die Richtigen gerät, und man ist höflich und charmant, dann sprudelt es aus ihnen heraus wie aus einer angestochenen Spraydose."
"Und wen haben
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