Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
außer Lebensgefahr. Ich konnte Paolo abwehren und vertreiben. Allerdings sind Maria und Ricardo auf Stromboli nicht mehr sicher. Ricardo habe ich bereits versteckt."
Der Kapitän erzählte Schröder die Geschichte von dem Moment an, als Giaco ihm sein Gesicht aufgeschlitzt hatte. Warum aber hatte Paolo, Marias Mann, die beiden angegriffen? War es Eifersucht, oder war auch er in die Geschichte verwoben? Nein, Schröder verwarf den Gedanken als Hirngespinst und schrieb diese Idee seinem allmählich aufflackernden Verfolgungswahn zu.
"Kann ich von hier aus etwas tun, Capitano?", fragte Schröder ziemlich ratlos.
"Nein, nein, lassen Sie. Maria und Ricardo sind meine Verwandten, ich würde alles für sie tun."
"Sobald es geht, werde ich Maria und Ricardo besuchen."
"Ok, das werde ich ihnen ausrichten", sagte der Kapitän. "Melden Sie sich schnell bei Maria. Oder kann man Sie irgendwo erreichen?"
"Nein, ich möchte Euch nicht noch tiefer in die Sache verstricken. Es wird ohnehin immer gefährlicher für jeden, der mich kennt. Sobald sich die Wogen geglättet haben, werde ich mich wieder melden! Bringen Sie Maria in Sicherheit! Und schenken Sie ihr bitte in meinem Namen einen großen Strauß rote Tulpen. Das ist nicht viel, aber das sind ihre Lieblingsblumen."
*
"Wie lange wissen Sie schon von der Sache? Herr Mainzer erzählte etwas von mehreren Wochen. Stimmt das?" Ruprecht Peters war ein großgewachsener Mann Ende dreißig, der mit einem sportlichen Anzug bekleidet war.
Carola rückte ihren Schreibtischsessel zurecht. "Nicht direkt. Einer meiner Kollegen ist auf merkwürdige Parallelen zwischen einem Fall von vor zwanzig Jahren und einem aktuellen gestoßen." Carola Steglitz riss den Fall in Kürze ab und erklärte dem Leiter des Umweltamtes die einzelnen Vorfälle und Personen, die in den Fall verwickelt waren. Peters hörte gebannt zu. Nach einer viertel Stunde lehnte sie sich zurück in ihren Sessel.
"Das ist ja ne Bombe! Können Sie das alles beweisen?"
"Ich habe Ihnen von Vogler erzählt. Er wird die Beweise zusammentragen. Was Tacke angeht ... hier haben Sie eine Akte, die der damalige Kollege Doktor Vennmeier vor zwanzig Jahren zusammengestellt hat."
Sie griff zu einem Schlüssel, öffnete ein Schreibtischfach und schob den Ordner über den Tisch. Peters nahm ihn in die Hand und blätterte darin, wobei sein Gesicht von offener Bewunderung verzückt schien.
"Ich bin zwar kein Mediziner, aber ich verstehe genug davon, um das hier zu durchschauen."
"Warten Sie, ich habe noch mehr! Das sind Unterlagen aus dem Klinikum. Alles Aufzeichnungen über Fälle, die im Laufe der letzten zwanzig Jahre ab und zu aufgetaucht sind. Die Symptome sprechen für sich."
"Wo sind die her?"
"Von einem Arzt des Klinikums, Dr. Sänger. Er hat die Genehmigung seines Chefs bekommen, uns die Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Amtshilfe."
"Unglaublich! Was waren das für Leute, die erkrankt sind?"
"Über die Jahre verteilt ein paar Arbeiter der ICCO und zwei Arbeiter der Stadtwerke, die im Straßenbau beschäftigt waren und in der Nähe der ICCO Kanalrohre verlegt haben. Die Symptome wurden zwar in allen Fällen erkannt und verbucht, wie Sie hier lesen können, aber nicht allzu ernst genommen. Die Indizien sprechen wohl für sich."
Peters nickte und schob staunend seine Unterlippe ein Stück vor. Dann sah er auf und sagte: "Holen Sie bitte Ihren Chef, diesen Tacke. Ich will ihm ein paar Fragen stellen."
Sie griff zum Telefon. Der Wortwechsel fiel sehr karg aus. Tacke bat sie in sein Büro.
*
Schröder sah aus dem Fenster. Sein Blick schweifte über die Wipfel der Baumreihe, die die Allee zerteilte. Das Hintergrundgeräusch verriet den regen Autoverkehr am Wiener Gürtel, der die Hauptstadt in eine Hölle verwandelte. Doch die Allee war eine Wohnstraße, die vom Durchgangsverkehr weitgehend verschont war.
"Sind Sie soweit?" Vennmeier stand direkt hinter ihm und forderte ihn sanft auf, ihm zu folgen.
"Ja natürlich", sagte er verwirrt.
Sie gingen hinaus und hatten einen kurzen Fußweg zur nächsten Straßenbahnhaltestelle. Vennmeier ging neben Schröder und hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt.
"Wir haben noch Zeit. Was halten Sie von der Innenstadt? Soll ich Ihnen den einsamsten aber zugleich den schönsten Ausblick über die Stadt zeigen?"
"Na ja, wenn wir noch Zeit haben, warum nicht?"
Nach einer halben Stunde standen Sie vor dem Haas-Haus gegenüber dem Dom. Die gebogene Glasfassade des Kaufhauses warf
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