Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
das Licht der Sonne bizarr zurück. "Kommen Sie!", sagte Vennmeier und nahm Schröder beim Arm. Sie fuhren mit den Rolltreppen bis in die Kuppel. Vennmeier ging mit Schröder auf eine Tür zu und tastete mit der rechten Hand am Türrahmen entlang. Er nahm die Hand zurück und zeigte Schröder einen Schlüssel. "Kleines Versteck der Angestellten. Zum Rauchen gehen sie manchmal aufs Dach. Dürfen sie zwar nicht. Aber sie machen es trotzdem. Kommen sie."
Er sperrte die Tür auf und ging eine kleine Treppe hinauf. Dann kam eine weitere Tür. Sie standen auf dem Dach und sahen hinüber direkt zum berühmten zick-zack-gedeckten Dach des Stephansdoms.
"Wunderbar hier", sagte Schröder leise. "Wie friedlich es hier oben ist."
"Ja, ich komme gern hierher. Man lässt mich einfach. Ich kenne den Leiter der Sicherheit hier im Haus. Ich trink ab und zu mit ihm ein Gläschen." Vennmeier sah auf die Uhr. "Und schon müssen wir weiter. Der Botschafter erwartet uns im Café Ritter."
"Woher kennen Sie ihn eigentlich?"
"Als der neue Botschafter vor ein paar Jahren nach Österreich kam, war ich wirklich überrascht. Mein und sein Vater waren Schulfreunde. Ich kenne ihn aus meiner Kindheit, weil sich unsere Väter oft besucht haben. Da bin ich einfach zur Botschaft gegangen. Er hat mich mit Freuden empfangen, zumal er in Wien bis zu diesem Zeitpunkt noch keine privaten Bekannten hatte. Wir sind ganz gute Freunde geworden. Er ist ein unkomplizierter Mensch. Für einen Botschafter!"
Sie gingen über die Treppe zurück. Vennmeier legte den Schlüssel zurück an sein Versteck. Sie bestiegen den Aufzug des Haas-Hauses, der direkt zur U-Bahn führte. Auf dem Bahnsteig stehend flüsterte Vennmeier: "Ich finde, Sie sind wirklich ein mutiger Mann, Herr Schröder."
"… oder ein Idiot, je nachdem, wie man es sieht", antwortete Schröder und betrachtete Vennmeier von der Seite. "Der Kampf gegen die Müllmafia ist nahezu aussichtslos. Jährlich verschwinden unvorstellbare Mengen Sondermüll in dunklen Kanälen; übrigens: In ihrem kleinen Land Österreich sind es nach abgesicherten Schätzungen ungefähr einhunderttausend Tonnen im Jahr. Können Sie sich vorstellen, wie viele es dann in Deutschland sein mögen?"
Vennmeier antwortete mit einer hilflosen Geste.
"Aber dass es so brutal zugehen würde, hätte ich selbst nicht gedacht!", stellte Schröder fest.
Die U-Bahn rauschte heran, öffnete die Türen und verschlang die beiden Männer, um gleich danach wieder loszufahren. Während der Fahrt sprachen sie nicht. Bald waren sie am Café Ritter angekommen, einem der typischsten Kaffeehäuser Wiens. Sie betraten den großen Raum. Vennmeier ging auf den Kellner zu.
"Ein Tisch wurde reserviert auf den Namen Vennmeier."
"Bitte sehr, dort hinten im Eck." Der Kellner schritt voraus und bot ihnen Platz an.
"Zwei Melange, bitte."
In diesem Moment betraten drei Männer das Café. Der erste sah sich um und entdeckte die beiden. Er winkte freundlich und kam näher, gefolgt von zwei versteinerten Gesichtern, die einen Meter hinter ihm blieben.
"Guten Tag, Ludwig, schön dich zu sehen!", sagte der Botschafter freundlich.
Vennmeier war aufgestanden. "Darf ich dir Herrn Doktor Schröder vorstellen?"
Schröder erhob sich und reichte dem Botschafter die Hand. Trotz der Freundlichkeit ging von dem Diplomat eine versteckte Traurigkeit aus. Sein Blick war warm und leidvoll zugleich. "Danke, ganz meinerseits. Ich hörte bereits von Ihrem Problem, und Ludwig legt seine Hand für Sie ins Feuer. Das bedeutet mir sehr viel. Sie brauchen Papiere, nicht wahr?"
"Ja, das ist mein Problem. Ich ..."
Der Botschafter machte eine beschwichtigende Handbewegung und fügte hinzu: "Ich kenne die Geschichte bereits und bedaure, was Ihnen passiert ist. Tragen sie Passbilder bei sich?"
"Ja, ich habe gestern zwei machen lassen."
"Sehr gut. Wir haben Ihre Identität überprüft und wissen, dass nichts gegen Sie vorliegt. Bitte geben Sie die Bilder meinem Mitarbeiter hier und seien Sie in einer Stunde wieder hier. Sie werden einen nagelneuen Pass erhalten. Er ist allerdings nur provisorisch. Ist Ihnen damit gedient?"
"Vielen Dank, das geht ja sehr schnell."
"Manchmal ist es eben dringend, nicht wahr?" Der Botschafter sah auf seine Uhr. "Ich muss Sie jetzt leider verlassen, denn ich werde erwartet. Eigentlich war ich nur auf dem Vorbeiweg."
"Vielen Dank, Ernst. Du hast mir einen großen Dienst erwiesen", sagte Vennmeier.
"Schon gut. Bis bald, Ludwig, und Ihnen eine gute
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